Hermine „Herma“ Bauma kommt außerordentlich spät zum Sport. Erst im Alter von 16 Jahren fällt einem Turnprofessor das ausgezeichnete Bewegungstalent der Wienerin auf.
Bauma beginnt mit dem regelmäßigen Training in den leichtathletischen Disziplinen 60m-Lauf, Hoch- und Weitsprung. Durch Zufall bekommt sie einen Speer in die Hand gedrückt und wirft ihn, zwar mit unorthodoxer Technik, aber weit hinaus. Einen Monat später ist sie mit einer Weite von 36 Metern bereits österreichische Meisterin. Schon bald erreicht sie auch internationales Top-Niveau. 1936 wirft die damals 21-Jährige 45,71 m und damit Europarekord. Mit ihrer Weite löst Bauma zudem das Ticket für die Olympischen Spiele Berlin 1936, wo sie trotz einer Ellenbogenverletzung ausgezeichnete Vierte wird. Auf Bronze fehlen ihr damals zehn Zentimeter.
Weder die verpasste Medaille noch die Kriegsjahre hindern die Wienerin daran, weiter zu trainieren. 1947 – und damit ein Jahr vor den ersten Olympischen Spielen der Nachkriegszeit – wirft sie im Wiener Stadion vor 70.000 begeisterten Zuschauern einen neuen Weltrekord (48,21 m). Im Olympia-Jahr schraubt sie diesen auf sagenhafte 48,63 Meter.
Doch wie schon 1936 stehen auch 1948 die Wettkampfvorbereitungen für Olympia unter keinem günstigen Stern. Bauma muss erst eine Mandeloperation über sich ergehen lassen und übersteht anschließend eine Blutvergiftung mit Sepsis. Nur sechs Wochen verbleiben ihr für die Vorbereitung auf den Wettkampf.
Beim Bewerb am 31. Juli 1948 im Londoner Wembley schleudert die nunmehr 33-Jährige den Speer im fünften und letzten Versuch auf 45,57 m – das bedeutet nicht nur Olympischen Rekord, sondern auch die erste österreichische Olympia-Goldmedaille nach dem zweiten Weltkrieg. Bis heute ist Bauma, die 1952 in Helsinki noch einmal Neunte wird und auch leidenschaftliche Handballerin ist, die einzige heimische Leichtathletik-Goldene in der Geschichte.