"Es fühlt sich richtig gut an!"
Stephan Hegyi steht in der Interview-Zone der Judo-Halle in Minsk und strahlt übers ganze Gesicht. Um den Hals baumeln zwei Medaillen, Europaspiele-Bronze und EM-Bronze. Der 20-Jährige hat einmal mehr seine Klasse gerade dann unter Beweis gestellt, wenn's am meisten zählt. Bei einem Großereignis. Das erste Interview - gleich nach der Siegerehrung.
Stephan, wie fühlt sich das an - 2. EM-Medaille in Folge geholt, den Vize-Weltmeister dominiert und mit Ippon besiegt?
Hegyi: "Der Druck fällt weg. Es ist aus österreichischer Sicht bei dieser EM ja nicht gut gelaufen. Super, dass mir jetzt noch im letzten Moment eine Medaille gelungen ist, meine zweite in Folge. Dass ich mit Ushangi Kokauri den Vize-Weltmeister geschlagen habe, macht mich stolz. Es war mein erster Kampf gegen ihn. Der Plan war, ihn von Beginn an zu überraschen, einzuschüchtern. Ich hab' ihn gleich geworfen, den Kampf jederzeit unter Kontrolle gehabt, dann sogar mit Ippon geworfen. Das war richtig gut."
Dein heutiger Tag hat mit dem Kampf gegen den Deutschen Heinle begonnen. Wie gut bist Du in den Wettkampf gestartet?
Hegyi: "Ich hab mir schwer getan. Ich würde im Nachhinein sagen. Das war sicher mein anstrengendster Kampf. Der Sieg durch Ippon war eine große Erleichterung."
Der einzige Dämpfer des Tages kam im Viertelfinale. Wie erklärst Du Dir die Niederlage?
Hegyi: "Es war ein dummer Fehler, um ehrlich zu sein. Ich hab' im Kampf gegen den Niederländer Henk Grol zu sehr auf den Griff an der Schulter geachtet, dabei seine andere Hand aus dem Blickfeld verloren. Ich war auf seine Attacke nicht vorbereitet. Beim letzten Kampf hab' ich durch den starken Griff gewonnen, den Kampf dominiert. Vielleicht war ich deshalb zu siegessicher. Beim nächsten Mal wird mir so ein Fehler gegen ihn sicher nicht wieder passieren."
Erster Gegner in der Hoffnungsrunde war der Pole Maciej Sarnacki. Wie schwer war es?
Hegyi: "Du musst die Viertelfinal-Niederlage abhaken, dich neu aufbauen. Ich hab' zwei Würfe angesetzt, der zweite hat funktioniert. Ippon. Damit war ich wieder im Rennen. Das gab Auftrieb. Ich wusste, die Medaille ist in Griffweite."
Im August steht die WM in Tokio auf dem Programm. Wie hoch stehen die Chancen auf die erste WM-Medaille für Dich?
Hegyi: "Vorher stehen noch zwei Grand-Prix-Turniere auf dem Programm. Nach der EM beginnt eigentlich die WM-Vorbereitung. Aber natürlich stehen meine Chancen gut. Wer in meiner Gewichtsklasse bei der EM vorne mit dabei ist, der hat auch bei der WM gute Medaillenchancen. Eine Top-Platzierung in Tokio käme im Hinblick auf die Sommerspiele 2020 genau recht!"