Peking 2022: Blick hinter die Kulissen
China gehört, da ist sich die dreiköpfige ÖOC-Delegation einig, zu den spannendsten Ländern der Welt. Auch und vor allem deshalb, weil den Besuchern im Reich der Mitte ein Blick in die Zukunft ermöglicht wird.
„China ist wahrscheinlich das Land, das sich schneller verändert als jedes andere“, berichtet ÖOC-Sportdirektor Christoph Sieber, der anlässlich der „Open Days“ gemeinsam mit ÖOC-Marketingleiter Florian Gosch und Ingemar Mayer (Games Preparations) nach Peking und also in die Host City der Olympischen Winterspiele 2022 gereist ist.
Für den Olympiasieger von Sydney 2000 ist es 2019 bereits die dritte Dienstreise ins bevölkerungsreichste Land der Welt.
Curling statt Schwimmen
Weil es die „Open Days“ sind, öffneten sich auch die Tore der verschiedenen Wettkampfstätten für die rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Olympischen Komitees aus der ganzen Welt.
Also konnten das als „Vogelnest“ bekannte Nationalstadion, in dem Eröffnungs- und Schlussfeier und direkt daneben zahlreiche Medaillen-Übergaben stattfinden werden, die Eishockey-Hallen, das 18.000 Zuschauer fassende Eiskunstlauf- und Shorttrack-Stadion oder das zur Curling-Halle umfunktionierte Schwimmstadion besichtigt werden.
Neu gebaut wird die Nationale Eisschnelllauf-Halle mit einer Kapazität von 12.000 Besuchern. Auch der gesamte Mountain Cluster – aufgeteilt in Yanqing (Ski Alpin, Bob, Rodeln und Skeleton) und Zhangjiakou (Nordisch, Freestyle) – entsteht neu.
„Es ist imposant zu sehen, was hier an Infrastrukturprojekten umgesetzt wird, die Dimensionen sind gewaltig. Gleichzeitig spielt aber auch die Nachhaltigkeit und spätere Nutzung eine große Rolle“, so Sieber.
In weniger als 1 Stunde bei den Alpinen & Nordischen
Das neue Wintersport-Zentrum in den Bergen soll künftig der Bevölkerung zur Verfügung stehen. Der neue Hochgeschwindigkeitszug spielt bei den Plänen der Nachnutzung eine zentrale Rolle. Fährt man jetzt mit dem Auto rund vier Stunden in die Berge, ist diese Strecke künftig auf der Schiene in weniger als einer Stunde zu schaffen.
„Zum Bahnhof im Alpin Cluster benötigt man von Peking aus 25 Minuten, zu den Nordischen braucht man 55 Minuten. Peking wird natürlich eine zentrale Rolle spielen, umso wichtiger, dass der Mountain Cluster so gut eingebunden ist“, freut sich Florian Gosch, der vor Ort auch schon wertvolle Informationen zu Unterkünften, Logistik und potentiellen Locations für das Austria House sammeln konnte.
„Wir haben einen sehr guten Einblick bekommen, Kontakte geknüpft und natürlich ist auch der Austausch mit den anderen Nationalen Olympischen Komitees sehr wichtig. Mein Eindruck ist, dass die Begeisterung sehr groß ist und die Organisatoren wirklich daran interessiert sind, mit der Begeisterung rund um die Olympischen Spiele etwas für den Wintersport und den Tourismus zu tun.“
Die rund 4.000 Athletinnen und Athleten werden in insgesamt drei Olympischen Dörfern untergebracht sein. Die Skifahrer können in Yanqing im Dorf auf 900 m Seehöhe in die Doppelmayr-Gondel steigen und sich zum Start auf 2.100 m bringen lassen. Der neue Eiskanal liegt direkt neben dem Olympischen Dorf.
Offene Fragen
Ein großes Fragezeichen waren für viele die Bedingungen vor Ort, Ingemar Mayer klärt auf: „Im Februar kann es sehr kalt werden, bis minus 20 Grad, es muss aber jedenfalls künstlich beschneit werden. Wie wir auch gehört haben, bläst in den Bergen oftmals ein starker Wind, ähnlich wie in Pyeongchang, vielleicht sogar noch stärker.“
Am Samstag geht es für das Trio von Olympic Austria zurück in die Heimat. Bis dahin sind vielleicht auch schon weitere Fragen beantwortet, zum Beispiel wo die Wachskabinen stehen werden, und wie das nun wirklich mit dem Auto fahren ist? „Im Moment darf man es als Ausländer nicht, außer man hat einen chinesischen Führersein. Ansonsten braucht man einen Fahrer.“
Und sollte es diesmal keine Antwort geben, Christoph Sieber kommt im Februar 2020 bereits wieder. Dann gemeinsam mit Vertretern des Österreichischen Skiverbands, um sich vor den Alpin-Test-Events ein Bild von den Wettkampfstätten und den Verhältnissen zu machen. „Ich bin gespannt, was sich bis dahin wieder alles verändert hat.“