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"Vor dem Ziel steht die Begeisterung"

Donnerstag, 19. Dezember 2019 / Lausanne 2020

Rodel-Olympiasieger Wolfgang Linger steckte am Donnerstagabend  beim „Chat with Champions“ im Rahmen des Kick-offs in Salzburg das Youth Olympic Team mit seiner Begeisterung an.

Olympiasieger stecken voller guter Geschichten und wertvoller Tipps. Das bewiesen ÖOC-Sportdirektor Christoph Sieber (48), Windsurf-Olympiasieger im Jahr 2000 und „Chat with Champions“-Gast Wolfgang Linger (37), Gewinner von drei Olympiamedaillen im Rodel-Doppelsitzer, zwei davon in Gold (2006, 2010), eine in Silber (2014). Die Höhepunkte des hochkarätigen Olympiatalks.

Wolfgang Linger über…

…die Wichtigkeit von Erfahrung bei Olympischen Events: „Ich war 19 Jahre alt, als ich mich mit meinem Bruder für meine ersten Olympischen Spiele qualifiziert habe. Wir gehörten 2002 in Salt Lake City nicht zu den Medaillenfavoriten. Es war also egal, welche Platzierung wir holen und damit war der Erwartungsdruck gering. Dafür war Platz 8 schon fast mehr als wir erwarten durften. Aber das Wichtigste war die Erfahrung, die wir dort sammeln durften, das hat uns später 2006 bei unserem ersten Olympiasieg in Turin sehr geholfen. 2010 haben wir dann noch einmal Gold gewinnen können, 2014 in Sotschi knapp vor unserem Karriereende Silber.“

 … Weg und Ziel: „Im Sport ist es selbstverständlich, seine Ziele zu leben. Ich sehe bei meinen eigenen Kindern, dass man schon von klein auf Ziele hat. Wenn die beiden vor der Tür Fußballspielen, da will niemand verlieren. Aber der Zugang, ich will Olympiasieger werden, egal in welcher Sportart geht aus meiner Sicht nicht. Ich brauche für das, was ich tue, Begeisterung. Mein Bruder und ich haben viele Sportarten probiert und sind schließlich beim Rodeln hängen geblieben, weil wir davon fasziniert waren. Das Ziel Olympiasieg kam später, denn vor dem Ziel steht die Begeisterung!“

… Rückschläge: „Es gibt Tage, da stellt man sich die Sinnfrage, da ist man nicht so motiviert, da hat man Hänger. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade die Momente des Aufstehens nach einem Niederschlag besonders gut tun. Ich kann jedem nur raten hier seinen eigenen Weg zu finden, mit Niederlagen umzugehen.“

… Teamarbeit: „Mein Bruder und ich waren nicht immer einer Meinung, wir haben gestritten, gerauft, gehadert. Aber wir wussten, wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir an einem Strang ziehen. In einem Team ist es wichtig, dass jeder Fehler klar und deutlich ansprechen darf. Jeder kann seine Meinung vertreten, aber wenn eine Entscheidung gefallen ist, dann müssen beide dazu stehen. Recht haben wollen ist da keine Erfolgs-Option, es geht darum, herauszufinden, was ein Team besser macht.“

… Einzelsportler: „In dem Moment X, wo es zählt, da seid ihr auf euch allein gestellt. Da musst du alleine funktionieren. Diese Verantwortung soll jeder von euch mit möglichst optimaler Unterstützung eures Umfeldes annehmen. Für das Testen und Trainieren und das Besser werden, braucht jeder Einzelsportler sein Team. Im Wettkampf bist du allein und triffst deine Entscheidung.“

„Vergeude keine Energie mit Jammern“

… die Besonderheit von Olympischen Spielen: „Das Starterfeld und die mediale Aufmerksamkeit sind größer als bei jedem anderen Großereignis. Und dann kommen Dinge wie der Transfer vom Olympischen Dorf zu den Wettkämpfen, die strengen Sicherheitskontrollen, die Medientermine dazu. Du hast deinen Tag mit diesen 24 Stunden einfach nicht mehr ganz in der Hand. Olympia ist nicht umsonst für einen Sportler das Größte. Peter Mennel hat zurecht gesagt, dass man Weltmeister nur bis zur nächsten WM bleibt, danach ist man Ex-Weltmeister. Olympiasieger bleibt man immer.“

… den Umgang mit dem eigenen Energiehaushalt: „Jammern über Dinge, die sich nicht ändern lassen, bringt nix. Diese Erfahrung zu machen, dass Olympische Spiele andere Abläufe haben, das war für mich das Wichtigste. Der Sport bleibt gleich, das Umfeld verändert sich. Das musst du erkennen und dich fragen, was kann ich tun, um mein Ziel trotzdem zu erreichen. Vergeude also keine Energie mit Jammern über Dinge, die du nicht ändern kannst.“

 „Zeig der Konkurrenz die Zähne – mit einem Lächeln“

… einen wertvollen Tipp des achtfachen Olympiasiegers Björn Daehli: „Er hat uns einmal geraten, dass wir zu Olympischen Spielen ein gutes Buch mitzunehmen, damit wir unsere Gedanken bei Olympischen Spielen auch einmal weg vom Sport bringen. Musik kann da auch eine wichtige Rolle spielen, die du als Anker für positive Gedanken verwenden kannst. Positive Gedanken und Lächeln wirkt überhaupt. Bei euch und den anderen. Wenn ihr auf die Konkurrenz schaut, glaubt mir, die schauen auch auf euch. Und wenn ihr dann mit einem Lächeln am Start steht, sieht das die Konkurrenz. Also zeig der Konkurrenz die Zähne – am besten mit einem entspannten Lächeln!“

… die Teilnahme bei Olympischen Jugendspielen: „Ihr könnt richtig stolz sein, dass ihr dabei sein dürft und dass ihr euch dafür qualifiziert habt, Österreich bei den Olympischen Jugendspielen in Lausanne zu vertreten. Aus eigener Erfahrung kann ich euch sagen, dass das ÖOC-Team alles geben wird, dass ihr die besten Voraussetzungen für eure sportliche Performance habt. Also, habt Spaß und gebt Vollgas!

 

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