„Das war nicht nur taktisches Geplänkel“
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Besser hätte der Speed-Auftakt im kanadischen Lake Louise nicht laufen können. Nach der Absage vom Freitag feierte Österreich erstmals seit 2010 bei der ersten Saisonabfahrt in den Rocky Mountains einen Doppelsieg. Vor elf Jahren setzte sich der Salzburger Michael Walchhofer vor seinem Teamkollegen Mario Scheibner durch. Am Samstag zeigten Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr, dass im Olympia-Winter definitiv mit ihnen zu rechnen ist, und dass man die Trainings nicht überbewerten sollte. Beide Speed-Asse wollen auch im Kampf um die Kristallkugel in der Abfahrt ein kräftiges Wörtchen mitreden.
Insgesamt war es der siebente Abfahrtssieg und der zweite Erfolg des Kärntners in Kanada. Vor zwei Jahren, als vor der P0andemie-bedingten Absage 2020 das letzte Mal in Lake Louise gefahren wurde, hatte sich der zweifache Olympia-Sieger den Super-G für sich entscheiden können. „Der erste Sieg in der Saison ist natürlich ein großes Gefühl. Es war mein Ziel, hier einmal in meiner Karriere einen Sieg einzufahren. Umso schöner, dass es heute geklappt hat“, gab Mayer nach seinem elften Weltcup-Sieg zu Protokoll. Angesprochen, ob er jetzt schon in Olympia-Form ist, schmunzelt der Kärntner: „Die Frage muss ich dauernd beantworten. Es sind aber davor noch sehr viele Rennen zu fahren und die Olympischen Spiele noch drei Monate weg. Natürlich habe ich schon zwei Goldmedaillen und will natürlich auch in Peking in Form sein – das ist kein Geheimnis“, erklärt Mayer.
„Pokerface“ Kriechmayr macht Feuz Konkurrenz
Beat Feuz, der in den letzten vier Jahren den Abfahrtsweltcup gewinnen konnte, gilt im Speed-Zirkus als Inbegriff des Bluffers. Trainingsbestzeiten sind nicht die Sache des Schweizers, der sich seine Energie lieber für das Rennen spart und sich kaum in die Karten blicken lässt. Nun bekommt das in Innsbruck lebende Speed-Ass Konkurrenz. Nicht nur Matthias Mayer, dessen Trainingsleistungen (11., 8.) den Sieg nicht erwarten hatten lassen. Vor allem Vincent Kriechmayr hatten die meisten Experten nach zwei 42. Plätzen wohl kaum für ein Podest auf der Rechnung. „Ganz so geplant war das nicht, so weit hinten wollte ich im Training nicht sein. Aber ich habe vom Training in Copper Mountain gewusst, dass ich gut in Form bin“, erklärt der Doppel-Weltmeister von Cortina.
Kriechmayr, der bewusst die Startnummer 1 gewählt hatte, freute sich über einen „Super-Saisonstart”. „Das war nicht nur taktisches Geplänkel. Dass es im Rennen jetzt so funktioniert, ist natürlich schön”, meinte der Oberösterreicher. „Es war wirklich schwierig von der Sicht. Mothl (Anm. Mayer) ist von oben bis unten ziemlich am Limit gefahren und hat es verdient gewonnen. Bei ein paar Passagen habe ich vielleicht nur 99 Prozent gezeigt, war mir nicht ganz sicher. Er war einfach besser, da ziehe ich den Hut.”
Trotz des Doppelsieges und trotz eines Trios in den Top fünf bremste der Oberösterreicher in gewohnter Manier die Prognosen. „Der Saisonstart ist nicht schlecht, aber es gibt noch sehr viele andere Rennen. Die Konkurrenz wird uns sicher nichts schenken“, sagte der 30-Jährige.
In die selbe Kerbe schlägt der Doppel-Olympiasieger Mayer: „Der Start ist definitiv geglückt, aber jetzt gilt es weiterzuarbeiten und nicht auf dem Erfolg auszurasten.“
Zweiter ÖSV-Sieg im dritten Rennen
Nach Christian Hirschbühl, der das Parallel-Heimspiel in Lech/Zürs am Arlberg für sich entschieden hatte, war es im dritten Saisonrennen der zweite ÖSV-Sieg in der Olympia-Saison 2021/22.
Das übrige Rennen war der Riesentorlauf in Sölden, den Marco Odermatt gewonnen hatte. Der Schweizer übernahm dank seines vierten Rangs in der Abfahrt nun die alleinige Führung im Gesamtweltcup.