Neuer Rahmen als Glücksgriff
Zwei Bronzemedaillen bei der WM im Bakuriani für Österreich auf der Buckelpiste. Wenn man ehrlich ist, hat sich das im ersten Moment wie ein alberner Scherz angehört. Doch es war die schöne Wahrheit. Heimlich still und leise wurde die New Yorkerin Avital Carroll, die seit der abgelaufenen Saison für Ski Austria startet, eingebürgert, nahm für Österreich erstmals an der besagten Weltmeisterschaft teil und holte doppeltes Edelmetall.
„Es hat mich definitiv selbst überrascht, es hat sich am Anfang nicht real angefühlt. Jetzt glaube ich noch mehr an mich selbst“, schmunzelt die zweifache Medaillengewinnerin.
Auf besonderen Spuren
Ihrer Großmutter, die während des Zweiten Weltkrieges in Österreich lebte, war es zu verdanken, dass die 26-Jährige das Angebot der österreichischen Bundesregierung fast 80 Jahre später nutzte, sich mit sich mit dem Österreichischen Skiverband in Verbindung setzte und nun in der heimisch schwach besetzten Buckelpisten-Sparte das unangefochtene Aushängeschild ist. Und sie versucht auch, eine versöhnliche Botschaft zu verbreiten. „Love - dream - unite" – „Lieben, träumen, verbinden" propagiert sie auch auf ihrer Website, auf der sie die emotionale Geschichte ihrer Großeltern erzählt. Für Carroll war der erste Wien-Aufenthalt eine spezielle Geschichte. Dort begab sie sich mit ihrem Mann Bobby, der gleichzeitig auch ihr Trainer ist, auf die Spuren ihrer Großmutter und besuchte Straßen und Plätze, die sie von ihrer Oma erzählt bekommen hat. Eine Sightseeing-Tour sowie Schnitzel und Sachertorte durften beim Wien-Trip natürlich auch nicht fehlen.
Schritt für Schritt zum großen Traum
Als eine von fünf Schwestern begann sie im US-Bundesstaat Vermont mit dem Buckelpistenfahren. Und es sollte sich schnell herausstellen, dass es genau diese Sportart sein wird, die Carroll fortan begleiten wird. Mit großem Herz und ihrer unnachahmlichen Leidenschaft bastelte sie an ihrer sportlichen Karriere. Der Wechsel nach Österreich war der „Gamechanger“, der der 26-Jährigen neue Möglichkeiten eröffnet hat. Nun ist sie hier, hat große Pläne und will für einen Boom auf der Buckelpiste sorgen. An Zielen soll es der ehrgeizigen Athletin nicht mangeln. Im ersten Schritt soll der längst überfällige erste Weltcup-Podestplatz abgehakt werden, aber auch ein Sprung im Gesamtweltcup soll von Platz 8 nach vorne passieren. Und dann sind da noch die Olympischen Spiele 2026 in Italien, da wird sie um ihren großen Traum von Olympia-Gold kämpfen.
Neue Impulse für den Buckelpisten-Sport
„In den USA wäre es schwierig geworden, dort erlauben sie normalerweise keine Privat-Trainer", erzählt der Ehemann der 26-Jährigen, der auch das australische Buckelpisten-Team der Männer betreut. So können beispielsweise Synergien im Training geschaffen werden. „Wir haben unseren eigenen Weg, in Österreich können wir den gehen", erklärt Avital. In ihrem neuen Umfeld will sie nicht nur sich selbst ans Leistungslimit pushen, sondern auch den Sport in Österreich weiterentwickeln und neue Impulse einfließen lassen. Gemeinsam mit der Olympia-Teilnehmerin von 2018 Melanie Meilinger soll langfristig etwas entstehen und mit Bedacht aufgebaut werden. Dafür gibt es aber noch einige Hindernisse zu überwinden.
„Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass es immer unangenehme Situationen geben wird und dass man sie durchleben muss, um sich in diesem Zustand des Unangenehmen wohl zu fühlen. Das hört nie auf", findet Carroll schöne Schlussworte.