"An das Leistungslimit kommen"
Nach einem starken Auftritt von Dominic Thiem vor wenigen Tagen in Madrid (ESP) geht es für den 29-Jährigen bei den ATP-Challenger-Turnieren in Mauthausen und Bordeaux (FRA) nicht nur um wichtige Punkte, sondern auch um die optimale Vorbereitung auf die French Open, dem zweiten Major-Turnier des Jahres.
„Wir haben einen gemeinsamen Plan gemacht, den ziehen wir jetzt durch. Das Spiel in Madrid war wirklich sehr gut und es hat mir gutgetan, zu sehen, wie gut ich wieder spielen kann. Die Turniere in Mauthausen und Bordeaux sind für mich sehr wichtig, da ich einfach so viele Spiele wie möglich bestreiten will. Das brauche ich in der jetzigen Phase. In der nächsten Woche beim Heimturnier bin ich der Topfavorit. Gerade in diesen Matches habe ich mir oftmals schwerer getan, da war die eigene Erwartungshaltung immer sehr groß. Wenn ich meine Leistung abrufe, ist die Chance, dass ich weit komme, groß, sonst kann es aber auch schnell vorbei sein. Das ist meine Herausforderung in den nächsten Tagen“, erklärte Österreichs Nummer eins im Zuge einer Pressekonferenz am Sonntagabend.
Probezeit ist vorbei
Die Arbeit mit Benjamin Ebrahimzadeh trägt bereits Früchte und der Niederösterreicher fühlt sich sichtlich wohl. Die Probezeit ist wohl, zumindest vonseiten von Thiem, vorüber: „Ich will auf jeden Fall weitermachen, weil ich die Fortschritte sehe und weil ich das die nächsten Wochen und Monate so weitermachen will. Wenn wir so trainieren für ein halbes Jahr, ein Jahr, möchte ich schauen, wo ich stehe. Das kann nur gut sein. Wir haben viele neue Sachen eingebaut und Benni hat mir einen Weg aufgezeigt, wie ich wieder an mein Leistungslimit kommen kann.“ Hilfreicher als erwartet ist für Thiem auch, dass er nun wieder in seiner Muttersprache kommunizieren kann. „Hundertprozentig, es ist komplett anders. Wir sprechen alle gut Englisch, aber es ist trotzdem was anderes, die ganzen Details, am Platz, auch die spontanen Sachen, wenn was nicht funktioniert. Wenn ich im Training an einem Schlag was verbessern kann, wenn er mir das sofort sagt, ist es doch irgendwie leichter auf Deutsch“, gestand Thiem.
Neben einigen Umstellungen im Training – der Umfang und die Intensität wurden wieder nach oben geschraubt – spielt auch die Analyse eine wichtige Rolle. „Wir haben uns das Spiel gegen Tsitsipas noch einmal in ganzer Länge angeschaut. Ich war schockiert, wie viel Return-Fehler ich gemacht habe. Die Aufschläge waren gut, aber ich hatte sie alle am Schläger – die müssen ins Feld, speziell auf diesem Level. Ich muss die Bälle einfach mit hoher Qualität im Feld halten und die einfachen, schnellen Fehler vermeiden. Auch meine Position im Platz haben wir uns im Detail angeschaut“, verriet der US-Open-Champion von 2020.
Der Schlendrian ist Geschichte
Die Zeit nach der Verletzung war für Thiem keine einfache, er war mit vielen Widerständen konfrontiert und tat sich schwer, den Anschluss zu finden. Ein Fakt, der zudem mental Spuren hinterließ, sodass sich der Lichtenwörther seit knapp einem Jahr auch Unterstützung im mentalen Bereich geholt hat. „Vor einigen Monaten war ich körperlich noch nicht bei hundert Prozent. Da ist der Schlendrian reingekommen, das war nicht bewusst. Ich war nicht so fit, wie ich hätte sein sollen. Nun haben wir wieder den Schalter umgelegt und haben ordentlich Fahrt aufgenommen. Mein Ziel ist es, dass bei einer Auslosung kein Gegner meinen Namen lesen will. Unser Weg ist ein langfristiger Prozess mit vielen Teilabschnitten. Ich muss bodenständig und realistisch bleiben und konsequent trainieren“, erklärte der 29-Jährige, der es bis Jahresende wieder in die Top-30 der Welt schaffen will.
Trotz aller Anstrengungen sind der Spaß und die Freude am Tennissport wieder zurückgekommen. Diese Leidenschaft und positive Energie ist beim Niederösterreicher kaum mehr zu übersehen. Nun wartet mit dem ATP-Challenger in Mauthausen der nächste wichtige Schritt in Richtung French Open. „Die Anlage ist top, der Center-Court schön. Ich freue mich richtig auf eine volle Tribüne. Ich spiele gerne in Österreich und weiß die Unterstützung des Publikums zu schätzen. Ich bin richtig motiviert und will mein bestes Tennis zeigen“, gab Thiem die Marschroute vor, auch wenn die Turnierbälle „nicht meine Lieblingsbälle sind. Das kann ich nicht ändern, damit muss ich zurechtkommen.“
Thiems Fahrplan
Mauthausen, danach das Challenger-Turnier in Bordeaux, dann die French Open. Thiem legte sich am Sonntag auch schon fest, wie es danach weitergeht: „Wimbledon werde ich sicher spielen, davor (Anm.: auf Rasen) glaube ich nicht. Ich werde jetzt jede Woche spielen, dann Wimbledon und dann die drei Sandturniere in Europa – Umag, Gstaad und Kitzbühel.“
„Komplett klar vor Augen“
Für all diese Turniere gibt es Ziele: „Aber das große Ziel, das ich jetzt komplett klar vor Augen habe, ist der Wille, dass ich wieder mein Leistungslimit erreiche. Es hat mir die letzten Wochen schon einen Push gegeben – in positiver Hinsicht –, dass ich gesehen habe, wenn ich richtig arbeite und an der Intensität arbeite, wenn ich alles reinstecke, dass da auch richtig was nach vorne geht und weitergeht.“