"Give Peace a Chance!"
Mit einer überwältigenden Mehrheit von 118 Ja-Stimmen bei 2 Enthaltungen und keiner Gegenstimme hat die 78. Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) die Resolution zur Einhaltung des Olympischen Waffenstillstands für die Olympischen und Paralympischen Spiele Paris 2024 in der vergangenen Woche angenommen.
Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, und der Präsident des Organisationskomitees Paris 2024, Tony Estanguet, begrüßten die UN-Resolution in New York.
Sie war von Tony Estanguet im Namen der französischen Regierung offiziell in die Vollversammlung eingebracht worden, während IOC-Präsident Thomas Bach zur Annahme der Resolution aufrief.
Hände reichen
Thomas Bach sprach in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung über die Bedeutung des Olympischen Waffenstillstands in einer Zeit, in der sich die Welt Konfrontation, Spaltung und Polarisierung ausgesetzt sieht: „In dieser zerbrechlichen Welt ist die Resolution zum Olympischen Waffenstillstand wichtiger denn je. In diesen schwierigen Zeiten ist sie unsere Chance, der Welt ein unmissverständliches Signal zu senden: Ja, wir können zusammenkommen, auch in Zeiten von Kriegen und Krisen. Ja, wir können uns die Hände reichen und gemeinsam auf eine bessere Zukunft hinarbeiten.“
Der Titel der Resolution – „Aufbau einer friedlichen und besseren Welt durch Sport und das Olympische Ideal“ – zeige deutlich die gemeinsamen Werte der Vereinten Nationen und des IOC, sagte Bach weiter: „Die Olympischen Spiele können zu diesem hehren Ziel beitragen. Denn die Olympischen Spiele sind das einzige Event, das die ganze Welt in friedlichem Wettstreit zusammenbringt. Die olympischen Athleten senden die kraftvolle Botschaft: Ja, es ist möglich, hart gegeneinander zu wettstreiten und zugleich friedlich unter einem Dach zusammenzuleben. Das ist unser Beitrag zum Frieden.“
Der IOC-Präsident betonte, dass der Sport „nur dann die gesamte Welt im friedlichen Wettbewerb vereinen kann, wenn wir nicht durch politische, religiöse, kulturelle oder andere Interessen und Unterschiede auseinandergerissen werden. Deshalb müssen wir politisch neutral sein und uns gegen jede Art von Diskriminierung stellen.“
Spiele einer neuen Ära
Die UN-Mitgliedstaaten erkennen in der Resolution ausdrücklich die in der Olympischen Charta verankerten Olympischen Werte der Universalität, Nicht-Diskriminierung, politischen Neutralität und die Autonomie des Sports sowie die Rolle des IOC bei der Führung der Olympischen Bewegung an. IOC-Präsident Bach dankte ihnen für diese konkrete Anerkennung.
Der IOC-Präsident unterstrich die verbindende Kraft der Spiele: „Die Athleten, die gesamte Olympische Gemeinschaft, Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt – wir alle freuen uns auf die Olympischen Spiele Paris 2024, die Olympische Spiele einer neuen Ära sein werden: inklusiver und nachhaltiger. Es werden die ersten Olympischen Spiele mit vollständiger Geschlechterparität sein, die ersten Olympischen Spiele, die von Anfang bis Ende im Einklang mit den Reformen unserer Olympischen Agenda geplant und umgesetzt werden.“
Nachdem er darauf hingewiesen hatte, dass der Titel der Resolution – „Aufbau einer friedlichen und besseren Welt durch Sport und das Olympische Ideal“ – die gemeinsame Antwort der Vereinten Nationen und des IOC auf die Herausforderungen unserer turbulenten Zeit sei, erklärte Präsident Bach: „In diesem Olympischen Geist rufe ich Sie auf, zusammenzukommen, die Resolution anzunehmen, aber noch wichtiger: diesen noblen Olympischen Waffenstillstand zu wahren.“
Thomas Bach schloss mit einem Aufruf an alle UN-Mitgliedstaaten: „Please: Give Peace a Chance!“ (Bitte geben Sie dem Frieden eine Chance!)
Olympischer Waffenstillstand
In seiner Einführung in die Sitzung, die in seinem Namen vom Vizepräsidenten der UN-Vollversammlung, Mohan Pieris, vorgetragen wurde, sagte der UN-Vollversammlungs-Präsident Dennis Francis: „Neben seinem Einfluss auf die Entwicklung, ist der Sport eine starke Kraft für den Frieden. Die Olympischen Spiele sind ein Symbol für Toleranz, Frieden und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Völkern, Kulturen und Nationen.“ Er lobte das IOC „für sein Engagement und seinen Beitrag zur Geschlechterparität. Indem es eine gleiche Anzahl von Quotenplätzen an männliche und weibliche Athleten vergibt, geht das IOC nicht nur mit gutem Beispiel voran, sondern setzt auch ein Zeichen für die Überwindung des geschlechtsspezifischen Lohngefälles.“
Er schloss seine Rede mit den Worten: „Lassen Sie uns weiter zusammenarbeiten, um unser Engagement für die Werte des Olympischen Waffenstillstand zu bekräftigen und ein Umfeld zu fördern, in dem Verständnis und Zusammenarbeit Vorrang vor Konflikten und Auseinandersetzungen haben. Wenn wir uns für die Sache des Sports einsetzen, sollten wir uns stets seiner transformativen Kraft bewusst sein, insbesondere bei der Jugend, die die nächste Generation der Menschheit ist, die diesen Planeten erben wird. Ich rufe auf: Sport für Frieden und Wohlstand.“
Anschließend begrüßte der Präsident der UN-Vollversammlung die Verabschiedung der Resolution: „Indem sie die Welt im friedlichen Wettbewerb vereinen, leisten die Olympischen und Paralympischen Spiele einen wichtigen Beitrag zum Frieden. Sie werden im Geiste des Friedens, des gegenseitigen Verständnisses, der Freundschaft, der Toleranz und der Unzulässigkeit jeder Art von Diskriminierung organisiert, mit der Beteiligung von allen. Dazu gehört auch, dass Sportveranstaltungen unter der Autorität von Sportorganisationen organisiert werden und die Regeln des Sports gelten müssen. Dieser Grundsatz wurde in der heutigen Resolution ‚Aufbau einer friedlichen und besseren Welt durch Sport und das Olympische Ideal‘ erneut anerkannt und bestätigt. Sie fordert alle UN-Mitgliedstaaten auf, mit dem IOC und dem Internationalen Paralympischen Komitee in ihren Bemühungen zusammenzuarbeiten, den Sport als Instrument zur Förderung von Frieden, Dialog und Versöhnung in Konfliktgebieten während und nach den Olympischen und Paralympischen Spiele zu nutzen.“
Die Resolution fordert die UN-Mitgliedstaaten dazu auf, den Olympische Waffenstillstand ab sieben Tage vor den Olympischen Spielen im Juli 2024 bis sieben Tage nach den Paralympischen Spielen im September 2024 einzuhalten.
Sport für eine bessere Welt
Der Präsident von Paris 2024, Tony Estanguet, stellte die Resolution im Namen der französischen Regierung formell der Vollversammlung vor. Er sprach darüber, wie die Spiele und das Zusammenleben der Athleten im Olympischen Dorf in einer immer stärker geteilten Welt bespielgebend sein können.
„Das Olympische Dorf, in dem Tausende von Athleten aus der ganzen Welt friedlich zusammenleben, ist das größte Symbol für die Universalität der Spiele. Es ist ein Ort, an dem man unabhängig von seiner Nationalität, seinem Geschlecht oder seiner Hautfarbe in Harmonie und mit Respekt für andere leben kann. Das Dorf ist die an einem Ort vereinte Menschheit – in all ihrer Vielfalt. Wie diese Vollversammlung der Vereinten Nationen, deren würdige Vertreter Sie sind, tragen das Dorf und seine Athleten dazu bei, zu zeigen, dass eine bessere Welt möglich ist.“
Er schloss mit dem Hinweis auf die Bereitschaft von Paris 2024, einen eigenen Beitrag zum Aufbau einer besseren Welt durch Sport zu leisten: „Heute überbringen wir Ihnen eine starke Botschaft, eine universelle Botschaft für den Frieden, gemäß der altgriechischen Tradition des Olympischen Waffenstillstands.“ Estanguet fuhr fort: „Angesichts des Weltgeschehens stehe ich vor Ihnen in Demut, aber auch mit der tiefen Überzeugung, dass der Sport mehr denn je eine Rolle zu spielen hat und uns helfen kann, einen Schritt in Richtung einer besseren Welt zu machen. Die Olympischen Spiele Paris 2024 sind bereit, ihren Teil dazu beizutragen.“
Brücken bauen
Die Tradition des Olympischen Waffenstillstands, der „Ekecheiria“, besteht darin, Athleten und Zuschauern, die an den Olympischen Spielen teilnehmen, eine sichere Passage und Teilnahme durch die Einstellung von Feindseligkeiten zu ermöglichen. In der Entschließung wird bekräftigt, dass die Olympischen Werte Frieden, Solidarität und Respekt heute in der ganzen Welt genauso wichtig sind wie vor über 3000 Jahren, als die ersten Olympischen Spiele in Griechenland stattfanden.
Die Hauptziele, die das IOC mit dem Olympischen Waffenstillstand verfolgt, bestehen darin, junge Menschen für die Förderung des Olympischen Gedankens zu mobilisieren, den Sport zu nutzen, um Brücken zwischen Gemeinschaften zu bauen, die sich in einem Konflikt befinden, und ganz allgemein eine Gelegenheit für Dialog und Versöhnung zu schaffen.
Die Olympischen Spiele Paris 2024 finden vom 26. Juli bis zum 11. August 2024 statt. Daran schließen sich die Paralympischen Spiele vom 28. August bis zum 8. September 2024 an.