Das Unmögliche möglich gemacht
An die letzten Stunden wird sich Sekeletoni Sarah Baumgartner wohl ewig zurückerinnern. Zwei Trainingsstürze, Krankenhausaufenthalt inklusive, ließen den Start bis zum Schluss wackeln. Die Salzburgerin zeigte eine unglaubliche Willensleistung und fightete bis zum Schluss um Edelmetall bei den Olympischen Jugend-Winterspielen.
Es wird nicht ruhig im Alpensia Sliding Centre. Nach zwei intensiven Wettkampftagen der Rodler:innen absolvierte Sarah Baumgartner ihre Premiere bei den Olympischen Jugend-Winterspielen. Die Salzburgerin nahm bereits 2022 an den Europäischen Jugendspielen in Banská Bystrica (Sommer) teil und stürzte sich am Montag Hals über Kopf in das Winter-Abenteuer in Südkorea. In der Slowakei wollte die 16-Jährige beim Stabhochspringen noch hoch hinaus, nun war im Skeleton die Devise: Je schneller hinunter, umso besser!
Beim Skeleton ist nicht nur ein kühler Kopf, sondern auch eine große Portion Mut gefragt. Genau dieser Mut war bei beim Multisporttalent auf der Olympia-Bahn von 2018 gefragt. In den letzten beiden Trainingsläufen kam Baumgartner jeweils zu Sturz. Die vergangenen 24 Stunden waren psychisch und physisch eine Herausforderung und gewiss nicht angenehm. Es war ein Wettlauf mit der Zeit, erst kurz vor dem Start gab es grünes Licht. Wer aber glaubt, die Salzburgerin ließ sich davon verunsichern und würde zaghafter an die Sache herangehen, der irrte gewaltig. Die 16-Jährige ging unbeirrbar ihrer geplanten Linie nach, erfuhr sich mit Platz vier nach dem ersten Lauf eine gute Ausgangsposition und war im Medaillenrennen auf einmal mittendrin statt nur dabei.
Mentales Battle mit Happy End
„Es waren wirklich turbulente Tage. Die ersten beiden Trainingsläufen waren super, dann gab es zweimal das gleiche Malheur, Krankenhausaufenthalt und Röntgen am Renntag inklusive. Es war bis zum Schluss nicht klar, ob ich wirklich fahren kann. Ich konnte mit meinem Knöchel nicht auftreten. Ich wollte das unbedingt und habe für meinen Start gekämpft. Mut kann man sich nicht kaufen, aber das zeichnet mich aus. Es gehört zu unserem Sport dazu. Ich fühle mich heute wie eine Siegerin“, berichtet Baumgartner.
Auch wenn es am Ende mit einer Zeit von 1:50,41 Minuten (+0,96 Sekunden) und Platz sechs nicht für eine YOG-Medaille – auf Bronze fehlten 0,22 Sekunden - gereicht hat, aufgrund der Vorgeschichte ist Baumgartner definitiv auch eine Siegerin – die Siegerin des Willens und des Herzens. Der Sieg ging am Ende an die Deutsche Maria Votz (1:48,46 Minuten), die sich vor den beiden Lettinnen Darta Neimane (+0,34 Sekunden) und Laura Legere (+0,77 Sekunden) durchsetzen konnte.
„Ich habe mir einen Top-6-Platz vorgenommen, den habe ich geschafft. Von daher bin ich, mit den Vorkommnissen der letzten Stunden voll zufrieden. Natürlich hadert man ein bisschen, auf Bronze hat nicht viel gefehlt. Im unteren Teil hatte ich großen Respekt, da habe ich sicherlich in beiden Läufen was liegen gelassen. Die Erfahrung war für mich sehr wertvoll, aber ich bin dafür sehr dankbar.“
Eine große Zukunft
Auch für den Trainer Alexander Auer waren die letzten Tage herausfordernd und Fingerspitzengefühl war gefragt. Allerdings ist die Freude über das Happy End eine große Genugtuung. „Die letzten zwei Tage waren brutal. Zweimal mit 116 km/h mit dem Knöchel gegen die Bande zu krachen ist richtig schmerzhaft, das kann man sich gar nicht vorstellen. Wir haben es uns lange offen gelassen, ob Sarah starten kann – die Gesundheit geht vor. Danke an den Support vom Medical Team des ÖOC, die haben tolle Arbeit geleistet. Vor Sarah kann man heute nur den Hut ziehen. Die letzten Stunden waren ein unglaubliches mentale Battle für sie. Es war ein Sieg des Willens und ihr Biss hat sich gezeigt. Die Perfomance war einfach unglaublich, da kann sie richtig stolz sein. Wenn sie sie weiter macht, traue ich es ihr zu, dass sie um ein Ticket für die Olympischern Spiele in Mailand-Corinta d’Ampezzo 2026."