"Gold oder nichts!"
Das Welli Hilli Park Resort bleibt für Österreich ein guter Boden. Nach der Silbermedaille von Janik Sommerer im Skicross legte Freestylerin Hanna Karrer am Mittwoch einen drauf und flog im Snowboard-Slopestyle sensationell zu Gold. Die 15-jährige Steirerin jubelte nach ihrem Sieges-Run über den größten Erfolg ihrer jungen Karriere. Zu den ersten Gratulant:innen gehörte Doppel-Olympiasiegerin Anna Gasser, die erst live dabei war und sich dann telefonisch von den X-Games in Aspen meldete.
Der olympische Ersteinsatz begann für Hanna Karrer nicht nach Wunsch. Nach einem fehlerhaften ersten Qualifikations-Run stieg der Druck im zweiten Durchgang gehörig. Die Steirerin behielt aber die Nerven und zog als Quali-Sechste noch souverän ins Finale der besten zehn Freestylerinnen ein – und dort sollte dann ihre große Stunde schlagen.
„Nach der Quali habe ich mir meine Gedanken gemacht und versucht locker zu bleiben. Es ist eine große Ehre, dass ich überhaupt so weit gekommen bin und nicht selbstverständlich hier für Österreich an den Start zu gehen. Das hat mein inneres Stress-Level spürbar gesenkt und mir Sicherheit gegeben. Ich musste nicht, aber ich wollte zeigen, was ich drauf habe“, erzählt die 15-Jährige.
Mit All-in-Strategie zum YOG-Gold
Nach dem ersten von drei Final-Runs lag Karrer auf Rang vier, setzte im zweiten Durchgang alles auf eine Karte und zauberte einen technisch anspruchsvollen Lauf in den olympischen Slopestyle-Kurs. Schon vor der Punktevergabe wusste die frischgebackene Weltcup-Debütantin – Karrer war vor den YOG in Laax am Start – was ihr da gelungen war. Als Augenblicke später 89,00 Punkte und Platz eins auf der Vidiwall aufleuchtete, kannte der Jubel keinen Grenzen.
„Mein Trainer hat oben zu mir gesagt: Entweder Gold – oder nichts! Das war die perfekte Motivation für mich. Den ersten Run habe ich save hingestellt, dann konnte ich einen raushauen. Richtig cool! Von solchen Momenten träumt man, dass ich das in einem olympischen Event erleben darf, ist unbeschreiblich schön, es waren einfach Glücksmomente“, strahlte die frischgebackene Goldmedaillengewinnerin.
Das große Zittern
Eine Athletin nach der anderen biss sich im finalen dritten Run am High-Score der Österreicherin die Zähne aus. Als die Neuseeländerin Lucia Georgalli zum Angriff auf Gold ansetzte und ebenfalls einen beeindruckenden Lauf hinlegte, stieg die Nervosität im Lager der Österreicherin. „Die Sekunden des Wartens haben sich wie Stunden angefühlt“, brachten die Judges schlussendlich die Erlösung. Am Ende entschieden 0,75 Punkte zugunsten Karrers, die Tschechin Vanessa Volopichova (81,25 Punkte) komplettierte als Dritte das Siegespodest.
„Die anderen Mädels sind alle super gefahren, es hätte sich jede eine Medaille verdient. Die Goldmedaille hat einen unglaublich großen Stellenwert, aber ich weiß noch gar nicht, wie ich das einordnen soll – das wird noch ein paar Stunden dauern, vielleicht sogar bis morgen.“ Nur eines ist fix: „Die Medaille bekommt einen Ehrenplatz!“
Anna Gasser live dabei
Die erste Gratulantin nach der Medal Ceremony und auf dem Weg in die Mixed Zone war die Snowboard-Queen herself: Anna Gasser. „Sie ist gerade bei den X-Games in Aspen und hat meinen Run vor dem Schlafengehen noch gesehen. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet und es hebt meine Goldmedaille noch einmal auf eine höhere Stufe“, freute sich Karrer über das „perfekte Ende eines unglaublichen Tages“.
Mit Anna Gasser verbindet sie mehr als ihre Leidenschaft für Kicker und Rails. Und die Kärntnerin hatte nicht nur als Vorbild großen Anteil am Erfolg der Nachwuchshoffnung – auch der Glücksbringer kommt von der Doppel-Olympiasiegerin. „Anna hat mir eine Medaille geschenkt, die lege ich jede Nacht vor einem Wettkampf unter meinen Kopfpolster. Es scheint, dass sie mir bei den Olympischen Jugend-Winterspielen ganz besonders viel Glück gebracht hat. Aber jetzt, wo ich meine eigene Medaille habe, gebe ich sie ihr vielleicht zurück.“