Pariser Flair
Frankreich, Fans und Filzbälle - für Olympia-Debütant Sebastian Ofner die perfekte Kombination. Waren es doch die French-Open-Fans, die den 28-Jährigen zu seinen größten Erfolgen pushten: Dem Dritt-Runden-Einzug 2024 und dem Achtelfinale 2023. Mit letzterem löste der Steirer Dominic Thiem als Nummer eins der Nation ab und landete plötzlich unter den Top-100 der Weltrangliste.
Roland Garros. Bei Ofner und den meisten Tennis-Fans stellt sich gerade die ‚Ganslhaut‘ auf. Erinnerungen an die ganz Großen des Sports und ihre Wunderwerke werden wach. Allen voran der ewige König von Paris: Rafael Nadal.
Rote Asche
14 French-Open-Titel gewann der Spanier auf dem ehrwürdigen Court Philippe-Chatrier. Vom 27. Juli bis 4. August kehrt der Sandplatzkönig noch einmal auf die ‚rote Asche‘ von Paris zurück. Der zweifache Olympiasieger wird im Doppel mit French-Open-Gewinner Carlos Alcaraz aufschlagen. Während für Österreich Sebastian Ofner und Julia Grabher jeweils im Einzel antreten.
„Es ist eine Ehre, hier zu spielen! Vor allem gegen die Besten der Welt“, sagt Ofner. Er fühlt sich hier wie zu Hause. Die Anlage ist nicht zu groß, bietet aber genügend Platz für alle. „Es ist kein wirklicher Sandplatz. Wenn es warm und trocken ist, ist es schon fast so wie ein Hartplatz - viel schneller und das taugt mir. Es gibt keinen Verspringer. Das sind die besten Sandplätze auf der Welt.“
„Heimspiel“
Ganz weit oben auf „Ofis“ Beliebtheitsskala stehen die französischen Tennis-Fans. Sie sorgen für Leidenschaft und eine einzigartige Stimmung. „Das ist in Paris eine ganz andere Liga. Ich finde es richtig geil, wenn die Fans durchgehend Gas geben. Andere Spieler finden das teilweise unfair, aber die Atmosphäre ist einfach unbeschreiblich.“
Dazu trägt auch der Pariser Flair bei, den Ofner im Olympischen Dorf nun fühlen darf. Normalerweise ist der Tennisspieler immer im Hotel von der Außenwelt abgeschottet. „Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie das im Dorf sein wird. Die Vorfreude ist groß, weil es endlich mal etwas anderes ist. Ich bin schon gespannt, wie das wird, wenn man mit verschiedenen Sportlern und Sportarten zusammen lebt. Das muss ja irre sein!“
Der Schützling von Stefan Rettl und Wolfgang Thiem ist laut eigenen Aussagen generell ein großer Sportfan. Wenn Ofner nicht gerade selbst am Tennisplatz steht, wird man ihn während der Sommerspiele vorwiegend im Leichtathletik-Stadion finden. „Stabhochsprung, der 100-Meter-Sprint und die anderen Lauf-Bewerbe interessieren mich sehr. Das ist so leicht zum Anschauen und trotzdem spannend.“
MEDAILLENSPIEGEL
Key Facts Paris 2024
Zeitraum | 26.07.2024 - 11.08.2024 |
Sportarten | 32 |
Bewerbe | 329 |
Nationen | 206 |
Athlet:innen aus Ö. | 81 (W: 37, M: 44) |
Athlet:innen gesamt | 11.119 |
MEDAILLENSPIEGEL
Key Facts Paris 2024
Zeitraum | 26.07.2024 - 11.08.2024 |
Sportarten | 32 |
Bewerbe | 329 |
Nationen | 206 |
Athlet:innen aus Ö. | 81 (W: 37, M: 44) |
Athlet:innen gesamt | 11.119 |
Alles Gold, was glänzt?
Ofners Familie und sein Physiotherapeut Stefan Trost sind in Frankreich leider nicht dabei, „die verfolgen das im Fernsehen.“ Den Olympia-Trubel nimmt er ganz entspannt. Eine Medaille wäre wohl die Sensation der letzten Jahre bzw. des letzten Jahrhunderts. A apropos: 1912 holte Österreich die erste und einzige Olympia-Medaille im Tennis durch Felix Pipes und Arthur Zborzil im Doppel. Das waren auch die letzten Spiele, bei denen Goldmedaillen noch komplett aus Gold bestanden. In Paris ist das begehrte Stück lediglich mit sechs Gramm Feingold überzogen. Ein Grand-Slam-Sieg würde sich finanziell eher rentieren. Ofner ist es gewohnt, Preisgelder zu kassieren. Er wünscht sich, dass Tennisspieler auch bei Olympia für ihre Arbeit finanziell entlohnt werden.
Sportlich gesehen will der Olympia-Debütant die Atmosphäre genießen, gutes Tennis spielen und Spaß haben. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Vor 2022 plagten ihn gesundheitliche Probleme und eine hartnäckige Verletzung an der Ferse. Doch all das „hat mir geholfen!“, sagt „Ofi“. Ihm sei dadurch erst bewusst geworden, wie das ist, wenn man fit und schmerzfrei spielen kann. „Das hat mich mental sehr weitergebracht. Ich habe gesehen, wie viel Spaß es macht, wenn ich wieder fit bin und wie dankbar ich sein muss, dass ich sowas machen darf. Ich spiele Tennis ja schon mein ganzes Leben lang. Es ist ein Teil von mir.“