Debüt auf zwei Rädern
„Alles, was wir haben, ist das Jetzt. Es gibt keine Zukunft und keine Vergangenheit. Ich kann mir noch so schöne Bilder im Kopf ausmalen, aber schlussendlich habe ich nur das Jetzt und ich versuche jeden Tag, die beste Version von mir selbst zu werden“, antwortet Mona Mitterwallner auf die Frage, was ihr so kurz vor den Spielen durch den Kopf gehe. Ihre Antwort zeigt einmal mehr, wie ehrgeizig und fokussiert die Mountainbikerin aus Tirol ist.
Dabei hatte sie Ende März mit einer Viruserkrankung zu kämpfen, die ihren Körper aus der Bahn warf. „Ich weiß, dass er viel durchgemacht hat, aber ich habe großes Vertrauen in meinen Körper. Wir sind zwar noch nicht bei 100 Prozent, aber ich weiß, dass ich am Tag X trotzdem mein ganzes Potenzial abrufen kann.“
Titel-Dauerschleife
Um das Risiko, einer erneuten Viruserkrankung klein zu halten, reist sie am 23. Juli mit dem Auto an. Die Olympischen Spiele bedeuten ihr viel: „Natürlich geht bei Olympia der Herzschlag noch ein bisschen höher. Ich glaube, das hilft auch, wenn du es richtig verwendest, um nochmal weitergehen zu können. Aber es ist immer ein großes Risiko, wenn du dich zu sehr auf etwas versteifst. Deswegen betrachte ich das Ganze mit einem gewissen Abstand. Emotionen muss man im Zaum halten, nach dem Rennen bleibt genug Zeit, um sie zu erleben“, erklärt die 22-Jährige. Sie reist zum dritten Mal nach Frankreich. Eine Stadtbesichtigung plant sie aber wieder nicht ein. „Ich fahre hin, um zu trainieren und Rennen zu fahren. Für das ganze Sightseeing usw. habe ich später im Leben noch Zeit.“
Vor drei Jahren wurde Mitterwallner die jüngste Cross-Country Marathon-Weltmeisterin. Zuvor gewann sie zahlreiche österreichische Meistertitel und EM- sowie WM-Medaillen. In ihrem ersten Jahr in der U23-Klasse, fuhr Mitterwallner als 19-Jährige im Weltcup die „perfekte Saison“, gewann alle Rennen, holte Gold bei der U23-EM und U23-WM und wurde Weltmeisterin über die nicht-olympische Marathon-Distanz (XCM) – und das in der Elite-Klasse. Sie avancierte damit zur bisher jüngsten XCM-Weltmeisterin in der Geschichte. Den Weltmeistertitel im Cross-Country-Marathon konnte Mitterwallner im vergangenen Jahr wiederholen. 2024 gewann sie zudem Silber bei den Europaspielen und der EM im Cross-Country XCO.
Detailverliebt
Um das richtige Setup zu finden, tüftelt Mitterwallner mit ihrem Mechaniker-Team stundenlang herum.„Immerhin ist das ja unser Arbeitsgerät. Um ein Rennen zu gewinnen, muss man schnell fahren. Deswegen ist das eine große Komponente wie Ernährung, Schlaf und Erholung. Da muss man genauso viel Augenmerk drauflegen. Es gibt viele technische Details, die Reifenwahl ist zum Beispiel unglaublich wichtig am Tag X. Aber diese Entscheidung fällt kurzfristig, je nach Wetterbedingungen. Beim Skifahren wird der Schliff kurz vorher entschieden und so ist das bei uns auch bei den Reifen“, erklärt Mitterwallner.
Bei den Spielen werden ihre Eltern und eventuell ihre Schwester dabei sein. „Wir sind gerade noch am Organisieren der letzten Tickets, Unterkunft haben wir. Es wäre natürlich toll, wenn alle dabei sein könnten, vor allem wenn es gut läuft. Wenn es nicht so gut läuft, müssen sie es nachher mit meiner Laune aushalten“, sagt Mitterwallner. Vor einem Rennen ist sie froh, wenn sie sich auf ihr Zimmer zurückziehen und sich in Ruhe auf das Rennen vorbereiten kann. „So halte ich das generell. Ich bin gerne unter Leuten, aber im Großen und Ganzen lege ich Fokus auf Training, Ernährung und Schlaf. Da kommt auch nichts dazwischen, da gibt es keinen Kinobesuch — so halte ich das das ganze Jahr.“
Für den Erfolg achtet Mitterwallner auch auf eine penible Ernährung. Die Vegetarierin isst nur das, was sie kennt und gut verträgt. „Keine Zusatzstoffe, kein industrieller Zucker. Das esse ich seit ca. 8 Jahren nicht mehr — nur alles, was natürlich ist. Ich möchte nichts essen, wo 15 Zutaten drin sind und ich von 5 nicht weiß, welcher Zusatzstoff das ist. Aber das ist für jeden anders. Gemüse, Reis usw. geben mir Kraft und nimmt mein Körper leicht auf.“ Monas perfekte Kombination für den nächsten Sieg!