Taube Sturzflug!
Am Montag stand für Bogenschützin Elisabeth Straka und ihre Trainerin Andrea Raigel das erste Training in Paris auf dem Programm. Auf dem ehrwürdigen Rasen der Esplanade des Invalides gab es einige Überraschungen und positive Erkenntnisse. Worauf die Niederösterreicherin nicht vorbereitet war, sind die tierischen Tiefflieger am Olympia-Venue.
Vom Acker in einen der schönsten Gärten von Paris. Für die Bogenschützin Elisabeth Straka könnte der Kontrast kaum größer sein. Normalerweise trainiert die 24-Jährige zu Hause in Lichtenwörth bei Wiener Neustadt auf einem Acker. Seit Montag lässt sie ihre Pfeile auf der ehrwürdigen Grünanlage der Esplanade des Invalides los. „Ein ist einfach schön, endlich hier zu schießen. Gestern Früh habe ich noch daheim auf dem Acker auf meine zwei Scheiben gezielt. Ein Pfeil ist durch die Mitte durch und ich habe eine Stunde lang mit dem Rechen im hohen Gras danach gesucht.“
Am Montag steht die Niederösterreicherin für ihr erstes Training im Herzen von Paris auf einem Podest — unter ihr perfektes Grün. 70 Meter entfernt die Zielscheibe. In der gelben Mitte sechs Pfeile. „Das erste Training war sehr gut, echt super!“, darüber sind sich Athletin und Trainerin Andrea Raigel einig. „Wenn sie diese Performance von heute im Wettkampf bringen kann, sind wir guter Dinge“, fügt Raigel hinzu.
Sie ist mehr als zufrieden mit der Wettkampfstätte, die das Bogenschützen-Team im vergangenen Jahr beim World Cup bereits einmal besichtigen konnte. „Damals zeigte man uns die Pläne und wir konnten es uns in etwa vorstellen, wie es hier aussehen sollte. Trotzdem war Elisabeth jetzt froh, das Venue endlich zu sehen, denn wir hatten es uns am Anfang etwas anders vorgestellt, weil alles sehr offen und weit ist“, erklärt Raigel.
Straka visualisierte im Vorhinein mit ihrer neuen Mentaltrainerin das Wettkampffeld: „Ich habe mir schon lange vorgestellt, wie ich hier dann Matches schieße!“ Sie hätte sich im Vorfeld aber auch über ein paar Fotos von der fertigen Anlage und der Erhöhung gefreut. „Das hätte mir sehr geholfen. Normalerweise schieße ich nicht von einer Erhöhung aus. Aber jetzt habe ich es gesehen und noch ein paar Tage Zeit, um mich reinzufühlen. Die Südkoreanerinnen haben zum Beispiel daheim in ihrem Trainingscenter die Stage von den Spielen vorbereitet. Die schießen dann im Training auf einer Stage, die genauso ausschaut wie bei den Spielen. Die versuchen mit allen Mitteln, diesen Überraschungseffekt zu vermeiden. Das ist schon sehr beeindruckend“, erklärt Straka.
Für die Athletin ist es auch wichtig, dass sie sich alles von der Anlage aktiv anschaut. „Weil, während dem Schießen merkt man oft erst: Ah, da hinten ist etwas, was mir noch nicht aufgefallen ist’. Und dann ist der Fokus gleich woanders. Also schaue ich immer, dass ich alles gesehen habe, damit ich weiß, wo ich hin muss, wo die Toiletten sind, der Bereich für die Athlet:innen, die Mixed Zone, all diese Dinge.“
Worauf die Schützin nicht vorbereitet war, sind die vielen Tauben. „Bei mir kreist manchmal irgendein Adler über dem Kopf oder ein paar Rehe hüpfen vorbei. Aber das vor der Scheibe die Tauben im Sturzflug fliegen, das bin ich nicht gewohnt. Aber es hat auch nicht wirklich gestört“, sagt Straka. Die Tauben blieben heil und auch Strakas Nervenkostüm zeigte zumindest im ersten Training keine Risse. „Die Qualifikation ist eigentlich immer das Gleiche, das kann ich auch. Die Nervosität kommt dann bei den Matches, vor allem wenn so viele Leute zuschauen. Aber darauf freue ich mich schon sehr.“
Am Dienstag steht für Straka und ihre Trainerin Raigel ein weiteres Training an. Am Mittwoch gibt es das „Official Practice“, bei dem auch die Equipment Inspection stattfindet. Für Straka insofern ein Novum, als dass sie zwei idente Bögen mit dabei hat, sollte bei der Hitze etwas brechen. Aktuell setzt sie auf das Modell mit dem grünen Griff, jener mit dem Goldgriff ist der Ersatzbogen. und in der Zeit dazwischen heißt es für das Team, regenerieren und sich auf den ersten Wettkampftag am Donnerstag vorzubereiten.