Vorreiter Verband
Auf der Tribüne im Wassersportstadion Vaires-sur-Marne sieht man bei den Ruder-Rennen ein vertrautes Gesicht: Horst Nussbaumer. Der Präsident des Österreichischen Ruderverbandes und ÖOC-Vorstand, zeigte sich bereits am Samstag begeistert von den Bewerben und der Leistung von Magdalena Lobnig. „Sie hat die Europameisterin im Vorlauf gestern ganz deutlich geschlagen. Das zeigt, wie hoch ihr Leistungsniveau gerade ist. Die Stimmung hier ist einmalig, es sind unglaublich viele Zuschauer da. Dass eine Tribüne, die fast 500 Meter lang ist, wirklich gefüllt ist, erleben wir Ruderer nur bei Olympischen Spielen. Sogar in den Vorläufen gestern war alles voll“, sagt Nussbaumer am Weg zum Vorlauf der Leichtgewichts-Doppelzweier Louisa Altenhuber und Lara Tiefenthaler am Sonntagmorgen.
Im gleichen Takt
„Rudern im Zweier erfordert eine sehr hohe Einstimmung auf die Partnerin. Sie müssen exakt miteinander arbeiten. Zusätzlich haben sie noch die Herausforderung, dass sie auf das Gewicht achten müssen. Das sind alles zusätzliche Komponenten beim Training, die diese Disziplin ausmacht“, erklärt Nussbaumer. Er findet es schade, dass der Leichtgewichts-Doppelzweier in Paris zum letzten Mal olympisch ist. „Der internationale Ruderverband hat zwar alles versucht, damit das nicht abgeschafft wird, aber das IOC wollte nur in Kampfsportarten und beim Gewichtheben Gewichtslimits haben — nirgendwo sonst.“
Nussbaumer habe ebenfalls alles unternommen, damit das nicht passiert. Denn laut ihm macht das Gewicht einen großen Unterschied beim Ruder. „Je schwerer und größer, desto schneller ist man.“
Coastal Rowing
Eine super Alternative zum Leichtgewichts-Doppelzweier ist das Küstenrudern, das in Los Angeles 2028 erstmals im Olympia-Programm sein wird. Dabei gibt es laut Nussbaumer überhaupt keine körperlichen Einschränkungen.
„Das ist eine Disziplin, in die wir sehr viel Geld investieren. Was natürlich auch schwierig für uns als Binnenland ist, weil wir eben kein Meer haben. Aber wir betreiben das schon seit zehn Jahren, weil ich das lange im Kopf hatte, dass das kommen wird“, sagt Nussbaumer.
Im Verband habe man dafür in Boote investiert, eigene Trainer geholt, Trainingslager organisiert und Meisterschaften durchgeführt. „Wir haben auch eine Trainingsgemeinschaft mit Portugal und Slowenien abgeschlossen, damit wir dort am Meer trainieren können. Wir haben sogar Regatten simuliert auf Badeseen in Oberösterreich“, so Nussbaumer.
Ruder-Ass Magdalena Lobnig zeigt für diese Disziplin großes Interesse und wurde mit ihrer Schwester im vergangenen Jahr Vizeweltmeisterin. Direkt nach den Spielen geht es für sie zu einem Wettkampf im Coastal Rowing.
Die Zukunft
„Wir sind natürlich unglaublich stolz auf die drei Olympionikinnen, die jetzt gerade am Werk sind. Zwei Wochen nach den Spielen sind die Junioren- und die U23-Weltmeisterschaften in Kanada. Da sind wir mit einer Mannschaft von 50 Leuten am Start“, erklärt der Verbandspräsident. Er ist stolz, dass Österreich mit einem so großen Team vertreten ist und vor allem viele weibliche Nachwuchsruderinnen dabei sind.“
In den U23-Bereich wurde in den letzten Jahren viel investiert. „Da erwartet man wirklich viel für die Zukunft. Auch bei den Juniorinnen, Junioren, kommt viel nach. Es ist aber auch ein riesiger Aufwand und kostet unheimlich viel Geld. Allein die Kanada-WM kostet uns 250.000 Euro wegen des Bootstransports, den Betreuerinnen und Betreuern usw.“ Deshalb sind wir froh, dass es uns als Verband bei Olympia quasi nichts kostet, das bezahlt das Olympische Komitee.