Bilanz als Liebeserklärung
Die traditionelle Schlussbilanz von ÖOC-Präsident Karl Stoss wurde zur Liebeserklärung für die Olympischen Spiele in Paris. Und an das Olympic Team Austria.
Der Präsident des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC) und das Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) über ...
… die Olympischen Spiele Paris 2024: Wir haben Einzigartiges erlebt, unglaubliche Spiele in außergewöhnlichen Wettkampfstätten. Die Verbindung von traditionellen Kulturstätten, die viele Geschichten erzählen, mit dem Sport zu verbinden, ist etwas Einzigartiges. Dazu die Begeisterung des Publikums in den immer übervollen Stadien, das Publikum ist mitgegangen, hat angefeuert. Ich kann nur den Hut ziehen vor dem Veranstalter. Ich persönlich habe die Sicherheitsvorkehrungen enorm gefunden, aber das geht heutzutage leider nicht mehr anders. Viele Jahre der Vorbereitung haben Früchte getragen. Man hat eindrucksvoll miterlebt, welche Kraft die Spiele haben und Millionen Menschen aus aller Welt friedvoll zusammenbringen. Dass die Spiele eine ganze Nation bewegen, ist schön. Bemerkenswert ist auch, dass der Marktanteil der zwölf bis 29-Jährigen ungewohnt hoch war.
… das Olympic Team Austria: Wir haben großartig aufgezeigt mit fünf Medaillen, die zwei Goldenen wiegen besonders schwer. Ich freue mich für den Segelsport, erstmals seit 2000 in Sydney wurden wieder zwei Goldene eingefahren. Dazu durften wir uns über drei Bronzemedaillen und 17 Top-zehn-Platzierungen freuen, da können wir schon eine positive Bilanz ziehen. Aber natürlich wäre es schön gewesen, wenn die eine oder andere Top-zehn-Platzierung zu einer Medaille geworden wäre. Am meisten enttäuscht bin ich bei all jenen, die knapp an einer Medaille vorbeigeschrammt sind. Das tut schon beim Zuschauen weh. Was wir gesehen haben: „Never give up“ – das ist ein Motto, dass im Sport nie an Gültigkeit verliert. Ob bei Lara Vadlau, die nach einem Medizinstudium zurückkehrte, oder bei Jessica Pilz, der in Tokio zwei Griffe zur Medaille fehlten.
… die nächste Olympiade: Der Pfad, den wir in Österreich eingeschlagen haben, stimmt ganz sicherlich. Es hätten auch die angepeilten bis zu zehn Medaillen werden können. Was man aber nicht aus den Augen verlieren darf: Vergleichbare Nachbarländer sind teilweise noch viel erfolgreicher. Wir als ÖOC wollen das Serviceangebot der Olympiazentren Austria weiter verbessern, insbesondere die Zusammenarbeit mit den Universitäten. Die Wissenschaft, die Technik, wird immer wichtiger, das haben wir bei den Seglern gesehen, bei denen sich der Verband auch an der Weltspitze orientiert und nie im eigenen Saft brät. Was ich mir wünschen würde: Dass wir auch wieder einmal den Teamsport zu Olympia bringen, da versagen wir aktuell zur Gänze. Eines meiner Anliegen ist ein Forderungskatalog auch an die neue Bundesregierung. Der Sport darf nicht länger ein Anhängsel sein, er gehört in den Mittelpunkt gerückt.
…das Ende der Ära Thomas Bach als IOC-Präsident: Ich habe mit vollem Respekt und großer Anerkennung verfolgt, wie er in eigenen Sachen vorging. Er verbiegt die internen Regeln und Statuten nicht, sondern hält sich an die Altersvorgaben. Das begrüße ich. Der Präsident ist am Zenit, hat alles erreicht und zu seinem Abschluss überaus erfolgreiche Spiele abgeliefert. Das IOC steht finanziell bestens da. Bis Los Angeles 2028 sind 7,2 Milliarden Dollar garantiert, bis 2032 weitere 6,3 Milliarden. Ich glaube, es ist der richtige Zeitpunkt, um nach zwölf Jahren IOC-Präsidentschaft abzudanken. Im März wird in Griechenland die Nachfolge bestimmt, das Rennen für potenzielle Nachfolger ist eröffnet. Es wäre schön, wenn jede Kandidatin, jeder Kandidat ein Konzept vorlegt. Und natürlich ist es absolut an der Zeit, eine Frau als IOC-Präsidentin anzudenken. Für mich persönlich kommt die IOC-Präsidentschaft nicht infrage, ich will möglichst lange gesund bleiben und meine Freizeit genießen. So eine Aufgabe vereinnahmt einen vollkommen. Nein, das ist nichts für mich.
…die Zukunft im ÖOC: Auch das Österreichische Olympische Comité wählt 2025, davor gibt es im Herbst eine Hauptversammlung, auf der wir u.a. über neue Statuten diskutieren und abstimmen, so wie von einigen Verbänden gewünscht. Es ist auch bei uns an der Zeit nachzudenken, Jüngere ans Ruder zu lassen, gerne auch eine Frau. Ein Punkt der neuen Statuten ist mit Sicherheit, dass künftig auch mehr als eine Liste zur Wahl stehen kann. An sich geht es dem ÖOC ausgezeichnet. Was Peter Mennel und sein Team mit Florian Gosch, Christoph Sieber und allen Mitarbeiter:innen geschafft haben, ist eine außerordentlich gute Basis. Wir sind nicht nur auf öffentliche Förderungen angewiesen, die im Bundessportgesetz geregelt sind, aber nur noch 40 Prozent des Budgets ausmachen. Und wir haben genug Polster für die nächsten Spiele, die anstehen.
Olympic Team Austria
- Das Olympic Team Austria 2024 war das quantitativ größte seit Sydney 2000 – mit 83 Athlet:innen (davon 81 im Einsatz)
- Erstmals seit 20 Jahren gab es wieder zwei Goldmedaillen, fünf Medaillen insgesamt – im Segeln, Sportklettern und Judo
- Insgesamt 22 Top-Ten-Plätze (darunter ein vierter, vier fünfte, drei sechste und ein siebenter Rang = neun Olympia-Diplomplätze in den Top-acht, die zu den fünf Medailenrängen kommen)
- Rang 36 im Medaillenspiegel unter insgesamt 206 Nationen
- 17 Toyota-Fahrzeuge waren für das Olympic Team Austria im Einsatz und absolvierten 1.202 Fahrten
Austria House
- Das Austria House im Pavillon Montsouris war in den 18 Öffnungstagen ein Olympia-Hotspot für 4.500 geladene Gäste und 12.000 Besucher:innen im öffentlichen Bereich
- Business-Plattform auf höchstem Niveau: zehn Abend-Veranstaltungen, vier WKÖ-Business-Workshops, sieben Networking-Meetings von ÖOC-Partnern
- Die Olympiabackstube powered by backaldrin – The Kornspitz Company lieferte 1.600 Portionen Apfelstrudel, 50.000 Gebäck, Brot 15 Kilo am Tag = 270 Kilo Brot.
- Im Austria Haus wurden 3.000 Schnitzel, 2.500 Portionen Kaiserschmarren und 200 kg Trüffelleberkäse serviert und unter anderem 1.900 Bio Eier verarbeitet.