Drachenzähmen leicht gemacht, Teil 2
Sie hat dir Form eines Drachens, ist mit geschätzten 500 Millionen Dollar die teuerste und einzige 360-Grad-Bahn der Welt. Das National Sliding Center von Yanqing war Schauplatz der Eiskanal-Bewerbe der Olympischen Winterspiele Peking 2022. Am Samstag (Damen-Rennen ab 8, Herren ab 12 Uhr, live auf ORF Sport +) will Österreichs Skeleton-Team den Drachen bezwingen und wieder Weltcuppunkte holen.
Die Zweitplatzierte im Weltcup Janine Flock geht mit Startnummer 5, Anna Saulite mit der 21 in Rennen. Samuel Maier, Gesamtvierter im Herren-Weltcup, hat die 1 ausgefasst, Teamkollege Alexander Schlintner die 26.
Fataler Fahrfehler
Janine Flock nach sechs Trainingsfahrten: „Es ist wirklich eine wunderschöne Bahn. Aber sie ist bei diesen tiefen Temperaturen extrem glatt, extrem rutschig. Ich habe viel am Setup arbeiten müssen, um hier auch sicher runterzukommen.“
Ein Zwischenfall in Trainingslauf 3 am Donnerstag hätte böse ausgehen können: „Ich haben in der Kurve 13 einen Fahrfehler gemacht, hatte danach echt Glück, weil ich bis dorthin wirklich schnell unterwegs gewesen bin. Im vierten Trainingslauf hatte ich dann ein Gefühl am Schlitten, das will ich nie wieder erleben, das war völlig ,out of control‘.“
Beim Beinahe-Crash hatte sich die Liegewanne verbogen, erklärt Nationaltrainer Michael Grünberger: „Janine war bis zur 13 mit überlegener Bestzeit unterwegs. Dann kamen die Probleme bis in die 16, ein harter Schlag hatte offensichtlich die Liegewanne verbogen. Den Schlitten haben wir wieder hinbekommen. Die Verhältnisse sind bei Eistemperaturen bis minus 10 Grad und der Trockenheit sehr speziell. Dann kommt noch das Profil der Bahn dazu. Hier die Abstimmung zu finden, ist einfach schwer.“
Weniger ist mehr
Nach zwei sauberen Läufen beim Abschlusstraining mit einmal sechster und einmal zweitbester Zeit darf sich Janine Flock durchaus berechtigte Hoffnungen machen, im dritten Weltcuprennen auch die dritte Podestplatzierung einzufahren: „Ziel ist es im Rennen eine saubere Linie zu finden. Auf der Bahn ist weniger mehr, jede Lenkbewegung zu viel bringt den Schlitten ins Rutschen.“
Samuel Maier, der am Donnerstag eine sensationelle Trainingsbestzeit nahe dem Bahnrekord (1:00,00 Minuten von Olympiasieger Christopher Grothee) ins Eis brannte, aber bei den Abschlusstrainings mit zweimal elftbester Zeit hinter den eigenen Erwartungen blieb, ist dennoch zuversichtlich: „Ich freue mich, wieder auf der Bahn zu sein, wo ich mir 2022 meinen Traum von Olympischen Spielen erfüllen durfte. Bei mir ist alles auf Go!“ Der Tiroler war 2022 als Olympia-Dreizehnter heimgekehrt, zwei später ist weit mehr möglich.
Push nach Crash
Sein Selbstvertrauen gefunden hat auch wieder Alexander Schlintner, den noch immer die blauen Flecken an die Bandenchecks inklusive Gehirnerschütterung beim Weltcup-Auftakt am letzten Wochenende in Pyeonchang erinnern. Im letzten Lauf des Abschlusstrainings gelang dem Niederösterreicher die achtbeste Zeit! „Das hat ihm wieder einen totalen Push gegeben“, erzählt Coach Grünberger. „Er muss beim Rennen nix neu erfinden, kann, wenn er diese Trainingsleistung abruft, durchaus den angepeilten Top-15-Platz schaffen.“