„Andere Version von mir selbst“
Ski-Ass Tamara Tippler (33) kehrt nach ihrer Babypause zurück in den Weltcup. Mit Tochter Mia feierte sie im September noch ihren ersten Geburtstag – nun startet die Steirerin ab 14. Dezember in Beaver Creek (USA) wieder voll durch. Die erste längere Trennung von ihrer Tochter beschreibt sie als ungewohnt, aber notwendig: „Ich freue mich voll, wieder in Action zu sein.“ Mia bleibt in der Heimat, gut betreut von Papa Oliver und der Familie.
Die zehnfache Weltcup-Podestfahrerin gibt sich gelassen: „Ich mache mir keine Sorgen um Mia, eher, wie ich ohne sie zurechtkomme.“ Dennoch will sie sich nicht nur als Mama präsentieren: „Ich will nicht als Supermama dastehen oder wegen Mia im Fokus stehen.“ Kritik auf Social Media, sie solle als Mutter nicht mehr Skifahren, weist sie entschieden zurück: „Ich will zeigen, dass Kind und Karriere vereinbar sind.“
Nach einer Knie-OP im Frühjahr und der Schwangerschaft fühlt sich Tippler körperlich wieder fit. Mit neuem Material und großem Ehrgeiz blickt sie auf die kommende Saison: „Ich bin stärker als zuvor. Ein Kind zu bekommen, hat mich verändert – keine Medaille kann diese Gefühle toppen.“ Die Rückkehr in den Weltcup empfindet sie fast wie einen Urlaub: „Endlich nur auf mich selbst achten.“
Mit Unterstützung ihrer Familie sieht Tippler ihre Rückkehr als Privileg – und will beweisen, dass sie auf der Piste nichts verloren hat. „Mia geht es super, da mache ich mir gar keine Sorgen. Alle helfen so toll zusammen, dass ich meinen Beruf weiter ausüben kann. Ich bin mehr gespannt, wie es mir ohne sie geht“, beschreibt die 33-Jährige und lächelt.
Defizite aufgeholt
Die körperlichen Defizite nach der Schwangerschaft und auch einer Knie-Operation im Frühjahr sind aufgeholt, vor den ersten Rennen wird jetzt in den USA viel trainiert. „Wir werden sehen, was passiert, wenn ich wieder voll im Geschehen bin. Ich denke, ich werde mit der Situation auch wachsen. Es ist alles ein Lernprozess.“ Auch das Material ist neu, Tippler wechselte von Salomon zu Kästle, die Zimmerkollegin ist indes mit Stephanie Venier geblieben. „Toll, wie das die Tami alles hinbekommt, mein größter Respekt“, lobte die Venier zuletzt, „schön, dass sie wieder da ist, um mit uns Gas zu geben.“
„Eine andere Version von mir"
Ins Renngeschehen geht es für Tippler zurück mit Verletzten-Status, zumindest das hatte einst Tina Maze erkämpft. Die Steirerin ist nun die Erste, die davon profitiert. Trotz der knapp eineinhalb Jahre Rennpause kam Selbstbewusstsein dazu: „Ich bin zwar noch die Alte, aber es gibt jetzt eine andere Version von mir, eine bessere, eine stärkere.“ Ein Kind zu bekommen, habe so viel verändert: „Keine Medaille kann diese Gefühle toppen.“
Dass ihr Beruf ein gefährlicher ist, dessen ist sich die Olympia-Vierte von 2022 bewusst. Sollte sie fühlen, weniger Risiko eingehen zu wollen, „bleibt immer ein Not-Aus, genauso wie, wenn ich jeden Tag unglücklich wäre, weil ich nicht zu Hause bin. Wie gesagt: Ich muss keinem was beweisen.“ Einige Zeit jetzt weg zu sein, hat aber auch Vorteile. Tippler: „Stimmt, es ist fast ein bisschen wie Urlaub. Ich muss mich plötzlich nur um mich selbst kümmern.“