Von Zweifel zu Siegen
Mit einem Paukenschlag hat Cornelia Hütter die neue Skisaison eingeläutet. Beim Speed-Auftakt in Beaver Creek sicherte sich die 32-Jährige den Sieg in der Abfahrt und landete im Super-G auf einem respektablen vierten Platz. Ein Saisonstart, der von vielen Emotionen, harter Arbeit und einer beeindruckenden Comeback-Geschichte geprägt ist.
„Mit so einem Saisonstart nach langer Vorbereitung und als Führende so zu starten, das rote Trikot zu verteidigen und nach Europa mitzunehmen, war mega“, zeige sich Hütter überwältigt von ihrem Auftaktsieg. Es war ein Moment, der nicht nur ihr Selbstvertrauen stärkte, sondern auch ein kräftiges Zeichen für die in sieben Wochen beginnende Heim-Weltmeisterschaft.
Dabei war der Weg zu diesem Erfolg alles andere als leicht. „Die Ski sind mit mir gegangen. Ich habe versucht nachzugehen. Ich habe mich nicht gut gefühlt“, beschreibt Hütter ihr Gefühl vor dem Speed-Auftakt. Doch genau diese Unsicherheiten überwand die Steirerin mit beeindruckender Entschlossenheit. Auch TV-Experte Hans Knauß war von Hütters Leistung begeistert: „Es hängt dort alles schräg raus. Ich war mir sicher, dass das nicht gut gehen wird. Sie hat den Ski aber laufen gelassen. Sie ist einfach eine wilde Henne. Du musst dir dort was trauen.“
Hütter hat sich nicht nur als mutige Fahrerin, sondern auch als kämpferische Athletin etabliert. Ihre Karriere war von Rückschlägen geprägt. Schwere Stürze und Verletzungen ließen sie immer wieder zweifeln. „Ich hatte schon ein Karriereende im Kopf, das Negative hat überwogen. Dann bin ich auf den Skiern gestanden, dem Kopf und den Knien ging es gut und es hat wieder Spaß gemacht. Ich habe gedacht, dass es doch noch zu früh ist“, erzählt sie über die Zeit, als das Ende ihrer Laufbahn schon greifbar schien. Doch Hütter fand zurück und belohnte sich selbst mit dem Gewinn der Kristallkugel sowie mit WM-Medaillen. „Das ist so groß und gibt so viel zurück“, sagt sie mit Stolz.
Ihr Comeback wird in der Skiszene mit Hochachtung verfolgt. Hans Knauß beschreibt Hütters Werdegang beeindruckt: „Sie hatte viele schwere Stürze. Dass die Mädels da immer so schnell wieder zurückkommen, ist faszinierend. Da brauchst du einen Dickschädel. Dann zu dominieren, braucht eine Reife. Um in der Abfahrt konstant erfolgreich zu sein, braucht es Zeit. Conny ist jetzt im besten Alter, immer vorne mitzufahren.“
Bodenständig und fokussiert
Trotz der Erfolge bleibt Hütter bodenständig. Das zeigt sich auch in ihrer Anekdote zum Gewinn der Kristallkugel: „Ich habe noch keinen Platz gefunden, weil es so unerwartet kam. Sie steht noch in der Speisekammer – ein bisschen peinlich“, erzählt sie mit einem Lächeln.
Doch den Blick richtet Hütter bereits auf die kommenden Herausforderungen. Die Heim-WM in Saalbach steht im Februar auf dem Programm, doch an ein Überdrehen denkt sie nicht. „Es ist noch alles weit weg, ich musste einmal den Grundspeed erreichen. Die Heim-WM ist schon wichtig, da die Saalbacher etwas für uns zaubern werden. Jetzt schon über Möglichkeiten Gedanken machen, bringt nichts. Dazwischen liegen noch sehr viele Klassiker. Es wird sicher ein Spektakel“, erklärt sie realistisch.