„Spüre den Aufwärtstrend“
Im Thialf von Heerenveen, der Eisschnelllauf-Halle in den Niederlanden, finden am kommenden Wochenende die Europameisterschaften statt. Diese werden 2025 im Mehrkampf-Format ausgetragen, womit sowohl im Allround als auch im Sprint Medaillen vergeben werden. Für Österreich werden Vanessa Herzog und Ignaz Gschwentner im Sprint an den Start gehen, auf YOG-Teilnehmerin Jeannine Rosner wartet die Allround-Premiere, während Gabriel Odor noch auf einen Startplatz hofft.
Denn der 24-Jährige aus Grinzens ist aktuell noch auf der Reserveliste zu finden und würde in das Starterfeld rutschen, wenn eine Nation auf ihren Startplatz verzichtet oder ein Athlet noch zurückzieht. Bis zum Team-Leaders-Meeting am Donnerstagabend muss er sich noch gedulden, ob er starten kann. “Die Form war nicht schlecht in den letzten Wochen und ich konnte zuletzt gut trainieren. In der vollen Thialf-Halle zu laufen ist immer ein besonderes Gefühl und deshalb hoffe ich auf einen Start“, blickte er voraus.
Seit 1893 gibt es die Kontinentalwettkämpfe im Mehrkampfformat, bei dem die Einzelstrecken über 500, 5.000, 1.500 und 10.000 Meter zusammengerechnet werden. Seit 2017 alterniert der Wettbewerb mit den Einzeldistanzen und bisher konnte Österreich bei den Europameisterschaften 16 Medaillen erringen. Eine davon ging im Vorjahr auf das Konto von Odor, der im Massenstart Silber eroberte.
Erfolgreiche und gute Erinnerungen
Sechs Medaillen von Europameisterschaften hat Vanessa Herzog schon zu Hause lagern, die die erfolgreichste Athletin aus Österreich bei diesen Titelkämpfen ist und sowohl im Sprintvierkampf als auch auf den Einzeldistanzen schon am Podium stand. „Ich habe gute Erinnerungen an die Europameisterschaften, auch natürlich an Heerenveen. In den letzten Trainings habe ich ein richtig gutes Gefühl entwickelt und spüre einen Aufwärtstrend“, erklärte die 29-Jährige.
2019 in Klobenstein wurde sie im Vierkampf Weltmeisterin, 2023 gelang ihr noch eine Bronzemedaille im Sprint, wo an zwei Wettkampftagen jeweils die Einzeldistanzen über 500 und 1.000 Meter warten. In diesem Jahr ist dieser anstrengende Modus noch einmal verschärft, da am Freitag die ersten zwei Distanzen am späten Abend gelaufen werden, am Samstag allerdings schon gegen Mittag.
„Das Format vom Sprintvierkampf ist schon richtig herausfordernd, diesmal aber besonders, weil innerhalb von 18 Stunden alle vier Rennen gelaufen werden. Das wird sicher ganz spannend werden, wer das am besten verkraftet“, so Herzog, die die Rolle der Favoritinnen für Gold vor allem den Lokalmatadorinnen aus den Niederlanden zuschiebt: „Sie gilt es zu schlagen und auf ihrer Heimbahn benötigt es eh immer eine außergewöhnliche Leistung, da sie das Publikum voll im Rücken haben.“
Auch wenn die ersten beiden Übersee-Weltcups nicht nach dem Geschmack von Herzog liefen, gibt sie sich positiv vor den Titelkämpfen. „Ich freue mich auf die volle Halle und die gute Stimmung. Es wird vier gute Läufe brauchen, um die Medaillen mitzureden. Das ist aber mein Ziel und bei den Weltcups gehörte ich zu den besten Europäerinnen“, blicke Herzog voraus.
Debüt für 18-jähriges Allround-Talent
Für Ignaz Gschwentner hängen die Trauben in Heerenveen nicht so hoch. Wie vor zwei Jahren schaffte er erneut die Qualifikation für die Sprint-EM und will vor allem schnelle Zeiten aufs Eis in Heerenveen zaubern. „Ich hatte zuletzt gute Trainings in Inzell und freue mich auf die Wettkämpfe. Die vier Rennen in zwei Tagen sind natürlich beinhart, vor allem, weil du doch von Lauf zu Lauf an Substanz verlierst“, so der junge Tiroler.
Mit gleich acht Goldmedaillen auf allen acht ausgefahrenen Bewerben überstrahlte Jeannine Rosner die Österreichischen Meisterschaften in Innsbruck. Die 18-Jährige setzte sich auch im Allround-Vierkampf durch mit einem neuen Bahnrekord auf dem Außeneisring der Olympiaworld in Innsbruck und geht nun in ihre ersten Europameisterschaften.
„Die Nervosität ist natürlich spürbar, auch die Vorfreude. Die EM war gar nicht in meinem Programm zu Saisonbeginn, aber zuletzt lief es wirklich sehr gut“, sagte die Innsbruckerin, die heuer schon zwei Weltcupsiege bei den Juniorinnen einfahren konnte und bei den Ende Januar stattfindenden Weltmeisterschaften dieser Altersklasse zu den Medaillenkandidatinnen zählt. “Im Thialf bin ich nur im Nachwuchs gelaufen bislang, von dem her bin ich sehr gespannt, wie sich die Rennen in der vollen Halle anfühlen“, meinte Rosner abschließend.
Am Freitagabend warten ab 19:00 Uhr die ersten beiden Wettkämpfe im Sprintvierkampf der Frauen und Männer. Tags drauf geht es für die Sprinterinnen und Sprinter schon ab 10:55 Uhr zur Sache, eine Stunde später beginnen die Allround-Bewerbe mit den 500 Metern. Der dritte und letzte Tag am Sonntag beginnt um 13:40 Uhr mit den 1.500 Metern im Allround, ehe ab 15:30 Uhr die finalen Wettkämpfe der Frauen über 5.000 und der Männer über 10.000 beginnen. Diese laufen nur mehr die acht besten Athletinnen und Athleten der Zwischenwertung nach drei Disziplinen.