„Der Einer ist gemeiner!“
Drei Trainings absolvierte Ruderin Magdalena Lobnig bereits auf der Regattastrecke in Frankreich. In Erinnerung geblieben ist dort vor allem eins: Die Hymne des Gastgeberlandes. „Gestern ist die ganze Zeit die französische Hymne gelaufen, das war eigentlich ganz witzig. Im Französisch-Unterricht haben wir die daheim gelernt. Die ersten Zeilen singe ich immer mit — aber das ist eigentlich die falsche Hymne!“, erklärt Lobnig lachend.
Beim Training werden die Athlet:innen von den Franzosen bereits lautstark unterstützt. „Es ist jetzt schon ziemlich cool auf der Regattastrecke zu fahren, weil laute Musik gespielt wird; das ist ja im Rudersport überhaupt nicht so üblich, dass man im Training Musik hört — außer am Ergometer. Von dem her hat es das in sich, obwohl die Spiele an sich ja eine ganz ruhige Veranstaltung sind, wo ganz viel Ernst dabei ist.“
Österreich-Haus
An die Regattastrecke und die Bedingungen dort habe sich die 34-Jährige bereits anpassen können. „Ich komme mit dem Wasser ganz gut zurecht und bin auch heute eine gute Fahrbelastung gefahren. Das stimmt mich jetzt ganz zuversichtlich für meinen Vorlauf am Samstag. Ich fühle mich generell sehr wohl. Wir sind ja in einem Außenquartier, in einem Hotel, und da geht es uns wirklich ausgezeichnet. Das Essen und die Zimmer sind sehr gut. Die Wege zur Strecke sind kurz, das ist natürlich sehr wichtig. Und heute haben wir ein bisschen Ablenkung im Austira House, das gefällt mir, weil die Nervosität natürlich steigt“, erklärt die Kärntnerin.
Die Nervosität hängt für sie damit zusammen, dass Olympia die „größte Bühne ist, die wir bekommen als Randsportart. Natürlich war ich in Rio im Finale, in Tokio im Finale und konnte eine Medaille gewinnen, jetzt bin ich wieder in einer anderen Situation am Start. Ich habe leider aufgrund meines Bandscheibenvorfalls zu wenige Regatten gehabt, als dass ich mit großer Sicherheit und mit breiter Brust am Start stehe. Aber ich sage mal so, je älter man wird, desto mehr negative Erfahrungen erlebt man auch, also die bringen einem ja auch etwas.“
TOKIO-BOOT
Ein besseres Gefühl könnte Lobnig durch eine große Veränderung erhalten: „Ich sitze wieder in meinem alten Tokio-Boot!“ Dazu kam es aufgrund eines Materialschadens beim ursprünglichen Paris-Boot. „Das hat leider einen Schlag abbekommen bei der Finne und zieht jetzt immer auf die Seite. Aber ich habe jetzt ein ganz gutes Setup für mich gefunden und hoffe, dass es mir natürlich auch ein bisschen Glück bringt.“
Vor ihrem Bandscheibenvorfall wollte die Heeressportlerin eigentlich mit ihrer Schwester Katharina im Doppelzweier-Boot in Paris antreten. „Allein im Boot sitzen und diese ganze Nervosität, Anspannung, allein zu ertragen. Natürlich hast du dein Team um dich, aber am Ende bist es du, die am Start steht — der Einer ist gemeiner!“
Lobnigs Familie wird beim Wettkampf von Kärnten aus die Daumen drücken. Zum einen, weil sie vor einigen Monaten nicht einmal wussten, ob Magdalena überhaupt dabei sein kann. Zum anderen, weil kurz vor den Spielen die Ticketpreise laut Lobnig extrem in die Höhe gegangen sind. „Von dem her haben wir uns geeinigt, dass sie daheim bleiben. Es hat in Tokio auch super funktioniert. Und sie haben jetzt daheim schon alles geschmückt und Fahnen aufgehängt. Völkermarkt wir voll im Rot-Weiß-Roten-Olympia-Fieber sein“, sagt Lobnig.