Einer für alle, alle für den großen Traum!
News
„Wir zählen definitiv zu den Medaillenkandidaten”, sagte Thomas Steu vor dem Start der Olympischen Winterspiele in Peking mit breiter Brust und viel Selbstvertrauen. Eine Geschichte über das österreichische Rodel-Team aus unserem aktuellen OLYMPIA REPORT.
Die emotionalen Bilder vom sensationellen Olympiasieg von David Gleirscher im Rodel-Einsitzer in Pyeongchang 2018 haben sich in unserem Kopf festgesetzt. Oftmals fühlt es sich so an, als wäre es noch gar nicht so lange her – doch der Schein trügt: Knapp vier Jahre sind mittlerweile vergangen, es ist viel passiert und der 27-jährige Tiroler hat nichts unversucht gelassen, um auch in Peking wieder um die olympischen Medaillen kämpfen zu können.
„Je näher die Olympischen Spiele kommen, umso stärker werden die Erinnerungen an 2018. Ich habe die vielen positiven Emotionen noch in mir, und die Vorfreude auf den Wettkampf in Peking ist schon richtig groß. Nach meiner Goldmedaille konnte ich mein erstes Weltcuprennen gewinnen und einige WM-Medaillen sammeln. Es ist viel passiert, aber jetzt möchte ich meine Edelmetallsammlung erweitern – das ist mein großes Ziel für unser Jahreshighlight“, erklärt Gleirscher, der nach viel Testen nun das perfekte Set-up für eine erfolgreiche Titelverteidigung gefunden hat. Neben dem Selbstvertrauen sind auch die Voraussetzungen sehr ähnlich wie vor den Spielen in Korea. Auch hier war der Tiroler in der Position des Jägers, und wie wir alle wissen, hat er sie mit Bravour erfüllt.
Aber nicht nur der Olympiasieger von 2018 ist ein heißer Medaillenkandidat, auch seine beiden rot-weiß-roten Mitstreiter verstehen ihr Handwerk und konnten in den letzten Wochen mit starken Leistungen überzeugen. Wolfgang Kindl konnte sich unlängst in St. Moritz zum souveränen Europameister küren und tritt seine vierten Olympischen Spiele mit viel Selbstvertrauen an. Der Dritte im Bunde ist Nico Gleirscher, der ebenfalls zu den schnellsten Athleten im Eiskanal zählt. Das Duo Kindl/N. Gleirscher hat in der Vorbereitung nichts dem Zufall überlassen und hat sich kurzerhand zu einer Männer-WG zusammengeschlossen, um sich zum einen perfekt vorbereiten zu können, zum anderen, um das Risiko einer Last-minute-Corona-Infektion zu minimieren.
„Es war nicht leicht für uns, dass wir auf unsere Familien verzichten mussten. Es war aber ein bewusster Schritt, der sich hoffentlich bezahlt macht. Auf der langen Olympia-Bahn gibt es einige technische Schwierigkeiten, das liegt mir. Ich kann mich schnell an die Gegebenheiten anpassen und bin super in Form. Mein Ziel ist ganz klar eine Medaille“, berichtet Kindl voll Vorfreude.
Lange Tradition als zusätzliche Motivation
Die österreichischen Doppelsitzer blicken auf eine mehr als erfolgreiche Olympia-Geschichte zurück und sind seit Jahren eine Medaillenbank. Die Brüder Andreas und Wolfgang Linger krönten sich in Turin 2006 und Vancouver 2010 jeweils zum Olympiasieger und legten in Sotschi 2014 mit Silber nach. In Pyeongchang 2018 sorgten Peter Penz und Georg Fischler mit Olympia-Silber für das nächste Edelmetall in Rot-Weiß-Rot. Eine Serie, die nun die in überragender Form agierenden Thomas Steu und Lorenz Koller sowie Yannik Müller und Armin Frauscher in Peking fortführen wollen.
Steu/Koller sind seit vielen Jahren ein sportliches Paar und haben speziell in den vergangenen beiden Saisonen dem Doppelsitzer-Weltcup ihren Stempel aufgedrückt. Aus einer anfänglichen Zweckbeziehung ist ein harmonisches Miteinander geworden. „Wir waren am Anfang sehr unterschiedlich, aber es ist immer mehr zusammengewachsen, und wir konnten voneinander profitieren. Das Gute ist, dass wir uns auf der Olympia-Bahn sehr schnell wohlgefühlt haben und Thomas (Anm.: Steu) nach der ersten Fahrt von seiner Lieblingsbahn gesprochen hat“, gibt Koller interessante Einblicke. Der 27-jährige Tiroler ist auch dafür verantwortlich, dass der Olympia-Schlitten gut in Schuss ist. In akribischer Feinarbeit ist er in der heimischen Garage im Sommer entstanden. Viele Stunden sind in die Tüftelei und in die praktische Umsetzung geflossen – wie es aussieht, hat es sich bezahlt gemacht.
Teamkollege Steu gibt klar die Marschrichtung vor: „Wir zählen definitiv zu den Medaillenkandidaten. Dem wollen wir gerecht werden und etwas Zählbares mitnehmen – in diesem Fall olympisches Edelmetall!