„In Pension schicken wäre Blödsinn!“
Olympia-Revanche gelungen! „Und mit Pau hatte ich auch noch eine Rechnung offen“, sagt Vielseitigkeitsreiterin Lea Siegl nach Platz sechs in der Vorwoche mit Fighting Line beim 5-Sterne-Klassiker in Frankreich. Mit ihrem 17-jährigen Sportpartner, der im Sommer aus noch immer unerfindlichen Gründen bei den Olympischen Spielen Paris 2024 nicht durch den Vet-Check gekommen war, will sie noch eine Saison anhängen. Statt in die Pension geht es 2025 vielleicht gleich zweimal nach Großbritannien: nach Badminton, dem Wimbledon der Vielseitigkeit, und zur Europameisterschaft in Blenheim.
„Fighti wird nächstes Jahr 18. Ich dachte ja, es wäre seine letzte Saison. Aber er ist noch einmal besser geworden als letztes Jahr. Es wäre ein Blödsinn ihn jetzt in Pension zu schicken, wenn er so motiviert ist und so einen Spaß hat“, erklärt Lea Siegl. Die 26-jährige Heeressportlerin ist noch immer beeindruckt vom sicheren Auftritt ihres Sportpartners beim französischen Vielseitigkeitsklassiker in Pau.
Keine Angst vorm Unglücksort
Dabei war die Oberösterreicherin dort im Vorjahr im Sattel von Fighting Line im Gelände zu Sturz gekommen, hatte sich zwei Rippen gebrochen und sich eine tiefe Schnittwunde am Ohr zugezogen.
„Pau war eigentlich heuer nicht am Plan. Aber nachdem das in Paris nicht funktioniert hat, wollten wir nicht schon vorzeitig in die Winterpause gehen, weil wir wirklich sehr gut trainiert hatten und unsere Saison wegen meines Fußbruchs ohnehin verspätet begonnen hatte. 4-Stern-Prüfungen hat Fighti heuer mit einem Sieg und einem zweiten Platz souverän absolviert. Deshalb blieb eigentlich nur das 5-Stern-Turnier in Pau, da hatte ich auch noch eine Rechnung offen“, erzählt Siegl.
Angst verspürte sie bei der Rückkehr an den Unglücksort keine. „Als ich die Geländesprünge wieder gesehen habe, war ich sofort motiviert, habe mich auf die Herausforderung gefreut! Und Fighti auch. Selbst als nach der Dressur der Regen den Boden so aufgeweicht hat, dass bald alles unter Wasser war und die Geländestrecke verkürzt werden musste. Wir sind noch nie auf so einem Boden geritten. Aber er war so gut, der weiche Untergrund hat ihn nicht irritiert. Er war so sicher, er ist gelaufen, als ob es trocken wäre! Er war richtig gut, das war sicher eine unserer besten Runden im Gelände! Es hat sich alles so leicht anfühlt. Ich hatte schon vor Paris so ein gutes Gefühl. Das hat sich noch einmal bestätigt.“
Apropos Paris. Warum Fighting Line damals nicht durch den Vet-Check gekommen ist, bleibt ungeklärt. „Wir haben uns das Video schon so oft angeschaut. Er ist die erste Linie nach unten noch ganz normal getrabt, nach der Wende muss er auf einen spitzen Gegenstand getreten sein. Wie gesagt, er war abseits des Vet-Check-Geländes immer topfit.“
ZEHN JAHRE MIT FIGHTING LINE
Der oberösterreichischen Besitzer-Familie ist Lea Siegl dankbar: „Ich darf Fighti reiten, seit ich 16 Jahre alt bin. Ich war jung, das Pferd war jung, wir haben den ganzen Weg gemeinsam gemacht und die Familie Mühlböck ist immer hinter uns gestanden, hat uns voll unterstützt. Und das jetzt schon fast zehn Jahre lang, das ist nicht selbstverständlich! Ich habe kein Pferd, wo ich mich so sicher fühle, wie auf Fighti. Wir sind so ein eingespieltes Team, da ist so viel gegenseitiges Vertrauen, das ist eine besondere Verbindung!“
Deshalb will Lea Siegl auch noch eine Saison mit Fighting Line anhängen, aber ganz ohne Druck: „Jetzt hat er einmal Winterpause! Wenn er sich aber vor dem Saisonstart wieder so anfühlt, wie zu Saisonbeginn, dann könnten wir uns den Traum von Badminton erfüllen. Ich will nix verschreien, aber für diese Strecke wäre er genau das richtige Pferd. Elf Minuten zu galoppieren, macht ihm gar nix. Außerdem ist er auch für die EM in Blenheim qualifiziert. Mal sehen, wie wir es 2025 angehen werden.“ Denn für die EM stünde ja auch der ebenso qualifizierte Van Helsing bereit.