„Möchte etwas mitnehmen“
Château de Versailles. So lautete erneut die exklusive Wettkampf-Adresse für Österreichs Springreit-Team Katharina Rhomberg, Max Kühner und Gerfried Puck. Vor vier Tagen hatte das Trio, das bei der EM im Vorjahr Bronze geholt hatte, hier bei den Olympischen Spielen seinen ersten Auftritt. Mit Platz 13 reichte es um drei Plätze oder zwei Abwürfe nicht für das Finale der Top-10. Das sollte sich am Montagnachmittag in Einzel endlich ändern.
Max Kühner und Elektric Blue P machten es mit einer schnellen Rundenzeit von 73,04 Sekunden aber einem Abwurf an der Mauer und damit 4 Fehlerpunkten spannend. Für den 50-Jährigen hieß es zittern bis knapp vor Schluss. 74 Paare ritten um die 30 Finalplätze. Als selbst Mitfavoriten wie McLain Ward mit vier Fehlerpunkten und einer langsameren Zeit im Klassement hinter dem Österreicher blieben, war klar, er hat es geschafft. Max Kühner gelang am Ende mit Rang 26 der Sprung ins Finale am Dienstag (10 Uhr), bei dem alles wieder auf null gestellt wird.
"Freue mich aufs Finale"
Kühner: „Es war eine Zitterpartie, aber wir waren im Parcours sehr schnell. Daher war unsere Chance ins Finale zu kommen vorhanden. Ich bin froh, dass es geklappt hat. Ich hatte auf Blue am Abreiteplatz schon ein gutes Gefühl. Ich habe wenig gemacht, weil er mir ein sicheres und souveränes Gefühl vermittelt hat. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich mir beim Fehler wohl zu sicher war. Ich habe mich über den Sprung tragen lassen und keinen Impuls gegeben. Ich hätte ihn da mehr unterstützen müssen. Bis auf den Flüchtigkeitsfehler hatte ich einen superguten Eindruck. Blue ist gut gegangen und hat sich wenig beeindruckt gezeigt. Ich gehe davon aus, dass er morgen frisch und munter sein wird. Wir haben schon oft gezeigt, dass wir solche Parcours bei großen Turnieren gewinnen können. Ich vertraue ihm da voll und ganz und freue mich auf das Finale morgen mit ihm!“
Für Kühner ist es etwas Besonderes, hier vor dieser einzigartigen Kulisse zu reiten. „Ich finde es schön, aber ich möchte auch ein bisschen Erfolg dazu holen, dann wäre es noch schöner. Wir möchten außer ein paar schöne Tage auch noch etwas mitnehmen nach Hause. Das ist schon unser Anspruch und unser Ziel.“
Versöhnliches Ende
Mit dem Schloss Versailles im Hintergrund und einem Lächeln im Gesicht kam Katharina Rhomberg mit Colestus Cambridge mit vier Fehlerpunkten und einer Rundenzeit von 75,55 Sekunden mit Rang 36 ins Ziel. Auf die Qualifikation fehlten zwei Sekunden. Im Interview zeigte die 32-jährige Vorarlbergerin ihre Erleichterung: „Ich war sehr zufrieden mit meiner Runde. Mein Pferd ist erst neun Jahre alt — ein Wahnsinn, dass er hier so gut gesprungen ist! Das war für uns beide das erste Mal. Wir hatten einen richtig blöden Fehler in der dreifachen Kombination. Wir sind mit etwas zu viel Schwung rein, das hätte aber auch funktionieren können.“
Für die erste Frau, die für Österreich bei Olympia im Springreitsattel saß, war es nach der verpassten Finalqualifikation mit dem Team und ihrem Ritt mit 16 Fehlerpunkten nicht einfach, sich neu zu fokussieren und mit einem Pferd im Einzel anzutreten, das wenig Routine auf solchen Parcours hat. Rhomberg: „Für mich waren die letzten drei Tage sehr schwer. Wegen der Ungewissheit, ob man einen Reiterwechsel macht oder nicht. Da kamen dann sehr viele Zweifel dazu und man kann sich dann nicht so gut vorbereiten. Deshalb habe ich mir heute gedacht, ich muss es noch einmal allen zeigen.“
Lob gab es von Teamleader Max Kühner, die aktuelle Nummer drei der Welt: „Kathi hatte hier eine super Runde, das war vielversprechend. Die beiden müssen sich noch ein bisschen besser kennenlernen, dann kommt hier definitiv etwas Gutes nach.“
„Enttäuschung ist groß“
Mit zwölf Fehlerpunkten und einer Zeit von 77,34 Sekunden konnte Gerfried Puck, der mit Naxcel V mit Startnummer neun in den Parcours gegangen war, nicht zufrieden sein. Im Vorfeld hatte der 51-jährige Kärntner nach der Erfüllung seines Olympia-Traum auch von einer Medaille geträumt. Puck: „Die Enttäuschung ist groß. Die ersten Sprünge waren irrsinnig gut. Beim Wasser war ich dieses Mal knapp dran und dann zu weit links. Dadurch habe ich einen Galoppsprung mehr gemacht. Das war nicht geplant und hat die ganze Taktik verändert.“