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Rot-weiß-rotes Stimmungshoch

Mittwoch, 25. Oktober 2023 / Paris 2024

Das Österreichische Olympische Comité hatte einen rekordträchtigen Sommer. ÖOC-Präsident Karl Stoss und Generalsekretär Peter Mennel sprechen im Olympia Report-Interview über den jüngsten Medaillensegen, positiven Team-Spirit und die Herausforderungen für die Olympischen Spiele in Paris.

Die dritte Auflage der Europaspiele in Krakau-Malopolska war mit 19 Medaillen, davon 7-mal in Gold, die mit Abstand erfolgreichsten aus rot-weiß-roter Sicht. Darüber hinaus konnten zwei Quotenplätze erreicht werden. Wie zufrieden fällt die interne ÖOC-Bilanz aus?

Karl Stoss: Wir sind natürlich sehr zufrieden, die Stimmung im Team – unter Sportler:innen wie Betreuer:innen – war herausragend. Diese gute Stimmung – das ist wissenschaftlich erwiesen – wirkt sich positiv auf die sportliche Leistung aus. Das hat uns schon in Tokio und Peking geholfen, das galt auch für die European Games im Juni und für die EYOF-Ausgabe in Maribor im Juli. Es war ein Privileg, Teil des Teams Austria zu sein. Eine Anmerkung sei gestattet: So froh wir über die Rekord-Ausbeute bei den European Games waren – die Einbindung von Mattenspringen ins sportliche Programm und die Erfolge des Wintersport-Quartetts (Marita Kramer, Jacqueline Seifriedsberger, Jan Hörl, Daniel Tschofenig) haben uns da natürlich in die Karten gespielt.

Peter Mennel: Die Rahmenbedingungen in Krakau waren teilweise sehr herausfordernd. Zum einen machten uns die großen Distanzen zwischen den Hotels und Wettkampfstätten zu schaffen, dazu hatten wir mitunter mit den Qualitätsstandards der Unterkünfte zu kämpfen. Wir konnten diese Herausforderungen schnell und unaufgeregt lösen. Das Feedback gibt uns recht: Einmal mehr dürfen wir uns bei der Beurteilung unserer Leistungen (per anonym durchgeführter Umfrage) über absolute Bestnoten freuen (1,0 – 1,8, Schulnoten-Skala von 1 bis 5, 1: sehr gut, 5: nicht genügend). Auch die Wortmeldungen unserer Athletenkommission unterstreichen, dass sich die Sportler:innen sehr gut betreut fühlen. Das macht uns stolz und ist einmal mehr ein Beweis dafür, dass unsere Mitarbeiter:innen einen sehr guten Job machen. Und zwar – bei olympischen Veranstaltungen – im Schichtbetrieb, d. h. rund um die Uhr, sieben Tage die Woche.

Stichwort Olympische Spiele Paris: Wie laufen die Vorbereitungen? Welche Erwartungen haben Sie für die Olympische Spiele im nächsten Jahr?

Mennel: Nach drei Olympia-Ausgaben in Asien, die allesamt hohe Reisekosten mit sich brachten, ist die Freude auf – vergleichsweise günstige – Olympische Spiele 2024 in Paris und Winterspiele 2026 in Cortina entsprechend groß. Nach den Spielen in Tokio und Peking mit wenigen bis keinen Zuschauer:innen, wird die größte Sportveranstaltung der Welt wieder unter normalen Bedingungen, das heißt vor gut 10 Millionen Fans, in Szene gehen können. Das Niveau der Sportstätten erfüllt modernste Ansprüche. Wir hoffen auf besonders emotionale und hochwertige Spiele vor einer großartigen Kulisse.

Stoss: Wir haben bereits mehr als 15 Fix-Qualifikationen bzw. Quotenplätze, dazu gut nochmals so viele Athlet:innen, die zwar noch nicht theoretisch, aber praktisch schon so gut wie fix für Paris planen können. Judoka Michaela Polleres ist so ein Beispiel. Letztlich rechnen wir mit bis zu 80 Teilnehmer:innen – zum Vergleich: in Tokio waren es 75.

Das Internationale Olympische Komitee vergibt alle vier Jahre sogenannte Solidarity-Stipendien. Das ÖOC bekam für Paris insgesamt sieben Plätze zugesprochen. Speerwerferin Victoria Hudson, Mitte August WM-Fünfte in Budapest, auf Bronze fehlten ganze 46 Zentimeter, ist das beste Beispiel, dass sich diese Investitionen auszahlen. Wie werden diese Plätze vergeben?

Mennel: In den Genuss der IOC-Stipendien kommen ausnahmslos Sportlerinnen wie Victoria Hudson, Kletterspezialistin Jessica Pilz, Judoka Michaela Polleres und Schwimmer Felix Auböck, sprich Weltklasse-Athlet:innen, die das Potenzial für Medaillen bzw. Top-8-Plätze mitbringen. Das monatliche Stipendium gibt diesen Top-Athlet:innen eine maximale Planungssicherheit. Victoria kann sich mit dem Geld ein Rad für das Cardio-Training leisten oder eine größere Anzahl an Speeren – für jede Art von Witterungsbedingungen. Schwimmer Felix Auböck finanziert sich solcherart Trainingslager oder medizinische Behandlungen.

Auch in Sachen Mobilität wird Olympia-Hoffnungen geholfen?

Mennel: Wir statten Athlet:innen, die besonders auf Flexibilität und größtmögliche Mobilität angewiesen sind, mit Hybrid-Fahrzeugen von Weltmarktführer Toyota aus. Aktuell kommen neun potenzielle Paris- beziehungsweise Mailand Cortina-Starter:innen in den Genuss von ÖOC-Fahrzeugen, u. a. Skeleton-Ass Janine Flock, Judoka Shamil Borchashvili und die Alexandri-Schwestern.

Ende Juli kam eine gute Nachricht vom IOC-Hauptquartier in Lau­sanne: Der Vorsitz der „Future Host Commission for Winter Games“ wurde an ÖOC-Präsident Karl Stoss vergeben. Wie kam’s zu dieser Entscheidung? Welche Herausforderungen warten?

Stoss: Der bisherige Vorsitzende, Octavian Morariu (ROU/FRA), hat sein Amt zur Verfügung gestellt, um einer Unvereinbarkeit im Falle einer französischen Bewerbung für die Winterspiele 2030 vorzubeugen. Die Aufgabe ist definitiv spannend, der Vorsitz ehrt mich. Einerseits haben schon einige Nationale Olympische Komitees ihr Interesse für die Austragung 2030 und/oder 2034 bekundet – wie USA/Salt Lake City, Kanada/Vancouver, Japan/Sapporo, Schweden oder Schweiz, zum anderen geht’s um Entscheidungskriterien wie Klimawandel, Nachhaltigkeit und Kostenreduktion. Am 27. September ist die erste Sitzung in neuer Besetzung anberaumt.

ÖOC-Personalentscheidungen stehen an. Die von fünf Verbänden angestrebte außerordentliche Hauptversammlung Anfang Juli endete mit einer eindeutigen Mehrheit gegen den Wahlvorschlag (für einen neuen Vorstand). Gibt’s schon einen neuen Wahltermin?

Stoss: Die ordentliche Hauptversammlung wird am 22. September stattfinden (Anm.: Ergebnis nach Redaktionsschluss des Olympia Report siehe Artikel Stoss bis 2025 wiedergewählt). Fest steht: Der Altersschnitt im zwölfköpfigen Vorstand wird deutlich absinken und die Frauenquote signifikant steigen.

Mennel: Viel Zeit bleibt uns ohnehin nicht mehr bis zu den Olympischen Jugendspielen in Gangwon (KOR/19.1. – 1.2.2024) und zu den Olympischen Spielen in Paris (FRA/26.7. – 11.8.). Das ÖOC steht sportlich wie finanziell bestens da, wir haben in den letzten zehn Jahren mehr als 200 Medaillen bei olympischen Veranstaltungen errungen und konnten – aufgrund stark gestiegener Sponsoreneinnahmen – das Gesamtbudget vervielfachen. Unser Ansehen beim IOC und bei unseren Sponsoren hat dazu geführt, dass wir die finanziellen Rahmenbedingungen signifikant verbessern konnten. Ein Gutteil dieser zusätzlichen Einnahmen fließt wieder in den Sport. Zur Erinnerung: Im Jahre 2009, als Karl Stoss an die ÖOC-Spitze kam, war das Image massiv beschädigt, national wie international, und die finanzielle Situation hätte schlimmer kaum sein können. Wir haben innerhalb kürzester Zeit den Turnaround geschafft, u. a. mit der Austragung der Olympischen Jugendspiele 2012 in Innsbruck und der Europäischen Olympischen Jugendspiele 2015 in Vorarlberg/Liechtenstein. Wir schreiben seit Jahren schwarze Zahlen, sind bestens abgesichert und unabhängig.

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