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Schulbank, Paris und retour

Montag, 29. Juli 2024 / Paris 2024

Wer’s noch nicht weiß, tut sich schwer, die ethnischen Wurzeln von Lubjana Piovesana zu erraten. Vater Martin ist Italiener, Mutter Amanda besitzt einen belgischen Reisepass.

Geboren und aufgewachsen ist „Lulu“ im britischen Birmingham. Bis 2021 kämpfte die frühere U23-Europameisterin für Team GB. Dann fühlte sie sich von ihrem Trainer und Teamkolleginnen gemobbt.

Der Liebe wegen verschlug es Lubjana schlussendlich nach Österreich, genauer nach Vorarlberg. Seit fünf Jahren ist sie mit Judoka Laurin Böhler liiert.

„Ich liebe Vorarlberg, bin gekommen, um zu bleiben. Die Berge, die Leute, die Lebensart… Ich fühle mich richtig wohl hier.“

Von Top-100 in Top-10

Wenn sie schnell gefragt wird, abseits vom Judo, dann kann es schon mal vorkommen, dass sich Lubjana noch immer als „british citizen“ outet.

Aber spätestens, wenn der Leistungssport und Olympia ins Spiel kommen, dann betont die 27-Jährige: „Ich kämpfe seit Jänner 2023 für Judo Austria. Das ganze Team hat mich sehr gut aufgenommen. Und meine Erfolge übertreffen alle Erwartungen.“

22 Turniere hat Lubjana Piovesana seit Erhalt der österreichischen Staatsbürgerschaft bestritten. Jenseits der Top-100 kam sie nach fast dreijähriger Abstinenz im ÖJV-Kimono auf die World-Tour zurück.

MEDAILLENSPIEGEL

2
GOLD
0
SILBER
3
BRONZE

 
Logo Paris 2024

Key Facts Paris 2024

Zeitraum26.07.2024 - 11.08.2024
Sportarten32
Bewerbe329
Nationen206
Athlet:innen aus Ö.81 (W: 37, M: 44)
Athlet:innen gesamt11.119

Die Halbmittelgewichtlerin nimmt aktuell Platz 10 im IJF-Ranking ein und hat im laufenden Jahr zwei Grand-Slam-Turniere gewonnen (Dushanbe/TJK, Baku/AZE). Sowohl bei der EM 2024 in Zagreb als auch bei der WM 2023 in Doha kämpfte sie um Bronze, musste sich zweimal, jeweils nach mehr als 6 Minuten Netto-Kampfzeit, knapp geschlagen und mit dem fünften Rang zufriedengeben.

„Ich hätte nichts dagegen, wenn es ausgerechnet bei Olympia erstmals mit einer Medaille (bei einem Großereignis, Anm. d. Red.) klappt.“

Geteiltes Leid, halbes Leid

Als „Lulu“ im Jänner 2023 den österreichischen Reisepass bekam, dachte sie nicht mal in ihren kühnsten Träumen an eine Olympia-Teilnahme. „Los Angeles 2028 erschien mir viel realistischer.“

Erst recht, weil sie in drei Jahren ganze zwei Turniere bestritten und öfters ans Aufhören gedacht hatte. „Es war eine unglaublich schwere Zeit, die sich wegen der Corona- und der Ukraine-Krisen auch noch unnötig in die Länge zog.“

Geteiltes Leid war halbes Leid. Freund Laurin musste sich nach neun Operation und drei Kreuzbandrissen ebenfalls in Geduld üben. Oft hatte er nach Rückschlägen zu früh mit dem Training oder mit Wettkämpfen begonnen. Diesmal zügelte er seinen Ehrgeiz. Gegenseitig sprach man sich Mut zu.

Olympia Report Ausgabe 01/2024

„Natürlich wäre es ganz besonders schön gewesen, wenn sich auch Laurin qualifiziert hätte. Aber ich bin glücklich, mich so schnell in der Weltspitze etabliert zu haben.“

Olympia als Draufgabe

Jetzt heißt es, trotz der guten Resultate der letzten Monate am Boden zu bleiben. „Ich kann ehrlich gesagt nicht gut mit Druck umgehen. Am besten bin ich, wenn ich mir nicht zu viel erwarte.“

Mentales Training wurde in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung für Paris großgeschrieben. „Ich habe mein größtes Ziel, die Olympia-Qualifikation erreicht. Die Sommerspiele selbst sind so eine Art Draufgabe. Ich freue mich aufs Olympische Dorf, aufs Olympic Team Austria und meinen Wettkampftag in der Champ-de-Mars-Arena.“

Viel Zeit zum Nachdenken bleibt der Austro-Britin ohnehin nicht. „Ich bin im Prüfungsstress, muss zwischen den Trainingslagern meine letzten Uni-Prüfungen im Politik-Fernstudium abschließen.“

Swiftie auf der Schulbank

Trotzdem wird sie nach Paris und Taylor-Swift-Konzert im Happel-Stadion in Wien – letzteres übrigens gemeinsam mit Judo-Teamkollegin Elena Dengg – schnell wieder auf die Schulbank zurückkehren.

„Im Herzen bin ich längst eine waschechte Österreicherin. Jetzt muss ich dringend einen Sprach-Intensivkurs buchen. „Mein Deutsch ist noch nicht konkurrenzfähig“, lächelt Lubjana. „Aber das wird sich heuer noch ändern. Ehrenwort!“

Austria House 2024

 

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