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„Will es wie Federer und Brady machen"

Dienstag, 24. Oktober 2023 / Paris 2024

Jakob Schubert wird seit geraumer Zeit immer öfter mit einer „Ziege“ in Verbindung gebracht. Der Tiroler konnte im Sommer bei der Kletter-WM in Bern abräumen, auf Gold in seiner Paradedisziplin Vorstieg folgte der Triumph im olympischen Boulder & Lead-Format, mit dem sich der Tiroler auch das Ticket für die Olympischen Spiele in Paris 2024 sichern konnte. Mit seinem sechsten WM-Titel ist der Olympia-Bronzemedaillengewinner von Tokio nun der erfolgreichste Wettkampfkletterer der Geschichte. Deswegen wird er von Teamkolleg:innen, Expert:innen und Fans als „GOAT“ (Greatest Of All Time) bezeichnet. Da „GOAT“ auch der englische Ausdruck für Ziege ist, zieren speziell in den sozialen Netzwerken immer öfter Ziegen-Emoticons Erwähnungen des 32-jährigen Innsbruckers. Der Olympia Report hat Jakob Schubert zum Interview getroffen.

Jakob, mit zwei Goldmedaillen und deinem insgesamt sechsten WM-Titel hast du in Bern Geschichte geschrieben. Wie wichtig sind die Rekorde und Bestmarken?

Jakob Schubert: Ich würde lügen, wenn ich sage, dass sie nichts bedeuten. Als aktiver Sportler versucht man sich dennoch auf das Hier und Jetzt zu fokussieren. Mit etwas Abstand blickt man auf solche Zahlen und grinst zufrieden. Bei der WM standen Rekorde und Bestmarken aber sicher nicht im Vordergrund, der Jubel war aus anderen Gründen so groß.

Stichwort Olympia-Ticket?

Schubert: Genau! Es war das große Saison-Ziel, bei der WM im olympischen Format eine Medaille zu machen und das Olympia-Ticket bei der ersten Möglichkeit zu fixieren. Es nimmt einfach einen enormen Druck, wenn man das frühzeitig in der Tasche hat – das habe ich seit Monaten gesagt und es war cool, auf den Punkt abzuliefern. Und natürlich, dass ich als alter Hase nach wie vor mit den Jungen mithalten kann.

Du bist seit Bern auch der älteste Kletter-Weltmeister der Geschichte…

Schubert: Als ich das gehört habe, musste ich schmunzeln. Im Klettern drängen sehr viele junge Athleten an die Spitze, schon mit 16, 17 Jahren kann man in unserer Sportart Weltklasse sein. Es gibt nicht allzu viele Kletterer, die älter als 30 Jahre sind. Da freut es mich natürlich, dass ich eine Art Vorreiter sein kann. Unseren Sport zeichnet aus, dass ich von einem 16-Jährigen genauso etwas lernen kann wie er von mir. Der Austausch vor, während und nach Bewerben ist wahnsinnig spannend. Bei der WM ist es mir gelungen, den Angriff der Jungen abzuwehren – ich hoffe, dass es nicht das letzte Mal war. Ziele habe ich jedenfalls nach wie vor.

Schon jetzt wirst du von vielen als „GOAT“, also der Größte aller Zeiten, angesprochen. Macht dich das stolz?

Schubert: Ich finde es eher lustig, weil ich selbst auch sehr sportbegeistert bin und vor allem den US-Sport verfolge. Von dort kommt das alles ja, aus den Debatten, ob Michael Jordan oder LeBron James der beste Basketballspieler aller Zeiten ist. Ich würde mich niemals als den Größten oder Besten bezeichnen, dafür gibt es im Klettersport zu viele großartige Athleten und Legenden.

Du hast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Eine Olympia-Medaille, sechs WM-Titel, EM-Gold – was treibt dich nach wie vor an?

Schubert: Die Liebe zum Wettkampfklettern. Wenn ich das alles nicht gerne machen würde, hätte ich schon aufgehört. Der Austausch mit den jungen Athleten, auch bei uns im Team, hält mich fit. Außerdem will ich schon auch beweisen, dass man im höheren Alter ein guter Wettkampfkletterer sein kann. Ähnlich wie es Roger Federer im Tennis oder Tom Brady im American Football gemacht haben. Wobei, ob ich wie Brady bis 45 weitermache, weiß ich nicht. (lacht) Außerdem habe ich ja noch nicht alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt.

Du sprichst die Olympia-Goldmedaille an?

Schubert: Ja, zum Beispiel. Schon in Tokio habe ich gesagt, dass ich Olympische Spiele wieder erleben will. Damals habe ich auch gesagt, dass ich gerne noch eine Medaille in einer anderen Farbe gewinnen würde. Daran hat sich nichts geändert, auch wenn ich weiß, dass dafür viel zusammenstimmen muss. Ich werde jedenfalls alles versuchen, um 2024 in Paris nochmals in der besten Form meines Lebens zu sein.

Wie sieht der Weg bis dahin aus?

Schubert: Nach der WM habe ich einen Plan für den Herbst bis ins Frühjahr gemacht. Das Olympia-Ticket war auch für die weiteren Monate sehr wichtig, um Planungssicherheit zu haben. Im Herbst werde ich mich einigen spannenden Fels-Projekten widmen, da bekomme ich den Kopf frei vom Wettkampfklettern und gleichzeitig ist es das beste Training für die Kletterwand. Besonders freue ich mich auf einen dreiwöchigen Ausflug nach Norwegen, wo ich das „Projekt Big“ in Angriff nehme. Dort will ich eine Route in einer Höhle als erster Mensch der Welt durchsteigen. Nach dem Jahreswechsel begebe ich mich dann in den „Paris-Tunnel“.

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