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„Abfahrt mit 39 Grad Fieber“

Dienstag, 9. April 2024
 

Karl Schranz verrät im Olympia-Report-Interview, warum es als Topfavorit in Innsbruck mit Olympiagold nicht klappen wollte und ob die „Heim-Spiele“ zu seinen Karriere-Highlights zählen.

Herr Schranz, was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie an die Olympischen Spiele 1964 in Innsbruck denken?

Karl Schranz: Dass ich krank war, schlechte Skier hatte und trotzdem die Silbermedaille im Riesenslalom erringen konnte. Im Slalom habe ich im zweiten Durchgang mit Bestzeit eingefädelt. Sportlich habe ich also eher negative Erinnerungen an diese Spiele. Es gab auch wenig bis gar keinen Schnee und Kunstschnee hatten wir damals noch nicht.

Und wie war die Stimmung?

Die war sehr gut und im Vergleich zu den Olympischen Spielen davor und danach schon deutlich besser. Wir sind ja teilweise vor über 50.000 Zuschauern gefahren.

MEDAILLENSPIEGEL

4
GOLD
5
SILBER
3
BRONZE

 
Logo Innsbruck 1964

Key Facts Innsbruck 1964

Zeitraum29.01.1964 - 09.02.1964
Sportarten6
Bewerbe34
Nationen36
Athlet:innen aus Ö.83 (W: 14, M: 69)
Athlet:innen gesamt1.091

War es für Sie etwas Besonderes, dass es ein Heimspiel war?

Nein, war es eigentlich nicht. Mir war das relativ egal. Ich bin auch schon oft am Patscherkofel gefahren, deswegen waren auch die Strecken für mich nichts Besonderes, sondern normal. Das Einzige, das anders war: Daheim hat man immer noch mehr Stress. (lacht)

Mit welcher Erwartungshaltung sind Sie damals in diese Olympischen Spiele gegangen?

Ich wollte natürlich alles gewinnen! Als Sportler willst du immer gewinnen. Aber leider hatte ich, wie gesagt, schlechte Skier. Man hat mir eingeredet, dass wir zu Olympia etwas Neues bringen müssen. Leider hat sich das negativ ausgewirkt.

Sie waren ja außerdem krank.

Ja, ich hatte die Grippe und bin die Abfahrt mit 39 Grad Fieber gefahren. Im Riesenslalom ist mir außerdem ein Fehler unterlaufen, wodurch ich ein Tor verkehrt anfahren musste. Ich habe das Tor davor nicht richtig erwischt. Eigentlich unglaublich, dass es schlussendlich noch zu Silber gereicht hat.

Ihre Olympia-Geschichte ist ja nicht unbedingt von Erfolg gekrönt gewesen. Haben Sie jemals nach Erklärungen gesucht, warum es gerade bei den Olympischen Spielen nie so richtig klappen wollte?

Die Erklärungen sind relativ einfach: 1968 in Frankreich wurde ich im Slalom betrogen und 1972 in Sapporo durfte ich nicht starten, obwohl ich der große Favorit war. Und in Innsbruck 1964 war ich krank. Ich habe lange damit gehadert, aber jetzt meinen Frieden mit Olympia gefunden.

 

Österreichische Medaillengewinner:innen

Innsbruck 1964  
4  5  3


Internationaler Medaillenspiegel

Innsbruck 1964
LandGoldSilberBronzeGesamt
1.
USSR URS
118625
2.
Austria AUT
45312
3.
Norway NOR
36615
4.
Finland FIN
34310
5.
France FRA
34-7
6.
United Team of Germany (1956,1960,1964) EUA
3339
7.
Sweden SWE
3317
8.
United States of America USA
1236
9.
Netherlands NED
11-2
10.
Canada CAN
1-23
11.
Great Britain GBR
1--1
12.
Italy ITA
-134
13.
Democratic People's Republic of Korea PRK
-1-1
14.
Czechoslovakia TCH
--11

Sie haben mal gesagt, dass Sie Jean-Claude Killy noch immer auf „Ihre“ Goldmedaille ansprechen, wenn Sie ihn sehen.

Ja, das mache ich nach wie vor. Ich treffe ihn noch gelegentlich und er sagt dann immer, dass „meine“ Goldmedaille in seinem Heimatort sauber geputzt und gut gehalten wird.

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(OlympicChannel)

Was war rückblickend für Sie das größte Highlight in Ihrer Karriere?

Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es die Olympischen Spiele in Innsbruck waren. Für mich waren die größten Highlights die Weltmeisterschaften in Chamonix und Gröden, denn dort habe ich meine drei WM-Goldenen geholt.

Abschließend: Sie haben im November Ihren 85. Geburtstag gefeiert. Wie geht es Ihnen?

Ehrlich gesagt, bin ich nicht unbedingt erfreut über dieses Alter. Aber ich bin zufrieden und es geht mir so, wie es einem 85-Jährigen gehen soll.

Dieses Interview stammt aus dem Olympia Report. Weitere spannende Geschichten und Interviews gibt es im E-Paper gleich online zu lesen:

Olympia Report Ausgabe 01/2024

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