Anzug-Skandal: „Arrogante Art und Weise“

ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher geht davon aus, dass die Norweger bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim (NOR) schon vor dem Bekanntwerden des Skandals mit umgenähten Anzügen gesprungen sind - und fordert personelle Konsequenzen.
„Beweise hin oder her: Wenn man das schafft, im Moment bei zwei Anzügen zu manipulieren, dann liegt der Verdacht sehr nahe, dass über die gesamte Weltmeisterschaft manipuliert worden ist. Man ist es den Athleten schuldig, die Bewerbe fair zu beurteilen. Und was jetzt auf der Kleinschanze passiert ist oder nicht passiert ist, kann man nur vage beurteilen. Aber eines ist ganz klar: Es ist nur ganz schwer nachvollziehbar, dass jemand, wenn er schon dreimal ganz oben gestanden ist, erst beim vierten Springen noch einmal so viel riskiert, dass er erst dort einen Anzug umnäht. Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen“, so Stecher in „Sport und Talk aus dem Hangar-7“.
Die Reaktion der Norweger versteht er nicht. „Es ist schon eine sehr arrogante Art und Weise, wie das Interview dann vom norwegischen Sportdirektor vonstatten gegangen ist. Dass man da von den Machenschaften in der Nacht nichts gewusst hat, ist einfach nicht zu glauben. Ich kann nur von uns im österreichischen Skiverband sprechen: Wenn da gewisse Dinge laufen, was den Anzug anbelangt, dann ist auch der sportliche Leiter definitiv informiert.“
Der Skandal um vorsätzlich manipulierte Anzüge hat bei den Norwegern am Montag zu ersten personellen Konsequenzen auf der Führungsebene geführt. Trainer Magnus Brevig und der ebenfalls involvierte Mitarbeiter Adrian Livelten wurden am Tag nach dem Ende der WM suspendiert. Für Stecher nicht genug: „Es sollte die Reaktion des norwegischen Skiverbandes sein, dass das gesamte Führungsteam zurücktreten sollte. Ich glaube nämlich nicht, dass es nur den Magnus Brevig oder den Anzugstechniker betrifft, sondern das Team agiert als Gesamtes. Ich glaube, dass es für den Sport an sich wichtig ist, dass Klarheit für die Zukunft geschaffen wird und diese muss innerhalb der nächsten Tage von der FIS geschaffen werden. Das ist man den Athleten und den Nationen einfach schuldig.“
Das ganze Ausmaß des Skandals ist nach wie vor unklar. „Es ist wichtig, dass eine unabhängige Schiedskommission zu tragen kommt, die wirklich unabhängig untersucht. Nicht so wie der norwegische Direktor gesagt hat, dass er dafür sorgt, dass dies aufgearbeitet wird“, fordert Stecher. Der Weltverband FIS richtete bereits eine Untersuchungskommission ein, um herauszufinden, ob weitere Bewerbe im Skispringen sowie in der Nordischen Kombination davon betroffen waren.