Blech nach emotionaler Achterbahnfahrt
Es war das angekündigte Spektakel, ein Bronze-Match mit offenem Visier – aber leider ohne Happy-End und also Medaille für Österreichs Eishockey-Burschen. Die ÖEHV-Nachwuchscracks beenden das 3x3-Turnier bei den Olympischen Jugend-Winterspielen nach einer 5:6-Niederlage gegen Kasachstan auf dem vierten Platz. Die Emotionen vor dem Spiel waren groß, die Enttäuschung nach der Schlusssirene umso größer.
Zur Einstimmung auf das Bronze-Match hatte das Trainer-Trio Florian Mühlstein, Peter Schweda und Maximilian Wehrhan eine Überraschung für ihre Jungs. In der Kabine spielten die Coaches kurz vor Spielbeginn ein Video ab, mit Motivationsbotschaften von Eltern, Geschwistern und sogar Haustieren. „Es war ein ganz besonders Spiel, weil wie oft spielt man um eine olympische Medaille? Diesen Stellenwert wollten wir mit dem Video unterstreichen“, hatten die ÖEHV-Trainer das Video in Eigenregie vorbereitet.
Im sehr gut besuchten Gangneung Hockey Centre – Gastgeber Korea spielte im Anschluss im 3x3-Finale der Mädchen um Gold – war es aber Kabinennachbar Kasachstan, das den besseren Start erwischte, direkt nach dem ersten Wechsel in Führung ging. Österreich gelang im Powerplay postwendend der Ausgleich, aber zur Mitte des Drittels zogen die Kasachen innerhalb von drei Wechseln auf 4:1 davon. „Es war eine wilde Achterbahnfahrt und das war der Looping, aber wir haben uns erfangen und zurückgekämpft“, wahrte Torhüter Martin Haim nach seiner Einwechslung zu Beginn des zweiten Drittels mit einigen Big Saves die Medaillenchance für das Team Austria.
Dass sich mit zwei Toren im Mittelabschnitt das Momentum zurückholte, Spiel und Gegner kontrollierte, sich Chance um Chance herausspielte. Aber anstatt den Ausgleich zu erzielen, jubelten kurz vor der Drittelpause die Kasachen über ein Powerplay-Tor – 5:3. „Wir hatten die besseren Chancen, Stangenschüsse, viele gute Szenen, haben gekämpft bis zur Schlusssirene, aber der Puck wollte nicht ins Tor“, probierten es Kapitän Luc van Ee und seine Teamkollegen aus allen möglichen und unmöglichen Lagen, verkürzten noch zwei Mal, der Ausgleichs- oder gar Führungstreffer wollte aber nicht mehr gelingen.
„Wenn du 45 Minuten 3x3 spielst und nur sechs Gegentore bekommst, kannst du dir keinen Vorwurf machen. Aber fünf Tore waren viel zu wenig. Das tut weh, weil wir richtig knapp an der Medaille dran waren, gekämpft haben bis zum Schluss, aber es heute nicht sein wollte“, so Head Coach Florian Mühlstein, der nach der Schlusssirene versuchte, die Enttäuschung einzufangen. „Die Jungs haben geweint, waren unendlich traurig, dass sie ohne Medaille nach Hause fahren. Das bedeutet mir viel, weil ich sehe, dass sie für das gemeinsame Ziel committed waren und daran geglaubt haben. Ja, wir sind gefallen, aber wir sind Österreicher und werden wieder aufstehen und daraus lernen.“
Goalie Haim sah es ähnlich: „Wir können stolz sein auf unsere Leistung, haben uns als Underdog gut präsentiert. Die Erfahrungen, die wir aus Gangwon mitnehmen, werden wir ein Leben lang nicht vergessen.“ Für den Kapitän ist es auch ohne Edelmetall der Beginn einer langen Reise, die ihn und viele andere Spieler irgendwann wieder aufs olympische Eis bringt. „Wir stehen am Anfang unserer Karrieren, werden uns aufrichten, das Erlebnis Jugend-Winterspiele mitnehmen und weiter hart arbeiten – und vielleicht schaut dann noch einmal eine Olympia-Teilnahme raus“, hofft van Ee.
Gold ging an Lettland, das im gesamten Turnier ungeschlagen blieb. Im Endspiel feierten die Letten einen 10:3-Erfolg über Dänemark.