Brief an den Generaldirektor
Seit Montag ist es offiziell: Im Rahmen des ORF-Sparprogramms soll nach 17 Jahren Schluss sein mit ORF Sport+, der Kanal künftig als Digital-Programm und mit ausgewählten Formaten auf ORF 1 weitergeführt werden. Der Aufschrei im organisierten Sport war groß, unter dem Motto "ORF Sport+ ein Muss" machten zahlreiche Verbände, Vereine und Sportler:innen auf den Social Media-Kanälen ihrer Empörung über die folgenschwere Entscheidung Luft. Das ÖOC-Präsidium wandte sich zudem mit einem Brief an ORF-Generaldirektor Roland Weißmann.
Sehr geehrter Herr Generaldirektor,
wir haben mit großer Betroffenheit und Sorge von den Entwicklungen erfahren, die Zukunft des Spartensenders ORF SPORT + sei gefährdet und der Kanal stünde vor der Einstellung. Bitte erlauben Sie uns, Ihnen hiermit den Standpunkt des Olympischen Comités und der Olympischen Sportfachverbände näherzubringen. Ohne ORF SPORT + wäre ein Großteil der Olympischen Sommer- und Wintersportarten künftig gar nicht oder nur sehr selten öffentlich präsent.
Der Sportkanal hat sich in den letzten Jahren zu einer fixen und für den heimischen Sport unverzichtbaren Größe entwickelt. Viele unserer Top-Athlet:innen, Olympiasieger:innen und Medaillengewinner:innen inklusive, würden ohne ORF SPORT + im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht von der Bildfläche verschwinden.
Die Schere zwischen Prime-Sportarten und sogenannten Randsportarten wurde in den letzten Jahren immer größer. Der Ausbruch der Corona-Pandemie brachte selbst größere Sportverbände in arge finanzielle Nöte. Das gilt selbstredend auch für Einzelsportler:innen. Auftritte im Spartenkanal waren für den Abschluss von Sponsoren-Verträgen unerlässlich. Die (fast) tägliche Sport-Nachrichtensendung Sport20 hat sich als sinnvolle Ergänzung zum Aktuellen Sport etabliert und dutzende Sportarten in Szene gesetzt. Diese Objektivität und Vielfalt der Berichterstattung droht jetzt ein Aus.
Gerade die Corona-Zeit hat uns eindrucksvoll vor Augen geführt, welche bedeutende Rolle Vorbildern heutzutage zukommt, um unsere Kinder und Jugendlichen zur aktiven Sportausübung zu motivieren. Wenn diese Athlet:innen nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt werden, wird auch die Motivation des Nachwuchses sinken, in deren Fußstapfen zu treten. Das wiederum wäre ein herber Rückschlag im Ringen um die tägliche Bewegungseinheit in der Schule.
Der schon länger geplante Einsatz einer Livestreaming-Plattform für den Sport würde unserer Meinung nach den Verlust des Spartensenders in keiner Weise aufwiegen (sondern wäre eine sinnvolle und notwendige Ergänzung). In diesem Sinne hoffen wir, dass eine Lösung gefunden werden kann, die den Fortbestand von ORF SPORT + für die nächsten Jahre sicherstellt.
Wir würden uns in dieser Causa sehr gerne auch persönlich mit Ihnen austauschen, um nach machbaren (und für den Sport positiven) Lösungen zu suchen.
Mit bestem Dank und sportlichen Grüßen
Dr. Karl Stoss
Präsident
Elisabeth Max-Theurer
Vizepräsidentin
Prof. Peter Schröcksnadel
Vizepräsident
Otto Flum
Vizepräsident