„Bronze war greifbar nahe!“
273 Kilometer ist die Strecke des olympischen Straßenrennens lang. Gestartet wurde am Samstagvormittag in Paris. Das Ziel erreichte das 90-köpfige Starterfeld rund um die Österreicher Marco Haller und Felix Großschartner am Abend am Place du Trocadéro.
Der Kurs hatte einiges zu bieten, ging über Kopfsteinpflaster und Asphalt, quer durch Paris, hinaus in die westlichen Vororte der Hauptstadt und wieder zurück ins Zentrum der Spiele. 17 Anstiege und insgesamt 2800 Höhenmeter mussten überwunden werden.
Vor allem auf den letzten 40 Kilometern standen zahlreiche Zuschauer auf beiden Seiten der Strecke und feuerten die Fahrer an.
Spannende Schlussphase
Spitzenreiter bis zum Schluss war Zeitfahr-Olympiasieger Remco Evenepoel, ihm dicht auf den Fersen der Franzose Valentin Madouas. Selbst beim Zieleinlauf am Trocadéro jubelten die französischen Fans, wenn ihr Landsmann im Bild war. In die zweite Verfolgergruppe reihte sich mit Marco Haller auch der erste österreichische Starter.
Die letzten Kilometer waren an Spannung kaum zu überbieten. 3.8 Kilometer vor dem Ziel hatte Evenepoel einen Defekt am Rad und musste wertvolle Sekunden auf ein Ersatzgerät warten. Dennoch konnte ihm niemand mehr den Sieg nehmen (6:19:34 Stunden). Madouas wurde Zweiter (+1:11), um den dritten Platz kämpften Haller und drei weitere Fahrer. Am Ende überquerte der Kärntner als Sechster (+1:16) die Ziellinie, während die Fans lautstark "Allez les Bleus“ schrien. Großschartner kam als 26. ins Ziel (+2:20).
"Bis 100 Meter vor Ziel war Bronze greifbar nahe! Gold ist schnell abgefahren gewesen, das war uns allen klar, aber selbst Silber und Bronze waren eben noch da. Es ist dann ein bisschen blöd gelaufen, dass da noch eine Gruppe von hinten kam. Die Franzosen haben noch super zusammengearbeitet, Alaphilippe haut mir in der letzten Kurve die Tür zu, hatte dann einen zu schweren Gang drauf und Laporte einen super Sprint“, sagte Haller.
Merci les blues!
Die letzten 300 Meter haben sich für Haller wie 3.000 Meter angefühlt. "Aber ich muss ehrlich sagen, hätte mir vor dem Rennen jemand gesagt, du fährst Top-10 im Olympischen Straßenrennen, hätte ich gesagt Danke, unterschreibe ich. Jetzt habe ich natürlich ein lachendes und ein weinendes Auge, weil es bei uns so dermaßen knapp war. Da hätte ich mich echt verewigen können. Bronze wärs gewesen, hat aber nicht funktioniert. Nichtsdestotrotz bin ich stolz, wie ich gefahren bin."
Remco war laut Haller eine Klasse für sich, aber bei den anderen habe er sich nicht verstecken müssen. Im Zieleinlauf begann nach der Medaillenübergabe noch eine blau-weiß-rote Party. Die Franzosen feierten ihre zwei Silber- und Bronze-Fahrer Madouas und Christophe Laporte noch lange nach. Allez les Bleus! Allez les Bleus! Allez les Bleus!