Danke, Nici!
Nicol Ruprecht beendete ihre lange Spitzensport-Karriere am Sonntag offiziell und „standesgemäß“: Die 28-jährige Tirolerin gewann in Innsbruck alle vier Einzelgeräte-Finale der Staatsmeisterschaft in Rhythmischer Gymnastik.
Gepaart mit ihrem Mehrkampfsieg vom Samstag blieb Ruprecht somit seit 2013 neun Jahre lang in Österreich ungeschlagen. Valentina Domenig-Ozimic (St) sicherte sich im USI Innsbruck viermal Silber. Julia Meder (St) gewann dreimal Bronze, Florentina Marchart (W) einmal.
Wie schon bei der Europameisterschaft zwei Wochen zuvor erhielt Nicol Ruprecht nach ihrer letzten Kür eine Standing Ovation der Wertungsrichterinnen – das schaffen nur ganz wenige Ausnahmeerscheinungen. Das Publikum in der (nach Corona-Bestimmungen) vollständig ausgebuchten USI-Sporthalle schloss sich begeistert an.
In der ewigen österreichischen Staatsmeistertitel-Rangliste rangiert Nicol Ruprecht mit schließlich 53 gewonnenen Goldmedaillen auf Position 2 knapp hinter Caroline Weber. Diese hatte direkt davor von 2003 bis 2012 insgesamt 55x gewonnen. Caro Weber war extra zum finalen Auftritt ihrer Dominanz-Nachfolgerin nach Innsbruck gereist: „Die Statistik ist am Ende gar nicht so bedeutend. Wichtiger scheint mir, wie viel eine erfolgreiche Gymnastin zur Weiterentwicklung des Sports beiträgt. Hier ist Nicis Input gewaltig.“
Bei der Staatsmeisterschaft 2021 überzeugte Nicol Ruprecht ein letztes Mal mit all dem, was eine „Weltklasse-Gymnastin“ auszeichnet (dieses offizielle Prädikat hatte die Ausnahmeerscheinung bereits 2016 vom Weltturnverband FIG erhalten): Eleganz, Artistik, Präzision, unglaubliche Körperbeherrschung, exzellente Gerätetechnik und Musikgefühl – sowie dies alles gepaart mit immenser „Bühnen“präsenz.
An die Finalentscheidungen schloss eine offizielle Verabschiedungs-Gala an. Gemeinsam erinnerte sich die RG-Szene samt Publikum sehr emotionsgeladen an eine 20-jährige Sportkarriere. Es gab Show-Auftritte, eine Foto-Reise, Dank und Würdigung vonseiten der Sportorganisationen und der Sportpolitik. Besonders in Erinnerung bleiben die choreografierte Handgeräte-Übergabe von Nicol Ruprecht an die besten heimischen Nachwuchs-Athletinnen („Time To Say Goodbye“) und eine Hommage des Nationalteams: Teile jeder einzelnen Kür samt damaliger Musik aus der Karriere Nicol Ruprechts wurde nachgeturnt in Erinnerung gerufen.
Nicol Ruprecht nahm ihre knappe Nicht-Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio schließlich locker: „Am Ende ist es auch nur ein weiterer Wettkampf. Doch der Sport insgesamt hat mein Leben geprägt, mich zu jener Person geformt, die ich jetzt bin.“ ÖFT-Präsident Prof. Friedrich Manseder schloss die Gala ab: „Nicol hat uns über ein Jahrzehnt international auf Topniveau vertreten. Sie ist eine der würdigsten Vertreterinnen der Rhythmischen Gymnastik, die es gibt. Wegen ihrer Eleganz hat sie eine weltweit große Fangemeinde. Alles Gute für deine Zukunft.“