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Eine Medaille soll her

Dienstag, 18. Juni 2019 / Minsk 2019

Dieses Duo lässt sich nicht so leicht unterkriegen: Viktoria Schwarz und Ana-Roxana Lehaci.

Kurz vor den Olympischen Spielen 2016 zog sich Schwarz mehrere Knochenbrüche – unter anderem einen Schulterbruch – zu. Vor wenigen Monaten erwischte es ihre Partnerin Lehaci. Diagnose: Schulterbruch.

„Wenigstens haben wir beide jeweils eine ‚funktionierende‘ Schulter“, lacht Schwarz. Lehaci ergänzt: „Mir geht es wieder halbwegs gut, aber die Saison-Vorbereitung hat etwas gelitten.“

Dennoch zählen die beiden Österreicherinnen zu den besten Kanutinnen der Welt. Chancen, das unter Beweis zu stellen, gibt es kaum: Die Kanu-Saison umfasst meist ganz wenige Rennen, in diesem Jahr genau zwei. Trotz der körperlichen Vorgeschichte schafften die beiden Oberösterreicherinnen es in beiden Weltcups ins Finale über die olympischen 500 Meter.

„Wir sind zufrieden mit den Ergebnissen, haben aber noch Luft nach oben. Beim Start geht sicher noch mehr, das wissen wir. Auch von der Schlagfrequenz her können wir noch mehr, daran arbeiten wir“, meint Schwarz. Gearbeitet wird zumeist im Olympiazentrum Sportland Oberösterreich. Lehaci: „Dort haben wir alles, was wir brauchen. Die Kraftkammer mit den Technogym-Produkten ist der Wahnsinn, besser geht es nicht. Außerdem sind dort Schwimmbahnen, wo wir sehr gerne trainieren.“

Das große Ziel des Duos lautet Olympische Spiele 2020. „Wir haben für diesen Traum schon viel investiert und aufgegeben. Natürlich werden wir alles daransetzen, in Tokio noch einmal zuzuschlagen“, sagt Lehaci mit einem Funkeln in den Augen. Schwarz fügt an: „Wenn man Leistungssport auf diesem Level betreibt, muss man zurückstecken und Entbehrungen in Kauf nehmen können. Für den Traum der Olympiamedaille macht man das gerne.“

Für Schwarz ist es wohl die letzte Chance auf eine Medaille bei Olympischen Spielen. Mit ihren 33 Jahren zählt sie zu den Routiniers im Feld, ihre Vita kann sich sehen lassen: WM-Gold, WM-Silber und WM-Bronze hat sie bereits gesammelt. Drei Mal – 2008, 2012 und 2016 – nahm sie an Olympischen Spielen teil, schrammte aber jeweils an den Podestplätzen vorbei. In London 2012 kam sie einer Medaille am nächsten, gemeinsam mit ihrer damaligen Partnerin Yvonne Schuring erreichte sie Rang fünf. Etwas mehr als eine halbe Sekunde fehlte auf eine Medaille.

„Das ist längst Schnee von gestern“, denkt Schwarz nicht mehr an 2012 zurück. „Wer weiß, ob ich heute noch aktiv wäre, wenn ich damals eine Medaille geholt hätte. Ich liebe den Kanusport und bin dankbar, nach wie vor dabei sein zu können.“ Seit 2013 bildet Schwarz ein Boot mit der um fünf Jahre jüngeren Lehaci. Die beiden verbindet mehr als nur der Traum von der Olympiamedaille, inzwischen hat sich eine innige Freundschaft entwickelt.

Elf Monate im Jahr trainiert das Duo gemeinsam. Eineinhalb Stunden Training am Wasser vormittags, dann eine Stunde in der Kraftkammer, kurze Mittagspause, gefolgt von weiteren eineinhalb Stunden im Wasser, Stretching und Auslaufen. Bettruhe zehn Uhr. Und das an sechs Tagen die Woche. In Trainingslagern – im Schnitt sieben Blöcke zu je drei Wochen pro Jahr – wird die Intensität dann noch gesteigert.

Für den Traum von Tokio 2020 wagten Schwarz/Lehaci einen mutigen Schritt. Jenen zur Veränderung. Neuer Trainer, neue Trainingsplanung, neue Technik. „Wir sind viel schneller als in den letzten Jahren, die Konkurrenz aber auch. Die Dichte ist hoch, international fahren viele Boote um den Sieg mit“, erklärt Schwarz. „Wenn wir unsere Bestleistung zeigen und alles zusammenstimmt, können wir ganz vorne dabei sein.“

Das ist auch das Ziel für die Europaspiele in Minsk. Lehaci: „Wir haben in der Saison nur wenige Weltcup-Rennen, deswegen haben die Europaspiele große Bedeutung für uns. Hinter Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften sind European Games mit Sicherheit das drittgrößte Highlight.“

„Es wird ein gut besetzter Weltcup und eine gute Generalprobe für die Weltmeisterschaft 2019 bzw. die Olympischen Spiele 2020. Wir brennen auf die Rennen in Minsk“, gibt Schwarz die Marschrichtung vor. Um sich für Tokio 2020 zu qualifizieren benötigen die beiden einen Top-6-Platz bei der WM im August in Szeged (HUN). Davor soll es bereits in Minsk mit einem Spitzenplatz klappen. Der Plan: Von Minsk über Ungarn nach Tokio.

 

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