Gesamtsieg „unvorstellbar“
Was war das für ein Finale bei der Vierschanzentournee in Innsbruck! Alles war für den großen Showdown zwischen Stefan Kraft, Jan Hörl und Daniel Tschofenig angerichtet. Es sollte nicht nur eine weitere rot-weiß-rote Flugshow werden, sondern bis zur letzten Sekunde spannend bleiben.
Daniel Tschofenig legte im zweiten Durchgang mit einem sensationellen Sprung vor und brachte die Skisprung-Arena in Bischofshofen auf der letzten Station der 73. Vierschanzentournee zum Kochen. Wenige Augenblicke später übertraf Jan Hörl die Marke des Kärntners, doch eine verwackelte Landung kostete den Salzburger nicht nur den Tagessieg, sondern auch die Gesamtwertung.
Zu guter Letzt richteten sich alle Blicke auf Stefan Kraft. Der Teamolympiasieger hatte nach Platz eins im ersten Durchgang bereits eine Hand am goldenen Adler. Es wäre nach zehn Jahren der zweite Tournee-Sieg für den Vorzeigeathleten gewesen – doch es sollte anders kommen. Kraft musste aufgrund des schlechter werdenden Windes minutenlang warten und vergab letztendlich als Dritter seine Chance auf den Gesamtsieg.
Tschofenig setzte sich am Ende mit einem minimalen Vorsprung vor Jan Hörl und Stefan Kraft durch. Für Österreich bedeutete das nicht nur den 70. Tagessieg in der Geschichte der Vierschanzentournee, sondern auch den ersten Gesamtsieg seit zehn Jahren.
Mit insgesamt 1.194,4 Punkten hielt er Hörl in der Gesamtwertung um 1,4 auf Distanz, beide blieben über dem bisherigen Rekordwert des Norwegers Halvor Egner Granerud (1.191,2) vor zwei Jahren. Kraft kam auf 1.190,3 Zähler und gab sich als fairer Verlierer, während Tschofenig nach dem vierten Weltcup-Sieg, dem zweiten bei dieser Tournee nach Garmisch, der Goldene Adler für den Gesamtsieg überreicht wurde.
Emotionale Reaktionen
„Ein unbeschreibliches Gefühl. In den letzten Minuten sind so viele Sachen passiert. Ich kann es noch gar nicht realisieren und einordnen. Ich habe bis zum Schluss nicht geglaubt, dass ich noch eine Chance haben werde. Das Warten zum Schluss war unfassbar nervenaufreibend. Als Stefan gelandet ist, habe ich das erste Mal gedacht, es könnte sich eventuell ausgehen. Ich habe alles erreicht, was ich mir vorgenommen habe. Einfach unvorstellbar“, zeigte sich Tschofenig in einer ersten Reaktion emotional.
Während der Kärntner jubelte, überwog bei seinen beiden Teamkollegen die Enttäuschung.
„Es tut einfach richtig weh. Ich habe den Sieg bei der Landung vergeben, es ist extrem bitter. Wir haben vor der Tournee gesagt, wir gewinnen als Team – das haben wir gemacht. Wir sind alle eine unglaubliche Tournee gesprungen, es hat keiner ausgelassen. Tschofi war heute der Bessere, daher hat er verdient gewonnen“, sagte Hörl.
Kraft ergänzte: „Ein herber Tiefschlag. Der Adler wollte nicht zu mir kommen, ich war heute nicht vom Glück verfolgt. Ich habe alles probiert und zwei solide Sprünge gezeigt. Wenn man sich den Wind in beiden Durchgängen anschaut, bin ich wohl im Vergleich zu vielen anderen Athleten einen anderen Wettkampf gesprungen. Leider weit weg von fair! Wenn man so lange warten muss, redet man sich immer ein, dass die Jury wartet, bis ich faire Bedingungen habe. Es ist ein Freiluftsport, aber das Ende hat dann trotzdem nicht gepasst.“