Molham schreibt Geschichte
Molham Hawana ist Österreichs Vertreter im ersten Flüchtlingsteam des Europäischen Olympischen Komitees (EOC). Der 15-jährige Leichtathlet, der 2015 vor dem Krieg in seiner Heimat Syrien flüchtete, ist auch Teil des Youth Olympic Team Austria für die EYOF in Banská Bystrica.
„Wir sind sehr glücklich darüber, dass Molham Hawana bei den EYOF an den Start gehen kann. Er hat sich mit seiner Weite im Speerwurf qualifiziert, alles, was ihm fehlte, ist die österreichische Staatsbürgerschaft. Wir haben uns darum bemüht, dass er im Refugee Team des EOC starten kann“, sagt ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel.
Uralt-Rekord pulverisiert
„Ich kann es noch immer nicht glauben, dass ich 63 Meter geworfen habe und jetzt hier beim Kick-off stehe und zu den EYOF fahren darf“, jubelt Molham Hawana im sympathischen Zwettler Akzent. Der 15-jährige Niederösterreicher, der für die TGW Zehnkampf Union Linz (OÖ) antritt und dort mit Roland, Georg und Ulrich Werthner trainiert, wurde im Juni im Tiroler Reutte mit einer Weite von 63,01 Meter U18-Staatsmeister. Er pulverisierte damit einen 23 Jahre alten Speerwurf-Rekord in der U16 und qualifizierte sich für die U18-EM.
Anfang an der Klimmzugstange
Dabei hat Molham Hawana sein Talent für die Leichtathletik erst im Jahr 2019 entdeckt: „Ich habe mich nicht so gern bewegt, war eher ein bisschen dicklich, dann habe ich daheim meinen Bruder an der Klimmzugstange trainieren sehen. Und ihm nachgeeifert, bis ich meine eigene Klimmzugstange bekam. Dann hat mir der Sportunterricht in der Schule immer mehr Spaß gemacht, bis ich schließlich in die Sportmittelschule Zwettl gekommen bin.“
Seine Leistungen („Beim Schlagballwerfen mussten sie extra ein zweites Maßband für mich auflegen“) fielen bald auf und so kamen SMS-Direktor Gerald Nossal und SMS-Sportkoordinator Thomas Nebauer auf die Idee, für den Jungen ein professionelleres Training zu organisieren. So führte ihn sein Weg schlussendlich ins Leistungssportzentrum nach Linz zu den Werthner-Brüdern. „Mein Papa (Anm.: Ziehvater Mario Weiß) ist mit mir fast täglich die 100 Kilometer hin- und wieder zurück zum Training gefahren“, erzählt Molham Hawana.
Der Traum von Olympia
Sein größter Traum ist es, einmal für Österreich an den Olympischen Spielen teilnehmen zu können. „Vielleicht schaffe ich die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles.“ Vorerst aber freut er sich auf seinen ersten Auftritt im Zeichen der fünf Olympischen Ringe: „Das mit meiner österreichischen Staatsbürgerschaft geht leider nicht so schnell, aber ich darf für das Refugee Team des EOC antreten und bin hier im Youth Olympic Team Austria voll integriert.“