Müller rast zum Gold-Double
Jonas Müller krönte sich bei den Titelkämpfen in der Thüringer Eisarena zum Weltmeister, David Gleirscher raste zu Bronze.
Auch in der Team-Staffel lief es mit Silber nach Wunsch, unterm Strich gewannen die ÖRV-Asse in Oberhof acht Medaillen.
Damit gelang den Schützlingen von Cheftrainer Christian Eigentler nach der EM-Pleite von Sigulda eine beeindruckende Reaktion.
Fünfter ÖRV-Weltmeister
Jonas Müller ist Weltmeister! Der Vorarlberger, der am Freitag im technisch anspruchsvollen Eiskanal von Oberhof zu WM-Silber gesprintet war, entschied das heutige Einsitzerrennen der Herren für sich.
Damit erweiterte der 25-jährige Heeressportler, der in beiden Durchgängen am Start und in der Bahn die Bestzeit fixierte, seine WM-Medaillensammlung mit einer zusätzlichen aus Gold.
Der Bludenzer hatte 2019 den WM-Sprint und ein Jahr später in Sotschi WM-Silber im klassischen Format gewonnen. Müller, der nach einem schweren Sturz und dem Totalschaden seines Schlittens die EM in Sigulda vor zwei Wochen verpasst hatte, ist nach Herbert Thaler (1959), Josef Feistmantl (1969), Markus Prock (1987, 1996) und Wolfgang Kindl (2017) der fünfte österreichische Rodel-Weltmeister im Einsitzer.
Den Jubel perfekt machte die Leistung und das Abschneiden von Olympiasieger David Gleirscher, der hinter dem Deutschen Max Langenhan auf Rang drei rodelte und mit Bronze seine vierte WM-Einzel-Medaille gewann.
Auf Silber fehlten dem 28-jährigen Stubaier gerade einmal 18 Tausendstel Sekunden. Wolfgang Kindl beendete das Rennen auf dem guten sechsten Rang, Nico Gleirscher musste sich nach Platz sechs im Sprint, diesmal mit Rang zehn zufrieden geben.
Spannende Team-Staffel
Der ÖRV-Erfolg im Einsitzer verhinderte einen clean sweep der Gastgeber*innen, die sich in den restlichen acht Disziplinen durchsetzen konnten und ihre aktuelle Dominanz auf den Heimbahnen eindrucksvoll unterstrichen.
So auch in der abschließenden Team-Staffel, wo die Emotionen endgültig überschwappten. Startläuferin Madeleine Egle übergab nach einer blitzsauberen Fahrt mit zwischenzeitlicher Bestzeit an Jonas Müller, der ebenfalls wenig anbrennen ließ. Sein jüngerer Bruder Yannick fixierte mit Doppelsitzer-Partner Armin Frauscher trotz Fehlers im Kreisel die zwischenzeitliche Führung
Das deutsche Quartett, das im Anschluss als letztes Team ins Rennen ging, zeigte allerdings keine Nerven und verhinderte die erfolgreiche Titelverteidigung Österreichs. Nach 2:22.256 Minuten Fahrzeit entschieden 23 Tausendstel Sekunden zu Gunsten Deutschlands, Bronze ging an das lettische Team.
Mannschaftlich stark
Österreichs WM-Bilanz fällt mit acht Medaillen mehr als erfreulich aus, drei vierte Plätze und elf weitere Top-10-Ergebnisse bestätigen die mannschaftliche Stärke der Eigentler-Schützlinge, die auch in der U-23-Wertung viermal anschreiben konnten.
Lisa Schulte und Hannah Prock mussten sich im Einsitzer lediglich Merle Fräbel (GER) beugen, U-23-WM-Silber gab es auch für die Vize-Weltmeisterinnen Selina Egle und Lara Kipp, sowie Juri Gatt und Riccardo Schöpf im Doppelsitzer.
Der Rodel-Tross bleibt in Deutschland, übersiedelt aber ins sächsischen Osterzgebirge, wo am kommenden Wochenende in Altenberg wieder um Weltcuppunkte gerodelt wird.
STIMMEN
Jonas Müller: „Vor so vielen Zuschauer macht es einfach brutal viel Spaß und dass es dann für ganz vorne gereicht hat, ist einfach mega geil. Ich war etwas überrascht, weil der zweite Lauf nicht ganz so gut war, kurz habe ich geschwitzt, aber es ist sich ausgegangen. Der Startblock hier in Oberhof liegt mir einfach, da geht es gleich einmal steil weg. Ich fühle mich körperlich extrem gut, habe keine Rückenschmerzen mehr, wir haben im Sommer sehr gut gearbeitet. Der ganze Verband, es sind so viele im Hintergrund die da mitgeholfen haben, ich bin nach dem Materialbruch von Sigulda an nächsten Tag im Flieger gesessen, habe mit Andreas Linger in Igls trainiert und mich richtig wohl gefühlt, es war echt cool. Vielleicht war die Pause gar nicht so schlecht, es hat perfekt gepasst. In der Staffel haben wir glaube ich alle ein paar Fehler gehabt, aber wir sind alle sehr sehr glücklich, dass wir den zweiten Platz geholt haben.“
David Gleirscher: „Wenn du durchs Ziel fährst, und der Einser oder Zweier aufleuchtet, weißt du, es ist eine Medaille. Wenn man den zweiten Lauf im Hinterkopf hat, weiß man aber, dass der Max (Langenhan) in Reichweite gewesen wäre, deswegen war kurz ein Ärger da, ich freue mich aber mega über die Bronzemedaille. Wir wissen, dass wir uns hier in Oberhof gegen die Deutschen schwer tun, aber wir haben da als gesamtes Team gemeinsam mit den Trainern einen mega Job gemacht, unsere Schlitten waren heute perfekt.“
Madeleine Egle: „Mein Lauf war ganz gut, im Zielbereich hat es mich etwas geschreckt, da habe ich gehofft, dass ich die Ausfahrt noch erwische, aber es ist sich Gott sei Dank noch gut ausgegangen.“
Yannick Müller: „Wir haben die ganze Woche über nie Probleme gehabt mit dem Kreisel, heute war zu viel Nachdruck aus der Kurve da, damit ist der Schlitten dann ausgebrochen. Bis dahin war es im Großen und Ganzen ein guter Lauf.“
Armin Frauscher: „Mit Bronze in der Staffel und insgesamt drei Medaillen ist unsere Bilanz auf jeden Fall positiv und großartig, es war ein tolles Wochenende. Die Teamkollegen haben uns wegen dem Fehler in der Staffel schon alle verziehen, jetzt heißt es den Flow mitnehmen und in die nächsten Rennen gut rein zu starten.“
Christian Eigentler (ÖRV-Cheftrainer): „Speziell hier in Oberhof, in der Höhle des Löwen, Gold und Bronze im Einsitzer ist eine Sensation, das haben wir uns nicht erwartet. Schade, dass es in der Team-Staffel nicht ganz geklappt hat, die zwei Hundertstel findest du überall, aber wir sind auch mit der Silbermedaille absolut zufrieden. Das Resümee ist sehr positiv wir sind überglücklich und werden schauen, dass wir den Schwung zu den restlichen Rennen mitnehmen.“