„Uns fehlen Siege“
Österreichs NBA-Expert Jakob Pöltl ist bei den Toronto Raptors bei erst zwei Saisonsiegen gegenüber neun Niederlagen ein Lichtblick. Pöltl im Interview.
Der Start der Toronto Raptors in die neue NBA-Saison gestaltet sich wegen Verletzungsproblemen schwierig. Scottie Barnes versäumte sieben, Immanuel Quickley acht, R.J. Barrett drei Spiele und Kelly Olynyk und Bruce Brown konnten noch gar nicht eingesetzt werden. Nach elf Spielen halten die Kanadier bei einer 2:9-Bilanz und finden sich damit am Tabellenende wieder.
Konkurrenzfähig sind die Raptors meist dennoch: Fünf Niederlagen fielen mit maximal sechs Punkten Differenz aus, drei davon mit zwei.
Jakob Pöltl persönlich tut alles, um seinem geschwächten Team zu helfen und ist ein echter Anker. Würde er seine aktuellen Schnitte in Minuten (32,4), Freiwurf-Prozentsatz (68,8), Punkten (14,0), Rebounds (11,4) und Defensiv-Rebounds (7,5) über den gesamten Grunddurchgang halten, wären dies allesamt Karriere-Bestwerte in seinen bislang neun NBA-Saisonen. In der Nacht auf Montag schrieb der 29-jährige Wiener mit 14 Punkten und zehn Rebounds sein fünftes Double-Double im elften Spiel an.
Bringt NBA Cup Trendwende?
Der Blick bleibt nach vorne gerichtet: Die zweite Auflage des NBA Cup beginnt in der Nacht auf Mittwoch, die Raptors treffen auswärts auf Milwaukee. Weitere Gruppengegner sind Detroit, Miami und Indiana. Die sechs Gruppensieger plus jeweils der beste Gruppenzweite jeder Conference qualifizieren sich für das Viertelfinale. Alle Spiele bis auf das Finale zählen auch zur Regular Season.
Jakob, wie fasst du eure bisherige Saison zusammen? Trotz der Ausfälle wart ihr oft dran, leider gab es einige knappe Niederlagen. Stimmen die Leistungen positiv für den Rest der Saison, wenn ihr hoffentlich bald komplett seid?
Jakob Pöltl: „Einerseits zeigen wir teilweise sehr gute Leistungen, schlagen uns gegen starke Gegner wirklich gut und sind in vielen Partien knapp dran, anderseits fehlen ganz klar die Siege. Uns war grundsätzlich bewusst, dass es in dieser Saison um die Weiterentwicklung geht. Wir zeigen schon, dass wir guten Basketball spielen können, nur müssen wir das auch über ein ganzes Spiel schaffen.“
Du hast statistisch einen großartigen Saisonstart hingelegt. Würdest du sagen, dass du derzeit den besten Basketball deiner Karriere spielst, und warum funktioniert es aktuell so gut?
Pöltl: „Rein statistisch betrachtet ja. Ich würde sagen, dass ich aktiver bin als in vergangenen Jahren, was aber auch daran liegt, dass es für mich mehr Möglichkeiten gibt, aggressiv in der Offense zu sein. Ich würde da aber nicht zu viel reininterpretieren. Ich bin mit meiner persönlichen Leistung prinzipiell zufrieden, aber ich habe in meiner Karriere trotzdem schon besser gespielt.“
Im letzten Spiel hat es lange gut ausgesehen, aber nach der Pause wart ihr klar unterlegen. Woran lag es und was sagst du zur Leistung von LeBron James, der ein Triple-Double erzielte?
Pöltl: „Wir haben in der zweiten Halbzeit defensiv nicht mehr so viel auf die Reihe gebracht, wiederholt die gleichen Fehler gemacht, sind nicht wirklich am gleichen Nenner gewesen und haben uns mit der Kommunikation schwergetan. Ein Spieler wie LeBron James bestraft das natürlich.“
Nächster Gegner sind zum Auftakt des NBA Cup die Milwaukee Bucks, die etwas überraschend erst zwei Siege einfahren konnten. Was sagst du zu den Bucks und welchen Stellenwert hat für euch die zweite Auflage des Cups?
Pöltl: „Auch wenn die Bucks einen schwachen Saisonstart hatten, sind sie immer noch ein sehr starkes Team, haben mit Giannis Antetokounmpo einen der besten Spieler der NBA in ihren Reihen. Natürlich wäre es schön im NBA Cup einen Sieg zu holen, für uns geht es generell darum aus der Niederlagenserie rauszukommen, eine positive Erfahrung zu machen und den Roadtrip mit einem Sieg abzuschließen.“