Mit den Worten „Werte stehen an erster Stelle“ eröffnete IOC-Präsident Thomas Bach Dienstagnachmittag feierlich die 144. IOC-Session in der Internationalen Olympischen Akademie nahe dem antiken Olympia in Griechenland, dem Geburtsort der Olympischen Spiele vor fast 3.000 Jahren. An der Zeremonie nahm auch Griechenlands neu gewählter Präsident Konstantin Tassoulas teil.

„Die Olympischen Spiele und ihre Werte haben über Jahrtausende hinweg Bestand gehabt“, erklärte Bach. Er betonte weiter: „Diese Werte machen die Olympischen Spiele einzigartig. Als ihre Hüter ist es unsere Pflicht, sie stets in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen. Sie erinnern uns daran, dass wir Teil von etwas Größerem sind. Unsere Verantwortung ist es, diese Werte mit Würde zu bewahren und an kommende Generationen weiterzugeben.“

Gleichzeitig warnte Bach davor, die olympischen Werte als selbstverständlich anzusehen: „Die antiken Olympischen Spiele endeten, als politische und kommerzielle Interessen dominierten und die Werte des Sports verdrängten. Über Jahrhunderte gerieten die Spiele daraufhin in Vergessenheit. Erst Pierre de Coubertin gelang vor 131 Jahren ihre Wiederbelebung. Er war damals erst 29 Jahre alt und wollte die Welt durch den Sport und seine Werte zu einem besseren Ort machen.“

Bach, dessen Amtszeit als IOC-Präsident im Juni endet, sprach von einem besonderen Moment: „Es gibt seltene Augenblicke, in denen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Einklang stehen. Dass wir uns hier in Olympia zur Eröffnung der IOC-Session versammeln, ist einer dieser außergewöhnlichen Momente.“ Im Rahmen der Session auf dem Peloponnes wird auch Bachs Nachfolger gewählt, der zehnte Präsident in der Geschichte des IOC.

„Genau hier begann alles“, erinnerte Bach die IOC-Mitglieder. „Das antike Olympia besitzt eine besondere Bedeutung für uns alle. Lassen Sie mich zu Beginn dieser Session unseren griechischen Gastgebern herzlich danken. Griechenland und die griechische Zivilisation haben der Welt zwei außergewöhnliche Geschenke gemacht: die Demokratie und die Olympischen Spiele.“

Bach erinnerte zudem an die antike Tradition des Olympischen Friedens, der Ekecheiria: „Dieser heilige Waffenstillstand ermöglichte Athleten und Zuschauern aus verschiedenen griechischen Stadtstaaten die Teilnahme an den Spielen, obwohl sie ansonsten ständig im Konflikt miteinander standen. Schon damals bestand eine enge Verbindung zwischen den Olympischen Spielen und dem Frieden. Wir schulden Griechenland für diese wertvollen Errungenschaften ewige Dankbarkeit.“

Besonders hob Bach hervor, dass in Olympia das Herz von IOC-Gründer Pierre de Coubertin ruhe. „Hier spüren wir den zeitlosen olympischen Geist – antik und modern zugleich. Dieser Geist mahnt uns, über unsere Verantwortung als Hüter des olympischen Erbes nachzudenken und entsprechend zu handeln.“

Abschließend zitierte Bach Pierre de Coubertin, der einst sagte: „Die Olympischen Spiele sind eine Pilgerreise in die Vergangenheit und ein Akt des Glaubens an die Zukunft.“ Bach ergänzte: „Wenn wir Coubertin ehren, tun wir dies mit Demut und Vertrauen. Lasst uns diese IOC-Session als heilige Pilgerreise zu unseren Ursprüngen, als Würdigung unseres Gründers und als klares Bekenntnis zur Zukunft begreifen, die wir mit der Wahl eines neuen Präsidenten gestalten werden.“

Seine Rede beendete Thomas Bach mit einem optimistischen Ausblick: „Mit Vertrauen im Herzen wollen wir unsere Wurzeln ehren und gemeinsam eine noch strahlendere Zukunft für unsere geliebte Olympische Bewegung schaffen.“ Hier geht's zur gesamten Rede.