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"Könnte meine letzte EM sein"

Freitag, 25. September 2020 / Tokio 2020

Montag startet die Segel-EM (28.9.-4.10.) in den drei Olympischen Bootsklassen 49er, 49er FX und Nacra 17 am Attersee. 150 Boote aus 28 Nationen kämpfen dort um Edelmetall.

Wir haben Österreichs Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele 2016 in Rio zum Thomas Zajac (35) und Tanja Frank (27) zum Doppelinterview gebeten. Tanja Frank tritt mit Lorena Abicht in der Klasse 49er FX, Thomas Zajac mit Vorschoterin Barbara Matz im Nacra 17 an.

Wie groß ist bei der EM am Attersee der Heimvorteil für Österreichs Boote?

Tanja Frank: Das letzte Mal bin ich 2010 am Attersee gesegelt, aber wir dürfen hier schon seit letztem Sonntag segeln, damit wir ein bisschen eine Ahnung bekommen, was uns hier erwartet. Genial ist, dass das gesamte österreichische Segelteam hier seine Erfahrungen austauscht und wir doch auch von dem, was andere hier an Erfahrung gesammelt haben, profitieren können.

Thomas Zajac: Das stimmt, eine Heim-EM ist schon etwas Spezielles. Aber es ist jetzt nicht so, dass wir einen riesengroßen Heimvorteil hätten. Wir durften heuer zwar schon kurz nach der Lockdown-Phase in Österreich trainieren. Und wir haben uns damals für den Attersee entschieden, ohne zu wissen, dass das das EM-Revier wird. Deshalb haben wir dort doch schon einige Seemeilen abgespult. Für uns ist das Revier trotzdem etwas exotisch.

Exotisch?

Zajac: Ja, weil wir ja sonst immer am Meer segeln. Jetzt haben wir Süßwasser, kein Salzwasser. Wir haben absolutes Flachwasser, also überhaupt keine Strömung. Das sind alles Dinge, die wir eigentlich sonst das ganze Jahr über nicht haben. Und dann gibt es da noch diese Windcharakteristik, die sehr speziell ist, weil rundherum Berge und kleine Täler Einfluss darauf haben. Das ganze Seengebiet im Salzkammergut ist geprägt durch Westwetterlagen, das heißt, das Wetter kommt und geht relativ schnell. Der Attersee ist tricky. Auf den Bergen oben kann es sehr kalt sein, unten am Wasser aber wieder sehr warm und dieser Mix macht es sehr speziell. Angesagt ist eine Kaltfront mit drehenden Winden.

Wie wichtig ist die EM auf eurem Weg Richtung Olympischer Spiele in Tokio?

Frank: Die EM ist generell ein wichtiger Schritt, um zu sehen, wo man steht. Die internationale Konkurrenz hat man ja heuer kaum gesehen, bis auf die Segelwochen in Kiel. Und da waren wir mit Rang 24 natürlich nicht zufrieden, da konnten wir das, was wir im Training draufhaben nicht im Wettkampfmodus umsetzen.  Das ist nach einem halben Jahr Wettkampfpause nicht leicht. Also ist es ganz wichtig, wieder in dieses Regattagefühl hineinzukommen.

Zajac: Eine Europameisterschaft ist keine Pipifax-Regatta. Sehr viele Europäer werden sehr gut vorbereitet sein, weil es noch sehr viele Nationen gibt, die eine interne Ausscheidung Richtung Tokio haben. Dazu gibt es Nationen, die sich noch nicht für die Olympischen Spiele qualifiziert haben. Das heißt, das Niveau wird hoch sein. Außerdem ist jede Regatta, die wir vor den Spielen mitnehmen können, wichtig und es könnte ja auch meine letzte EM sein. Wer weiß das schon. Ich habe also ein Bedürfnis hier zu Hause gut zu segeln und gut zu performen. In Kiel waren wir mit Platz 5 jedenfalls schon nahe an einer Medaille dran.

Eure Ziele bei dieser Heim-EM?

Frank: Ziel ist immer ein gutes Abschneiden. Lorena und ich sind sicherlich Außenseiterinnen. Das erste Ziel heißt also Gold-Flotte, dann Medal Race. Am wichtigsten für uns aber, ist es wie gesagt wieder in diesen Wettkampfmodus zu kommen.

Zajac: Babsi und ich haben das Ziel gute Starts zu haben, schnell zu sein, taktisch wenig zu patzen, den Wind richtig zu riechen. Wenn man alle diese Ziele erreicht, hat man am Ende des Tages ein gutes Ergebnis. Und wenn es dann ein anderer noch besser machen sollte – fair enough! So ist das Spiel. Wir haben nicht auf diese EM hintrainiert, sondern auf unser großes Ziel Tokio. Dennoch wollen wir daheim gut segeln.

Eine Frage noch an Thomas: wie geht es dir nach deinem im Vorjahr erlittenen Seitenbandriss körperlich?

Zajac: Meine Seitenbandriss vom letzten Jahr ist wahnsinnig gut verheilt. Da habe ich absolut keine Beschwerden mehr. Ich bin überhaupt sehr zufrieden mit unserer Kondition. Babsi und ich haben die Corona-Zeit für den körperliche Aufbau genutzt. Es ist sonst immer schwierig, wenn man so viel unterwegs ist, Zeit für das Gym zu finden. Von dem her, haben wir die Zeit genutzt. Also sind wir körperlich auf einem hohen Niveau.  Ich klopfe also auf Holz und hoffe, dass mein Skelett noch bis zu den Olympischen Spielen ganz bleibt.

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