"Das schlägt einfach alles!"
ÖOC-Sportdirektor Christoph Sieber stand vor dem Doping-Kontrollraum in der Chizhovka Arena in Minsk und umarmte Karate-Goldmedaillengewinnerin Bettina Plank. Seine Frage: "Willst Du die Fahne bei der Schlussfeier tragen?" Das Gesicht der 27-Jährigen begann zu strahlen, das Nicken war deutlich. "Natürlich will ich. Das ist eine Riesenehre für mich!" Dann nahm sich die Europaspiele-Siegerin Zeit für ein erstes ausführliches Interview.
Bettina, wie hört sich das an: Siegerin der Europaspiele, Goldmedaillengewinnerin?
Bettina Plank: "Ich glaube, das schlägt alles bisher Dagewesene. Das ist der größte Erfolg meiner Karriere, noch wichtiger als WM-Rang 3. Diese Europaspiele waren - so heißt es - das wahrscheinlich bestbesetzte Turnier der Welt. Pro Gewichtsklasse nur die besten Acht Europas, aufgeteilt in zwei Gruppen. Um Gold zu holen, musst du 5 Mal gewinnen, darfst keinen Bruchteil einer Sekunde unaufmerksam sein. Es gibt keinen leichten Kampf. Ich merke jetzt erst, wie anstrengend der heutige Tag für mich war. Ich habe im Pool die Europameisterin besiegt, im Semifinale die Weißrussin vor eigenem Publikum und dann mit der Türkin die Nummer 1 der Welt. Das ist einfach unglaublich, macht mich einfach nur stolz. Und jetzt auch noch die Fahne tragen zu dürfen. Das ist mein Tag, schön!"
Wie schwer war es gegen Ozcelik Arapoglu im Finale?
Plank: "Serap hat mich vor vier Jahren im Europaspiele-Finale in Baku klar geschlagen, zuletzt auch in Kanada im Kampf um Platz 3. Ich hab' mir immer sehr schwer getan gegen sie. Ihre Konstanz, ihre Schnelligkeit sind in unserer Gewichtsklasse das Maß aller Dinge. Sie ist für mich die klare Nummer eins. Bisher war's immer so: Ich hab' versucht auf ihre Attacken zu reagieren und sie hat mich dann beinhart ausgekontert. Diesmal war das Konzept: Pro-aktiv zu sein. Sie zu überraschen! Und ja nicht in ihre Konter zu laufen. Das hat super funktioniert!"
Schon in der Vorrunde hast Du eine zweite Angstgegnerin besiegt, die Französin Bouderbane, regierende Europameisterin. War das der erste wichtige Schritt zur Goldmedaille?
Plank: "Sophia hat mich bei der EM im Finale 5:0 besiegt. Auch sie ist so eine Gegnerin, gegen die man sich schwer tut. Ganz besonders, wenn man hinten liegt. Auch da musste ich aktiv sein. Selber den Kampf bestimmen. Auch das hat sehr gut geklappt. Und damit war klar: Ich habe mein Minimal-Ziel erreicht - meine zweite Medaille bei den Europaspielen."
Was bedeutet dieser Sieg im Hinblick auf die Sommerspiele 2020 in Tokio?
Plank: "Zuerst muss ich mich für Tokio qualifizieren. Aber klar: Dieser Erfolg zeigt mir, dass ich an einem guten Tag alle schlagen kann. Das tut natürlich fürs Selbstvertrauen gut. Besser hätte die erste Saisonhälfte nicht zu Ende gehen können!"