"Verschiebung nicht grundlos!"
Was sagen Österreichs Top-Athletinnen und -Athleten zur Verschiebung der Olympischen Spiele? Wie gehen sie damit um? Und was bedeutet das für die nächsten Wochen und Monate. Wir haben uns bei den Olympia-Kandidatinnen und -Kandidaten umgehört!
Jessica Pilz (Klettern): „Ich bin froh, dass jetzt Klarheit herrscht und die Verschiebung endgültig fixiert ist. Man sitzt als Athlet tatenlos zuhause und kann sich nicht ordentlich vorbereiten. Dieser psychische Druck fällt nun weg. Außerdem geht die Gesundheit vor. Es ist nicht sinnvoll, wenn in der derzeitigen Situation so viele Menschen zusammenkommen. Wichtig ist jetzt einmal, dass wir den Virus in den Griff bekommen.“
Thomas Zajac (Segeln): „Die Verschiebung der Tokio-Spiele ist in Anbetracht der Umstände das einzig richtige, wir haben im Moment ganz andere Sorgen, die Gesundheit steht im Vordergrund. Keiner weiß, wann wieder Normalität einkehrt, wann wir wieder unserer Arbeit nachgehen können und ob, wie in unserem Fall, unsere Partner den Weg mit uns auch weiterhin mitgehen. Unsere Pläne und Budgets liegen bis August 2020 am Tisch, wir können aktuell nicht beurteilen wie das kommende Jahr aussieht, weder wirtschaftlich noch sportlich. Das beschäftigt mich natürlich, aber noch mehr beschäftigt mich die aktuelle Situation. Ich hoffe wie jeder andere, dass wir diese Krise bald meistern, bleibe daheim und versuche das Beste daraus zu machen.“
Magdalena Lobnig (Rudern): „Diese Entscheidung ist eine für die Gesundheit, für den Sport und jedenfalls richtig. Die aktuelle Situation mit der Coronavirus-Pandemie ist zu ungewiss, zu unsicher und auch unfair, weil die Bedingungen nicht für alle gleich sind. Auch wenn ich im ersten Moment, als ich von der Verschiebung erfahren habe, ein wenig traurig war, weil das große Ziel Olympische Spiele jetzt wieder weit weg ist – Menschenleben sind tausend Mal wichtiger als jedes Sport-Event!“
Lukas Weißhaidinger (Leichtathletik): „Menschlich ist die Absage natürlich zu begrüßen. Derzeit geht es vorrangig um die Gesundheit aller und um die Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems. Sportlich gesehen macht es mich, in einer ersten Reaktion, natürlich auch traurig. Ich habe seit vier Jahren auf den 1. August 2020, den Tag des Diskus-Finales, hingearbeitet.“
Tanja Frank (Segeln): „Eine Verschiebung von Olympischen Spielen passiert nicht grundlos! Natürlich müssen wir uns jetzt mit der neuen Situation zurechtfinden. Aber man kann in allem auch etwas Positives finden, zum Beispiel mehr Vorbereitungszeit. Man weiß natürlich noch nicht wann, wo und wie wir wieder zu Segeln beginnen können, aber das wird sich auch hoffentlich bald herausstellen. Wichtig ist jetzt die Gesundheit, und dass wir alle zusammenhelfen, dass wir die schweren Zeiten schnell überstehen!“
Verena Preiner (Leichtathletik): „Es ist sicher die fairste und beste Lösung für den Sport. Und es gibt uns die Sicherheit, dass wir alle genügend Zeit haben, uns in Ruhe auf Olympia vorbereiten zu können.“
Victoria Max-Theurer (Pferdesport): „Ich finde die Verschiebung sehr verantwortungsvoll vom IOC und den Organisatoren. Aus sportlicher Sicht wäre es unter den derzeitigen Umständen extrem kompliziert geworden, sich ordentlich auf Olympische Spiele vorzubereiten. Alle Turniere sind abgesagt, das Training kann auch nur eingeschränkt stattfinden und niemand kann sagen, wie es weiter geht. Jetzt ist der Druck für uns Sportler etwas heraußen. Der Terminkalender kann hoffentlich bald wieder neu geordnet werden und dann gibt es für uns alle wieder faire Bedingungen Richtung Tokio.“
Bettina Plank (Karate): „Aus gesundheitlichen Gründen ist diese Verschiebung sicherlich das Beste. Aber was das für die japanischen Organisatoren bedeutet, können wir uns alle gar nicht vorstellen. Der Karate-Weltverband muss jetzt wohl auch neue Qualifikationsrichtlinien Richtung Tokio erstellen. Mal sehen, ob die ausgefallenen Turniere nachgeholt werden, denn eigentlich hat die WKF die Turniere inklusive EM schon gestrichen und das Tokio-Ranking abgeschlossen. Wir hätten jetzt nur noch das letzte Qualifikationsturnier in Paris, das auf Ende Juni verschoben worden ist.“
Alisa Buchinger (Karate): „Ich finde ich die Verschiebung gut, alles andere wäre nicht fair gewesen und außerdem ein großes Risiko für die Gesundheit. Wir wissen zwar noch immer nicht genau, wie das mit der Qualifikation bei uns im Karate weitergeht. Aber wir Sportler bekommen jetzt wenigstens Zeit, um gemeinsam diese Krise zu überwinden und danach können wir hoffentlich neu durchstarten.“