"Minsk ist ein sehr guter Gastgeber!"
ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel gibt sich mit dem Verlauf der 2. Europaspiele in Minsk bislang sehr zufrieden. Eine erste Zwischenbilanz:
Es stehen fünf Medaillen zu Buche, zwei in Silber, drei in Bronze. Wie zufrieden sind Sie aus ÖOC-Sicht?
Mennel: „Alle Medaillen waren auf ihre Art speziell: Am überraschendsten kam wohl Bronze im Männer-Straßenrennen durch Daniel Auer. Ihm wurde im Vorfeld ein Top-10-Rang zugetraut, nicht aber Edelmetall. Andere Teams hatten bis zu fünf Fahrer am Start, wir nur drei – darunter zwei erst 19-jährige Zwillingsbrüder. Rad-Nationen wie die Niederlande, Belgien, Frankreich und England sind leer ausgegangen. Die Bronzemedaille von Stephan Hegyi in der +100 kg-Kategorie ist insofern speziell, weil unsere Judokas bis dahin über einen 7. Rang nicht hinausgekommen waren. Stephan hat als 20-Jähriger nach Tel Aviv seine bereits zweite EM-Bronze geholt. Die Art und Weise, wie er den Vize-Weltmeister im Kampf um Platz 3 besiegte, war imposant. Im Team-Bewerb haben dann andere aufgezeigt. Bernadette Graf schlug die Weltranglisten-Erste aus den Niederlanden, Luki Reiter gewann drei von vier Kämpfen. Es sagt alles, dass die letzte österreichische Judo-Team-Medaille aus dem Jahre 1989 stammt. Im Schützen-Lager war die Erleichterung über Silber im 50-m-Liegend-Kleinkaliber-Mixed-Bewerb durch Franziska Peer/Bernhard Pickl ähnlich groß. Diese Medaille bringt zwar keinen direkten Quotenplatz für Tokio, aber sie sollte dem Team für die nächsten Bewerbe Auftrieb geben. Bahnrad-Fahrerin Verena Eberhardt zeigte eine bärenstarke Leistung und riskierte viel, dieser Mut wurde mit Silber belohnt.“
Gab's aus Ihrer Sicht auch Enttäuschungen?
Mennel: „Diese Frage müssen die Sportverbände in den nächsten Tagen, Wochen im Detail analysieren. Im Judo gab’s diesmal viele Erst-Runden-Niederlagen. Im Tischtennis wurden die hochgesteckten Erwartungen im Einzel und Mixed-Doppel ebenfalls nicht erfüllt. Die Judokas konnten an den letzten beiden Wettkampftagen das Blatt wenden. Und auch im Schießen sind die Träume von direkten Quotenplätzen für Tokio nicht endgültig ausgeträumt.“
Europaspiele ohne Leichtathletik und Schwimmen, macht das aus Ihrer Sicht Sinn?
Mennel: „Die Zahlen sprechen für sich: Das Starterfeld von 4.000 AthletInnen aus 50 Nationen ist beachtlich, in 8 Sportarten geht’s um die Olympia-Qualifikation. Die Europaspiele werden von insgesamt 170 Nationen im Fernsehen übertragen. Mehr als 500 MedienvertreterInnen berichten aus Weißrussland. Die Qualität der Sportstätten ist bemerkenswert, das gilt auch für die Stimmung. Minsk ist ein sehr guter Gastgeber. Wir fühlen uns hier sehr willkommen. Ich bin überzeugt, dass die Europaspiele nachhaltig ihren Platz im internationalen Sport-Kalender finden werden. Für die Spiele 2023 hat Krakau den Zuschlag erhalten. Ich glaube, sagen zu können: Das wird gut funktionieren!“
Was lässt sich am Format der Europaspiele noch verbessern?
Mennel: „Trendige Sportarten wie Klettern, Breakdance wären eine mögliche Alternative. Das Ziel muss sein, noch mehr Olympia-Qualifikationen im Rahmen der Europaspiele abzuhalten. Tatsache ist, dass sich unsere AthletInnen in Minsk sehr wohlfühlen. Wir haben bislang teamintern ausnahmslos positives Feedback erhalten.“
Was erwarten Sie für die verbleibenden Wettkampftage?
Mennel: „Wir sind gekommen, um möglichst viele direkte Quotenplätze und Medaillen zu erreichen. Diese Chance lebt noch im Schießen.“