Trotzdem toll, Kühner!
Es hat nicht sollen sein. Max Kühner und Elektric Blue P drehen am Olympia-Finalparcours vor Schloss Versailles eine nahezu perfekte Runde. Nahezu. Die letzte Stange am letzten Oxer, ein Hochweitsprung, fällt. Platz 7 statt Stechen um Edelmetall. Dennoch nimmt die Nummer drei der Welt nach seiner Olympia-Premiere etwas Wertvolles mit aus Paris: „Ein gesundes Pferd!“ Und viel Vorfreude auf die nächste Olympiade. Los Angeles 2028 heißt das Ziel.
Wie schwer der maximal 1,65 Meter hohe 555 Meter lange mit 15 Hindernissen und 19 Sprüngen versehene olympische Grundparcours der Kursdesigner Santiago Varela und Gregory Bodo, der in 84 Sekunden Mindestzeit zu absolvieren war, wirklich war, sah man an den prominenten Ausfällen. Selbst das aktuell beste Pferd der Welt King Edward warf seinen Reiter, den regierenden Doppel-Weltmeister und Nummer 1 der Welt Henrik von Eckermann (SWE) ab, auch der Olympiasieger von 2004 Rodrigo Pessoa (BRA) musste aufgeben.
Max Kühner und Elektric Blue P, vom Weltpferdesportverband FEI im Juli zum Pferd des Monats gekürt, schienen hingegen mit den ungewöhnlichen Kombinationen aus tiefen Oxern und Steilsprüngen und der kräftezehrenden Länge des Parcours wenig Probleme zu haben. Sie waren mit Startnummer 6 ins Rennen gegangen und es sah ganz nach dem ersten fehlerfreien Ritt aus. Kühner beschreibt: „Wir haben die ersten Sprünge gemacht, das hat sich super angefühlt. Eigentlich wurde Blue mit jedem Tag hier immer ein bisschen besser, noch lockerer, noch selbstverständlicher. Teilweise war es sogar fast ein bisschen zu gut, weil er sich so sehr Mühe gegeben hat. Aber das hat sich dann wieder gut eingespielt. Die Dreifache ist er ja ganz einfach und locker gesprungen mit dem Doppel-Oxer auf einen Galopp-Sprung. Das haben wir ganz selten so auf in einem Grand Prix auf der Tour, weil man halt in dem einen Galopp nicht so viel Schwung holen kann, aber selbst das hat er souverän gemacht.“
Bis zum letzten Oxer, der im LA 2028-Design gehalten war. „Ich bin leicht schräg auf den letzten Oxer zu, um da noch mal so ein bisschen Spannung reinzukriegen. Dann ist es passiert. Es gibt jetzt aber nix, wo ich irgendwo sage, das hätte ich anders machen sollen, manchmal geht es sich aus und manchmal geht es sich nicht aus.“
Olympia-Reise geht weiter
Die Urkunde für den Olympischen Diplomplatz, den die Top-8 bekommen, nimmt Kühner als Olympia-Siebenter von Paris 2024 gerne mit: „Die olympische Reise ist noch nicht zu Ende. Ich bin so lange zufrieden, solange ich das Gefühl habe, dass wir immer besser werden, dass ich die Pferde und den Sport immer besser verstehe. Eigentlich finde ich, dass wir da auf einem guten Weg sind in den letzten Jahren. Und ich hoffe, dass wir in vier Jahren dann vielleicht noch besser zurückkommen.“
Aber das Wichtigste, das der 50-jährige Österreicher aus Paris mitnimmt, ist: „Ein gesundes Pferd!“ Und was noch? „Auch alle anderen österreichischen Pferde haben das alles gut überstanden. Colestus von Kathi Rhomberg hat sich richtig gut präsentiert, der ist erst neun Jahre alt.“
Hausaufgaben bis Los Angeles
Zum Team, das nach der EM-Bronze-Sensation von Rom 2023, hier bei den Olympischen Spielen in Paris die Qualifikation fürs Teamfinale der Top-10 mit Platz 13 versagt blieb, sagt Kühner: „Es ist halt immer wichtig, dass jedes einzelne Teammitglied weiterhin bereit ist, sich selbstkritisch zu hinterfragen und diesen ständigen Wunsch hat, etwas zu verbessern. Nicht auf die anderen schauen, sondern einfach auf sich selbst konzentrieren und versuchen, sich stetig zu verbessern, um dann irgendwann ganz vorne zu stehen! Das ist eine ganz wichtige Einstellung, ein Mindset, der eben entstehen muss in einer Sportkultur! Da müssen wir alle unsere Hausaufgaben machen.“
Insgesamt blieben nur drei Reiter-Pferd-Paarungen fehlerfrei. Christian Kukuk mit Checker holte sich mit der einzigen fehlerfreien Runde im Stechen Gold vor dem Schweizer Olympiasieger Steve Guerdat auf Dynamix de Belheme und dem Niederländer Maikel van der Vleuten mit Beauville Z.