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Heute, vor zehn Jahren...

Mittwoch, 9. September 2020

ÖOC - GEPA Pictures

Freitag, den 11. September, steigt in der Linzer Wieningerstraße 11 das letzte Austrian Top-LA-Meeting der Saison, wird mit der Oberbank Arena die neue Trainingsstätte von Mehrkampf-Ass Verena Preiner, ab 16 Uhr, feierlich eröffnet.

Um 16.25 Uhr bestreitet die 25-jährige Linzerin ihr finales Saisonrennen, trifft sie über 100 m Hürden u.a. auf Spezialistin Karin Strametz und greift dann in der 4 x 100 m-Staffel nach einem Landesrekord.

Am Mittwoch durfte bei backaldrin – The Kornspitz Company in Asten kurz vor-gefeiert werden. Auf den Tag genau vor 10 Jahren, im September 2010, absolvierten Verena Preiner und Wolfgang Adler ihr erstes gemeinsames Training. 5.000 Trainingseinheiten später zogen sie eine Erfolgsbilanz.

"Ich war 15 Jahre alt, mein Trainingspartner Joachim hat sich redlich bemüht, mir beim Aufwärmen die Anfangsnervosität zu nehmen. Ich hatte einen Trainingsanzug an und stand vor meinem ersten Hochsprungtraining. Vorbereitungs- bzw. Technikübungen kannte ich damals noch nicht“, erinnert sich die WM-Dritte von Doha ans allererste Training mit Coach Adler. „Imitationen, wie bitte? Linz war für mich eine völlig neue Leichtathletik-Welt. Ich war gleichermaßen aufgeregt und verwirrt.“

Coach Wolfgang Adler muss schmunzeln, wenn er diese Worte hört. „Ich habe Verena gefragt, was sie erreichen will, und sie hat spontan geantwortet: Österreichische Meisterin werden und bei internationalen Rennen starten. Das war nicht weiter außergewöhnlich. Solche Ziele haben andere Mädchen auch. Auffällig war, wie hartnäckig Verena schon mit 15 sein konnte, wenn es darum ging, ihren Kopf und ihre Ziele durchzusetzen.“

Ehrgeiz und Willensstärke, zwei Eigenschaften, die Verena Preiner seit jeher auszeichnen. „Ich war mit Sicherheit kein besonderes Bewegungstalent, musste mir alles hart erarbeiten. Ich habe schnell erkannt, dass mir der Mehrkampf besonders Spaß macht. Ich liebe die Abwechslung.“

Im Jahr 2012 kam der erste Tiefschlag. Verena brach sich den Mittelfußknochen und kämpfte monatelang mit den Folgen zweier Ödeme. „Wir haben in dieser Zeit kurzzeitig auf 400 m Hürden umgesattelt, weil wir dachten, ich würde das Mehrkampftraining nicht verkraften. Meine Leistungen waren mäßig und ich habe in Folge auch das Limit für die Jugend-EM in Rieti (Italien) verpasst.“ Sogar ein Ende der Leistungssport-Karriere stand im Raum. „Ich war verzweifelt und ratlos.“

Die Aussicht auf eine Teilnahme an der Junioren-WM in Eugene/USA 2014 eröffnete mit einem Schlag neue Perspektiven. „Nach Amerika zu kommen, ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das klang sehr verlockend.“ Die Leidensgeschichte mit dem Mittelfußknochenbruch und den Ödemen war überstanden. Wolfgang Adler wollte mehr und fand im Training deutliche Worte: „Nur hinzufahren genügt nicht, das ist Zeitverschwendung. Entweder wir trainieren richtig und du kommst dort unter die Top-10 oder wir lassen es lieber bleiben.“

Die klare Ansage zeigte Wirkung. Verena Preiner durfte ihren ersten Übersee-Trip antreten und landete in Eugene mit neuer persönlicher Bestleistung von 5.530 Punkten auf dem neunten (Junioren-) WM-Rang. Eine gewisse Nadine Visser aus den Niederlanden holte damals Bronze. „Diese Leistung war der erste richtige Quantensprung. Verena hatte sich unter den Top-10 ihres Jahrganges etabliert. Nach Eugene nahm unser Training so richtig Fahrt auf“, betont Wolfgang Adler.

Der endgültige Durchbruch gelang am 14. Juli 2017. Aus dem Mädchen aus Ebensee, das mit 15 ausgezogen war, um in der Leichtathletik Karriere zu machen, war zur jungen Athletin gereift, die bei der U-23-Europameisterschaft im polnischen Bydgoszcz mit neuer persönlicher Bestleistung (von 6.232 Punkten) die Silbermedaille gewann. „Meine erste Siegerehrung auf internationalem Niveau: Ich konnte stolz auf meine Leistung sein und mich erstmals so richtig als Hochleistungssportlerin fühlen. Meine Erleichterung war riesig.“

Der Weg des Erfolgs-Duos nahm seinen Lauf. Verena Preiner wurde im Jahr darauf bei der Europameisterschaft in Berlin Achte (wieder mit neuer persönlicher Bestleistung/6.337 Punkte). Wolfgang Adler: „Damit war klar: Wir sind in der Weltklasse angekommen!“ 2019 wurde der Lohn für die harte Arbeit angefahren: Olympia-Limit am Pfingstsonntag mit dem Erfolg im spanischen Arona, drei Wochen später der Sensationssieg mit neuem ÖLV-Rekord von 6.591 Punkten in Ratingen (GER) vor Teamkollegin Ivona Dadic, Anfang Oktober dann der vorläufige Höhepunkt mit WM-Bronze in Doha. „Ich hatte weiche Knie, konnte es nicht glauben – mit Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson/GBR und Olympiasiegerin Nafissatou Thiam/BEL – auf dem Podium zu stehen.“ Coach Wolfgang Adler hatte Freudentränen in den Augen: „Sie war Fünfte der Entry-List. Klar hatten wir das Wort Medaille intern in den Mund genommen. Wir wussten, dass 6 – 8 Athletinnen für Edelmetall gut sind. Dann aber auch abzuliefern, das war große Klasse.“

Der Blick ist längst auf Olympia in Tokio gerichtet, die Verschiebung der Spiele in den Sommer 2021 verdaut. Die Weltranglisten-Dritte strahlt Zuversicht aus: „Es geht darum, am Tag X um die Medaillen mitkämpfen zu können. Dass ich das erste Mal bei Olympia dabei bin, das genügt mir längst nicht mehr.“

 

Verena Preiner über….

…. Coach Wolfgang Adler: „Er kann im Training schon mal richtig deutlich und vielleicht auch laut werden. Ich weiß bei ihm eigentlich immer, woran ich bin. Er steht mir punkto Ehrgeiz und Zielstrebigkeit um nichts nach. Seine Liebe für die Leichtathletik ist auch nach 5.000 Trainingseinheiten ungebrochen.“ Was bedeuten Dir die Olympischen Spiele?

… die Olympischen Spiele: „Ich habe mit der Qualifikation ein sehr großes Karriere-Ziel erreicht. Aber mittlerweile sind meine Ansprüche gestiegen: Die Teilnahme allein genügt mir nicht, ich will mehr. Ich gehöre zu einem Kreis von 6 – 10 Athletinnen, die 2021 eine Olympia-Medaille holen können. Seit Doha weiß ich nur zu gut, wie schön es sich anfühlt, bei einem Großereignis bei einer Siegerehrung mit dabei sein zu dürfen.“

… eigene Stärken: „Andere hatten vielleicht mehr Talent. Aber ich habe Kampfgeist und Durchhaltevermögen. Das zahlt sich am Ende aus. Ich glaube fest daran: Es gibt (fast) nichts, was du mit harter Arbeit nicht erreichen kannst. Ich habe jahrelang zu Mehrkämpferinnen wie Olympiasiegerin Nafissatou Thiam und Weltmeisterin Katarina Johnson-Thompson aufgeschaut. In Doha stand ich mit beiden am Podium und hatte selbst eine Medaille um den Hals. Das möchte ich – im Idealfall ­­– in Tokio wiedererleben.“

 

Wolfgang Adler über…

… Verena Preiner: „Sie kann sich im Training richtig quälen. Es ist kein Zufall, dass Verena über 800 m besonders stark ist. Wenn es darum geht, ihre Leistungsgrenzen zu verrücken und Schmerzen zu verdrängen, dann wächst sie regelrecht über sich hinaus.“

… das gemeinsame Erfolgsgeheimnis: „Wir arbeiten ständig daran, wie wir miteinander kommunizieren, wie wir Dinge weiterentwickeln können. Wir haben das Team ständig mit Spezialisten im Umfeld* erweitert. Es geht darum, immer mehr auf Details zu achten, nicht mit dem Erreichten zufrieden zu sein. Und das trifft auf uns beide zu.“

… weitere Ziele: „Die 7.000-Punkte-Schallmauer ist das Traumziel. Verena hat in jeder Disziplin Luft nach oben. Es geht darum, sich immer weiter zu entwickeln. Weitere Rekorde, weitere Medaillen sind unser Antrieb – und das liegt absolut im Bereich des Machbaren.“

 

*Sigrun Schönfelder (Medizin), Siegrid Egger, Anja Oyhrer (Physio), Christian Purtscher (Ernährung), Rainer Holzinger, Christian Frauscher (Mental Coaching) , Andreas Prem (Sportwissenschaft)

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