"Die Wochen sind intensiv"
Tschechien, Österreich, USA. Jakub Maly hat mit seinen 27 Jahren schon viel erlebt und ist im September in ein neues Abenteuer gestartet: Russland.
Im Alter von 15 Jahren übersiedelte der gebürtige Prager nach Österreich, um im Leistungszentrum Südstadt an der Karriere zum Schwimm-Profi zu feilen. Nach der Matura zog es ihn zum Bachelorstudium nach Minnesota. Nach einem Stopp in Spittal, wo Maly als Cheftrainer fungierte, zog es ihn vor kurzem nach Russland. Genauer gesagt nach Sotschi, an die Russian International Olympic University (RIOU).
Einer von drei
Die Universität bietet jedes Jahr einer/einem ausgewählten Kandidatin/Kandidaten der Europäischen Olympischen Komitees einen Stipendienplatz für das postgraduale Masterstudium Master of Sports Administration (MSA) an. „Als ich davon erfahren habe, war mir sofort klar, dass ich mich bewerbe“, berichtet Maly. „Es ist ein Master in einem Bereich, in dem ich mich bewege. Außerdem ist der Master mit einer Dauer von einem Jahr kompakt, was mir wichtig war. So ein Studium mit so einer guten Reputation war genau das, was ich mir vorgestellt habe.“
Jedes der 50 europäischen NOKs hatte die Möglichkeit, eine Person für dieses Stipendium vorzuschlagen. Das ÖOC schickte Maly ins Rennen - dann hieß es: Warten. Für das akademische Jahr 2019/20 fiel es der RIOU besonders schwer, sich für ein/n passende/n Kandidatin/Kandidaten zu entscheiden. Daher wurde beschlossen, gleich drei Stipendien zu vergeben – eines davon an Maly.
„Die Wochen sind intensiv“
Im September ging es für den Österreicher los. Die Studiengebühren sowie die Kosten für die Unterkunft sind durch das Stipendium abgedeckt, die Reisekosten werden vom EOC übernommen. Maly: „Bislang läuft es sehr gut. Das Studium dauert drei Semester, wobei das dritte Semester für die Masterarbeit vorgesehen ist. Es gibt um die 16 verschiedenen Module, jede Woche ist eines davon an der Reihe. Wir hatten zum Beispiel schon Management, Regierung und Psychologie. Die Wochen sind intensiv, wir sind von Montag bis Freitag den ganzen Tag eingesetzt. Für mich passt das aber sehr gut, weil ich mich gerne eine ganze Woche in ein Thema einarbeite.“
Die Universität hat es dem ehemaligen Schwimmer – er verpasste die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 nur hauchdünn – angetan: „Die Uni ist unglaublich. Es ist ein Gebäude, wir sind eigentlich der einzige Kurs, der ganzjährig betreut wird. Daneben gibt es noch einige Kurzkurse, aber der Fokus ist auf meinem Lehrgang. Wir sind 28 Studenten aus 19 Nationen. Da bekommst du viele Eindrücke aus anderen Ländern und Kulturen mit. Auch die Professoren stammen aus zehn verschiedenen Nationen. Sie haben Top-Niveau, das ist beeindruckend.“ Nicht umsonst wurde der Studiengang vom Sport Business International Magazine 2018 bereits zum zweiten Jahr in Folge zu den Top-3 postgradualen Sportmanagement-Kursen (Rang 2 in Europa) gewählt.
Auch in der Stadt Sotschi fühlt sich Maly pudelwohl. „Ich war schon öfter in Russland, Sotschi ist eigentlich nicht wie der Rest des Landes. Es ist ein Resort am Meer. Wir haben am Abend 21 Grad, es gibt viele Möglichkeiten, Essen zu gehen – eigentlich ist es mehr wie an der Rivera.“
Wohin geht die Reise?
Dennoch will er sein Masterstudium nicht mit seiner Bachelor-Zeit in Minnesota vergleichen. „Das sind zwei verschiedene Welten“, erinnert sich Maly. „Minnesota mit 50.000 Studenten, hier sind wir 28. Der Zugang ist ganz anders, weil du im Master viel enger mit den Professoren zusammenarbeitest. Minnesota war eine tolle Vorbereitung, weil ich viel lernen konnte und mir das akademsche Schreiben auf Englisch leichter fällt.“
Läuft alles nach Plan, schließt Maly das postgraduale Masterstudium Master of Sports Administration (MSA) im Spätsommer 2020 ab. Wohin die Reise dann geht, steht noch in den Sternen: „Ich mache mir viele Gedanken darüber. Einerseits vermisse ich das Trainerwesen und das Arbeiten am Beckenrand. Andererseits könnte es mich auch eher in Richtung Management oder Administration gehen. Es wird sich im Frühjahr 2020 herauskristallisieren.“
Wie auch immer sich Jakub Maly entscheidet: Seine Reise ist noch lange nicht vorbei.