Der 1971 in Oberösterreich geborene Christoph Sieber kann sich zwischen einer musikalischen und einer sportlichen Karriere entscheiden. Er spielt am Konservatorium in Linz am Chello die „erste Geige“, wählt aber den Weg in den Spitzensport.
1992 siegt der Windsurfer bei der prestigeträchtigen Kieler Woche und ist auch für die Olympischen Spiele in Barcelona qualifiziert. Auf dem Lechner A-390 hat er bis zur letzten Wettfahrt die Chance auf eine Medaille, wird schlussendlich aber Fünfter.
Obwohl Sieber 1994 zur EM-Bronzemedaille surft und auf der Startliste des internationalen Verbandes steht, erfüllt er die Qualifikationskriterien des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC) nicht und ist bei den Olympischen Spielen Atlanta 1996 nur Zuseher. Nun gibt es für Sieber zwei Möglichkeiten: Aufgeben und alles hinschmeißen oder weitermachen. Der Olympionike entscheidet sich für die schwierigere Variante und entwickelt gewissermaßen eine „Jetzt-erst-recht-Mentalität“, zieht nach Obertauern und lernt von Skistar Hermann Maier Ausdauer am Ergometer und Disziplin beim Krafttraining.
Bei den Weltmeisterschaften 1998 ist er in Topform und kommt als Sechster ins Ziel. Und vier Jahre nach seiner größten Enttäuschung, holt Sieber bei den Olympischen Spielen Sydney 2000 auf dem Mistral das erträumte Olympia-Gold – ein Surfer-Märchen.
Bei der Wahl zu Österreichs Sportler des Jahres wird er – ausgerechnet hinter Maier – Zweiter. 2002 tritt er vom Windsurfen zurück, bleibt aber auf dem Wasser und segelt mit Clemens Kruse noch ein paar Jahre im 49er Joelle. Seit 2016 ist Sieber als „Chef de Mission“ im ÖOC für den reibungslosen Ablauf der Olympischen Spiele aus Sicht der heimischen Sportler:innen verantwortlich.