Kurz, aber erfolgreich - so könnte man die Karriere von Doris Neuner am besten beschreiben. Die Tirolerin etablierte sich Anfang der 90er-Jahre als eine von Österreichs besten Rennrodlerinnen. Stärkste Konkurrentin war ausgerechnet ihre um zwei Jahre ältere Schwester Angelika. Nach drei Weltcupsiegen reiste Doris Neuner 1992 als Mitfavoritin zu den Olympischen Winterspielen nach Albertville. Die beiden Wettkampftage (11. und 12. Februar 1992) sollten die besten in den Karrieren der Schwester werden. Doris knallte bereits im ersten der vier Läufe eine furiose Bestzeit in den Eiskanal Piste de la Plagne im Wintersportort La Plagne und sicherte sich am Ende tatsächlich vor ihrer Schwester die Goldmedaille. Gold und Silber für ein Geschwisterpaar im Rodeln - das hatte es zuvor in der Olympia-Geschichte noch nie gegeben. Dass die eigene Schwester möglicherweise erfolgreicher sein könnte, das sei für sie ständiger Ansporn gewesen, beteuern beide, auch wenn die rechte Lust fehlte, sich auf den Schlitten zu setzen oder im Kraftraum Gewichte zu stemmen.
Vier WM-Medaillen (2 x Silber, 2 x Bronze) folgten in den nächsten Jahren. Nach einem Verkehrsunfall musste Doris Neuner bereits 1995 ihre Karriere beenden. Auch nach der Karriere war sie stets in Kontakt mit Spitzensportler:innen, als technische Beraterin und Jugendkoordinatorin ebenso wie in einer Innsbrucker Sporttherapie. Ihr Leben hat sich durch den Olympiasieg kaum verändert. „Rodeln ist nicht Skifahren, das weiß man.“