Als ungewöhnlich könnte man Julia Mayers Karriereweg beschreiben, außergewöhnlich trifft es noch besser. Die Niederösterreicherin war bis Mitte 20 auf den Fußballplätzen dieses Landes unterwegs, sie spielte zum Beispiel in der 2. Bundesliga für Gloggnitz und stand vor dem Sprung ins Nationalteam. Doch Fußball war schlussendlich mehr Hobby denn Berufung für die zu diesem Zeitpunkt parallel arbeitende Lehrerin. Mit 25 Jahren wechselte Mayer schließlich in die Leichtathletik – und bricht seither in regelmäßigen Abständen Rekorde auf verschiedensten Laufdistanzen.
Mayer ist in Bad Fischau im Bezirk Wiener Neustadt aufgewachsen, schon als Kind war sie immer mit dem Burschen unterwegs. Dadurch kam sie zum Fußball und stach im Burschenteam heraus. Schnell, agil, athletisch – so wurde Mayer schon in ihrer Jugend beschrieben. Mitte 20 wechselte sie schließlich zur Leichtathletik. „Ich immer gesagt: Fußball ist für mich mehr Spaß als Professionalität. Den Spaß habe ich dann verloren. Deswegen hab ich das dann gelassen.“
Gleich in ihrem ersten Jahr gewann Mayer den Staatsmeistertitel über 5.000 Meter. „Da bin ich noch gelaufen wie eine Fußballerin - katastrophal, wirklich. Ich habe auch die Videos von damals auf meinen Social-Media-Kanälen gelöscht, weil es so dermaßen schlecht war. Mittlerweile denke ich mir, dass mein ‚Spätstartertum‘ ein riesiger Nachteil ist, weil mir die ganze Schnelligkeit fehlt.“
Weitere Ausrufezeichen folgten schnell, 2021 der neue Straßenrekord über zehn Kilometer. „Mein Trainer hat mir dann gesagt, dass ich die Veranlagung gar nicht so sehr für die kürzeren Distanzen habe, sondern über die längeren. Dann haben wir 2022 gesagt, wir versuchen einen Halbmarathon.“ Da der Halbmarathon nicht olympisch ist, folgte der Wechsel auf die Marathon-Distanz.
Im Marathon konnte die Ex-Fußballerin die ÖLV-Rekordmarke bereits zweimal verbessern. Zunächst in einem Sekundenkrimi auf 2:30:42 Stunden beim Vienna City Marathon 2023, danach auf 2:26:43 Stunden in Valencia im Dezember 2023. Diese große Steigerung sicherte ihr das Olympia-Ticket für Paris, um sieben Sekunden konnte sie das Limit unterbieten.
Die 42,195 Kilometer durch Paris waren wie ein einzigartiger Sightseeing-Lauf und gingen einmal über die bekanntesten Straßen und an den schönsten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt entlang. Nach Rang 55 sagte Mayer: "Ich war extrem fokussiert und habe ab Kilometer 30 die Emotionen auf mich wirken lassen — es war absurd laut auf der Strecke. Das war irre und ich habe die letzten Kilometer extrem genossen. Die Zuschauer haben ein Spalier links und rechts gebildet, ich habe meine Hände ausgestreckt und alle abgeklatscht. Das war unglaublich cool."