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Antike Spiele

Antike Olympische Disziplinen

Laufbewerbe

Eine der ältesten panathenäischen Preisamphoren zeigt Kurzstreckenläufer. Die hochgezogenen Knie und die kraftvoll dargestellte Armbewegung legen eine Sprintdisziplin nahe (The Metropolitan Museum of Art,NY,Rogers Fund,1914,Sign.:14.130.12,Lizenz:CC01.0)
Eine der ältesten panathenäischen Preisamphoren zeigt Kurzstreckenläufer. Die hochgezogenen Knie und die kraftvoll dargestellte Armbewegung legen eine Sprintdisziplin nahe (The Metropolitan Museum of Art,NY,Rogers Fund,1914,Sign.:14.130.12,Lizenz:CC01.0)

Der Lauf (dromos) ist sicherlich die ursprünglichste olympische Disziplin und war zu Anfang vermutlich die einzige überhaupt im Wettkampfprogramm. Das Prestige dieser Sportart lässt sich aus der Benennung der Olympiade, also des vierjährigen Zeitraums bis zu den nächsten Spielen, nach dem jeweils aktuellen Sieger im Stadionlauf ableiten. Hierbei handelte es sich um eine einfache Strecke mit einer Länge von einem Stadion (600 Fuß, in Olympia etwa 192 m). Die Popularität der Sportart brachte es daher mit sich, dass – laut Pausanias – in Olympia zwei Vorläufe und ein Finale durchgeführt wurden, um den Stadionsieger zu ermitteln. Somit konnten vermutlich insgesamt 44 Athleten an den Start gehen.

Durch diesen Tunnel betraten die Athleten das Stadion von Olympia (Bildarchiv Foto Marburg, Nr. fm341360, Foto: Walter Hege, Aufnahme: 1935, Zugang: 1975, Fotokonvolut: Projekt historische fotografische Negative, Lizenz: CC BY-SA 4.0).
Durch diesen Tunnel betraten die Athleten das Stadion von Olympia (Bildarchiv Foto Marburg, Nr. fm341360, Foto: Walter Hege, Aufnahme: 1935, Zugang: 1975, Fotokonvolut: Projekt historische fotografische Negative, Lizenz: CC BY-SA 4.0).

Die antike Laufbahn bildete kein Oval wie in modernen Stadien, sondern war eher ein langgestrecktes Rechteck aus festem Sand. Bewerbe, die länger als ein Stadion waren, wurden nicht in Runden, sondern in geradlinigen Pendelläufen durchgeführt. Der einfache Stadionlauf führte ursprünglich von Osten nach Westen, d.h., auf den heiligen Bezirk zu. Der Start – wie auch das Ziel – wurden zunächst durch eine einfache Linie am Boden markiert. Mit der Zeit und der Ausdifferenzierung des olympischen Disziplinprogramms setzte dann ein recht technisierter Innovationsprozess ein. So sind bereits ab dem sechsten Jahrhundert v. Chr. die sog. balbides überliefert, regelrechte Startblöcke, die als Startzeilen fast über die gesamte Breite der Laufbahn verlegt wurden und durch ihre Zehenrillen beziehungsweise -halter für eine Normierung der Fußstellung beim Start sorgten. Damit lässt sich auch die Startposition nachempfinden, die auf einigen archäologischen Funden abgebildet ist: an den balbides erfolgte der Start in stehender, leicht vorgebeugter Haltung mit fast horizontal auf Schulterhöhe nach vorne gestreckten Armen. Die Antike entwickelte zur Reglementierung des Startzeitpunkts zudem eine mechanische Apparatur, die ungefähr ab dem dritten Jahrhundert v. Chr. das Startprozedere der Laufdisziplinen in etlichen griechischen Wettkampfstätten revolutionieren sollte: die sog. hysplex. Sie verfolgt denselben Zweck wie heutige Startgatter bei Motocross- oder Pferderennen. Mit der hysplex konnte auf ein Startkommando hin die Laufbahn für die Athleten gleichzeitig freigegeben werden.

Das antike Laufprogramm erweiterte sich im Laufe der Zeit durch den diaulos (doppelte Strecke des einfachen Stadionlaufs), der hinsichtlich konditioneller Anforderungen mit dem heutigen 400 m-Lauf vergleichbar ist. Später kam zudem der dolichos hinzu, bei dem es sich um einen längeren Ausdauerlauf handelte. Auch ein hoplitodromos, ein Lauf mit Helm, Beinschienen und Schild, ist für die antiken Spiele belegt.

Entgegen dem recht naheliegenden Gedanken hat es in der Antike keinen Marathonlauf gegeben. Dies war eine moderne Erfindung, die lediglich auf eine antike Legende zurückgeht.

Das Pentathlon (Fünfkampf)

Ein Athlet mit Halteren und sein Trainer (The Metropolitan Museum of Art, New York, 1896, Signatur: 96.18.119, Lizenz: CC0 1.0).
Ein Athlet mit Halteren und sein Trainer (The Metropolitan Museum of Art, New York, 1896, Signatur: 96.18.119, Lizenz: CC0 1.0).

Der antike Fünfkampf bestand laut dem griechischen Schriftsteller Philostrat aus den „leichten“ Disziplinen Laufen, Weitspringen und Speerwerfen und aus den „schweren“ Disziplinen Diskuswerfen und Ringen. Über die Ausführung der einzelnen Sportarten sowie das Prozedere der Siegerermittlung wird auch heutzutage noch Vieles in Frage gestellt.

Da die Verbindung von leicht- und schwerathletischen Disziplinen von den antiken Athleten ein vielseitiges Können verlangte, nahm sich die bildende Kunst den idealtypischen Pentathletenkörper oft als Vorbild für ihre Statuen. Natürlich steckt in diesen modellhaften Darstellung aber auch immer etwas Fiktion und Fantasie. Dass also alle antiken Athleten tatsächlich einen derartigen Idealkörper besaßen, ist eine Vorstellung, die sich hartnäckig hält, aber sicherlich nicht der Realität entspricht.

Eine Amphora aus dem fünften Jahrhundert v.Chr. zeigt in der Mitte einen Diskoswerfer (The Metropolitan Museum of Art, New York, Gift of El Conde de Lagunillas, 1956, Signatur: 56.49.1, Lizenz: CC0 1.0).
Eine Amphora aus dem fünften Jahrhundert v.Chr. zeigt in der Mitte einen Diskoswerfer (The Metropolitan Museum of Art, New York, Gift of El Conde de Lagunillas, 1956, Signatur: 56.49.1, Lizenz: CC0 1.0).

Beim Weitsprung (halma) landete man im sog. skamma, eine Art Grube mit aufgelockertem Untergrund. Die Disziplin wurde mit einem Flötenspiel begleitet, das vielleicht eine ähnliche Wirkung hatte wie das heutige Klatschen des Publikums vor einem Sprung. Eine Besonderheit der Disziplin und den Unterschied gegenüber dem heutigen Weitsprung stellte die Verwendung von Sprunggewichten dar. Diese sog. halteres waren aus Stein oder Metall gefertigt und wogen zwischen etwa 1,5 kg und 4,5 kg. Laut einer – durchaus problematischen – Überlieferung sollen die antiken Athleten damit sogar um die 16 m weit gesprungen sein. Es ist jedoch fraglich, ob man diese Rekordweiten als real oder doch eher literarische Übertreibung bewerten darf. Unter Zuhilfenahme von Vasenbildern und Literaturzeugnissen haben sich dennoch einige Diskussionen über die antike Sprungtechnik entwickelt: mit Anlauf oder aus dem Stand, Ein-Sprung, Drei-Sprung oder Fünf-Sprung, einbeinig oder beidbeinig… Vielleicht haben – wie heute auch – mehrere Techniken gleichzeitig bestanden.

Wenn eine Sportart ganz sinnbildlich für den antiken Sport steht, so ist dies wohl das Diskuswerfen (diskos/solos) , wie es bspw. beim berühmten Diskobol des Myron dargestellt ist. Das Wurfgerät war ursprünglich eine bereits im zweiten Jahrtausend v. Chr. verbreitete Handelsware, bestand aus Eisen, Bronze, Kupfer, Blei oder Stein, maß zwischen 15 cm und 34 cm im Durchmesser und wog zwischen 1,3 kg und 6,6 kg. Das ist ein deutlicher Unterschied zum heutigen normierten Sportgerät, obwohl es im Wettkampf auch um ein Weitwerfen ging. Absolute Weitenangaben werden selten gemacht, jedoch ist in einem byzantinischen Lexikon überliefert, dass ein gewisser Phaÿllos, von dem auch der sagenhafte Rekord im Weitsprung stammt, eine Wurfweite von 95 (delphischen) Fuß, also umgerechnet etwas über 28 m erreicht haben soll. Das mag im Vergleich zu heutigen Weltrekorden wenig wirken, doch muss man bedenken, dass im Wettkampf ausschließlich Allroundsportler antraten. Wenn heutige Mehrkämpfer nur selten die 50 m-Marke überwerfen und der antike Diskus um einiges schwerer war, ist die Wurfweite des Phaÿllos gar nicht so gering, wie sie zunächst scheint. Eine genaue Beschreibung der Wurftechnik allein anhand der vorliegenden Quellen ist aber auch bei dieser Disziplin kaum möglich.

Diese Kurosbasis zeigt v.l.n.r. einen startenden Läufer, zwei Athleten beim Ringkampf und einen Speerwerfer (Bildarchiv Foto Marburg, Nr. fm13427, Foto: unbekannt, Fotokonvolut: Fotokampagne Griechenland 1938, Lizenz: CC BY-SA 4.0).
Diese Kurosbasis zeigt v.l.n.r. einen startenden Läufer, zwei Athleten beim Ringkampf und einen Speerwerfer (Bildarchiv Foto Marburg, Nr. fm13427, Foto: unbekannt, Fotokonvolut: Fotokampagne Griechenland 1938, Lizenz: CC BY-SA 4.0).

Wie bei seinem modernen leichtathletischen Nachfolger kam es beim Speerwerfen (akontion) im Rahmen des Pentathlons auf einen Weitwurf an. Der Speer bestand meist aus Holz und war, wie Vasenbilder zeigen, etwa körperlang. Die im Sport verbreitetste Speerform war wohl ein eher stumpfer, fingerdicker Holunderstab. Genaue Angaben zum Gewicht des Speeres sind zwar nicht eindeutig bestimmbar, jedoch dürfte das antike Sportgerät etwa die Eigenschaften des modernen Frauenspeers besessen haben. Den wesentlichen Unterschied zur heutigen Speerwurftechnik bildete die sog. ankyle. Dabei handelte es sich um ein Lederband, das als Wurfriemen fungierte und in einigen Windungen um den Speerschaft gewickelt oder geknotet wurde. Damit wurde der Speer weniger geworfen als vielmehr geschleudert. Die ankyle konnte so den Beschleunigungsweg des Wurfgeräts vergrößern.

Der Ringkampf (pale) war die letzte der fünf Pentathlondisziplinen. Diese Sportart genoss insbesondere in Griechenland ein besonderes Ansehen, was sich neben den zahlreichen mythischen Darstellungen insb. daran zeigt, dass sich das altgriechische Wort für Sportplatz, palaistra, direkt vom Wort für den Ringkampf ableitet. Als eigentlicher Kampfplatz diente wieder einmal das skamma. Ein Sieg wurde vermutlich durch einen dreifachen Niederwurf und nicht oder nur selten durch das Erreichen der Kampfunfähigkeit des Gegners errungen. Würgegriffe und Hebel wurden – ähnlich wie heutzutage im Judo – vermutlich zwar auch eingesetzt, doch kam es vielmehr auf einen geschickten Nahkampf an, der primär aus Ziehen, Schieben, Schwingen, Klammern, Beinstellen und Werfen bestanden haben wird, also eher mit dem Moment des Gleichgewichtbrechens spielte. Als Niederwurf galt es, wenn der Rücken oder die Schultern den Boden berührten, was die durchaus spektakulären Darstellungen auf Vasen und Amphoren zeigen.

Kampfsportarten

Darstellung eines Ringkampfes oder Pankration auf einer Amphore (The Metropolitan Museum of Art, New York, Rogers Fund, 1916, Signatur: 16.71, Lizenz: CC0 1.0).
Darstellung eines Ringkampfes oder Pankration auf einer Amphore (The Metropolitan Museum of Art, New York, Rogers Fund, 1916, Signatur: 16.71, Lizenz: CC0 1.0).

Neben dem Ringen gab es im antiken olympischen Sport noch zwei weitere Kampfsportarten. Beim Faustkampf (pygme) handelte es sich um eine sehr alte Disziplin, die bereits in der minoischen Kultur ihren Platz hatte. Die Hände der Boxer wurden mit Lederstreifen bandagiert, wobei die Fingerspitzen frei blieben. Die Kraft eines Schlages wird damit aber nicht wie beim heutigen Boxhandschuh über eine größere Fläche verteilt. Daher kann man durchaus sagen, dass es hier recht derbe, mitunter sehr hart und meistens auch blutig zuging, wenn Kopf und Gesicht offenbar das einzige Ziel der Schläge darstellten.

Ein Fragment einer Schale mit zwei Athleten beim Faustkampf (Bildarchiv Foto Marburg, Nr. fm1199225, Foto: unbekannt; Aufnahme: um 1939/1940, Fotokonvolut: Archiv Dr. Franz Stoedtner, Lizenz: CC BY-SA 4.0).
Ein Fragment einer Schale mit zwei Athleten beim Faustkampf (Bildarchiv Foto Marburg, Nr. fm1199225, Foto: unbekannt; Aufnahme: um 1939/1940, Fotokonvolut: Archiv Dr. Franz Stoedtner, Lizenz: CC BY-SA 4.0).

Brutaler noch war sicherlich der Allkampf (pankration), eine Kombination aus Ring- und Faustkampf. Hier war abgesehen von Beißen, Kratzen und Griffen in die Augen und Weichteile womöglich alles erlaubt. Die Pankratiasten schlugen, boxten, stießen mit Händen und Füßen, rangen miteinander – sowohl im Stand- als auch im Bodenkampf. Für den Sieg war es entscheidend den Gegner kampfunfähig zu machen, was nicht selten dazu führte, dass dieser sportliche Wettkampf auch mit dem Tod endete.

Bei allen Kampfsportarten gab es wohl weder eine räumliche Begrenzung des Kampfplatzes im Sinne unseres Boxrings oder der Ringmatte noch eine zeitliche. Die antretenden Athleten wurden zwar in der Antike in Alters-, jedoch nicht in Gewichtsklassen eingeteilt. Dies verlief natürlich nicht mit einer Passkontrolle, sondern lediglich nach Augenmaß. Die Kampfpaare wurden anschließend gelost. Mitunter kam es daher vor, dass sich einige Athleten einem antiken Starathleten gegenüber fanden und bereits vor Kampfbeginn aufgaben. Solche Siege nannte man dann „staublos“ (akoniti).

Wagen- und Pferderennen

Auf dieser Darstellung eines Pferderennens ist die Wende dargestellt (The Metropolitan Museum of Art, New York, Rogers Fund, 190,  Signatur: 07.286.80, Lizenz: CC0 1.0).
Auf dieser Darstellung eines Pferderennens ist die Wende dargestellt (The Metropolitan Museum of Art, New York, Rogers Fund, 190, Signatur: 07.286.80, Lizenz: CC0 1.0).

In Olympia fanden ebenso die sog. hippischen Agone (= Wettkämpfe) statt. Darunter fallen sowohl das Wagenrennen als auch das Wettreiten. Das Hippodrom von Olympia, also der Ort, an dem sie stattfanden, ist nicht erhalten und kann noch immer nicht sicher lokalisiert werden. Wir wissen jedoch, dass der Pferdesport in der Antike eine eindeutige Domäne der Aristokratie war. Wagen, Pferde und Wagenlenker traten nämlich für ihre Besitzer:innen an. Im Falle eines Sieges fiel dieser dann auch den Eignern und nicht dem eigentlichen Wagenlenker zu. Jeder Olympiasieg bedeutete damit eine einträgliche Werbung für die von ihnen gezüchteten Pferde und erhöhte zugleich deren Wert.

Auch wenn eine hippische Sportart bereits im Pelopsmythos eine zentrale Rolle spielt, gelangte das Rennen mit Viergespannen erst im siebenten Jahrhundert v. Chr. ins olympische Wettkampfprogramm. Später erweiterte es sich um das Wettreiten und Zweigespannrennen mit Maultieren, Pferden und Fohlen. Beim antiken Pferdesport wurde mehrmals, d.h., je nach Disziplin zwischen drei- und zwölfmal über die Bahn gerast und entsprechend oft mussten in scharfen Manövern die Wendepfeiler umfahren werden. Da es von diesen an jedem Ende aber nur jeweils einen für alle Wagen gab, verliefen die Wenden sicherlich nicht ohne Karambolagen. Gestartet wurde nach einem komplizierten Staffelsystem aus getrennten Startboxen, bei dem sich abbildet, wie sehr die Antike zumindest im Pferdesport auf Chancengleichheit bedacht war.

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