Website durchsuchenMehr
Antike Spiele

Olympische Athleten

Wer nahm in Olympia teil?

Marmorstatue des berühmten Diadoumenos. Sie zeigt einen Athleten, der sich ein Band um den Kopf bindet (The Metropolitan Museum of Art, New York, Fletcher Fund, 1925, Signatur: 25.78.56, Lizenz: CC0 1.0).
Marmorstatue des berühmten Diadoumenos. Sie zeigt einen Athleten, der sich ein Band um den Kopf bindet (The Metropolitan Museum of Art, New York, Fletcher Fund, 1925, Signatur: 25.78.56, Lizenz: CC0 1.0).

Sportliche Betätigung war ein besonderer Teil eines von griechischen Menschen gemeinsam geteilten Kulturkreises, der gegenüber Außenstehenden stark exklusiv war. Allein Männer konnten sich als freie Bürger der griechischen Stadtstaaten bezeichnen. Ihnen war es damit vorbehalten, sich politisch, juristisch oder militärisch zu betätigen. Frauen, Kinder, Sklaven, Metöken (wörtlich „Mitbewohner“) und Fremde galten nicht als solche und waren damit sowohl vom Wettkampf als auch vom Publikum ausgeschlossen.

Frauen war keineswegs eine generelle sportliche Betätigung untersagt, doch galt in der Antike eine striktere Rollenverteilung als heute, sodass Sport einen weitaus größeren Stellenwert in der Erziehung von Jungen einnahm und in Olympia lediglich unverheiratete Frauen bis zum heiratsfähigen Alter als Zuschauerinnen erlaubt waren. Lediglich bei den sog. Heraia, einem Wettlauf, der auf alte lokale Riten zurück geht, gingen Athletinnen an den Start. Dieser Bewerb fand zwar auch in Olympia statt, jedoch nicht zur selben Zeit wie die Spiele. Insgesamt haben es drei Frauen in besonderer Weise in die antike olympische Geschichtsschreibung geschafft: erstens Kyniska, die als Besitzerin der Pferde bei einem Wagenrennen als Siegerin gekränzt wurde, und zweitens eine namenlose Mutter, die als männlicher Trainer verkleidet ihrem Sohn zujubelte und ihre Tarnung verriet, als sie sich über den Sieg zu eifrig freute. Zum olympischen Kult gehörte drittens eine Priesterin der Göttin Demeter Chamyne, die einzige Frau, die bei den Spielen als Zuschauerin dabei sein durfte.

Für die Athletikkarriere war zudem ein gewisser Vermögensbesitz notwendig, sodass es in der Frühzeit v.a. Adlige waren, die sich eine sportliche Betätigung überhaupt leisten konnten. Der Sport wurde nicht als Beruf im heutigen Sinne verstanden, da Aristokraten ihr tägliches Brot natürlich nicht verdienen mussten. Mit der Zeit entwickelte sich eine für weitere Bevölkerungsschichten offenere Berufsathletik und Professionalisierung. So wurden etwa ab dem vierten und dritten Jahrhundert einige Athletenkarrieren ähnlich wie in der heutigen Sport- oder Begabungsförderung staatlich subventioniert, da der Erfolg eines Athleten gleichzeitg einen Erfolg für die Heimatstadt bedeutete.

Ehrungen und Preise

Fragment eines Marmorreliefs aus römischer Zeit mit einer Darstellung von Siegen in Athen, Isthmia, Argos und Nemea (The Metropolitan Museum of Art, New York, Rogers Fund, 1959, Signatur: 59.11.19, Lizenz: CC0 1.0).
Fragment eines Marmorreliefs aus römischer Zeit mit einer Darstellung von Siegen in Athen, Isthmia, Argos und Nemea (The Metropolitan Museum of Art, New York, Rogers Fund, 1959, Signatur: 59.11.19, Lizenz: CC0 1.0).

Der Sieg in Olympia wurde nicht direkt mit Geld oder etwaigen Sachpreisen belohnt. Auch wurden keine Zweit- oder Drittplazierten prämiert. In der abschließenden Zeromonie erhielt lediglich derjenige Athlet, der unter den Antretenden in der jeweiligen Disziplin Erster wurde, eine Auszeichnung. Bei den vier großen panhellenischen (= gesamtgriechischen) Spielen in Olympia, Nemea, Isthmia und Delphi besaßen die Siegespreise v.a. einen symbolischen Wert, denn hier wurde der Zweig eines geweihten Baumes verliehen. Daher wurden diese Spiele auch agones stephanitai (= Kranzspiele), genannt. So erhielt ein Olympionike, d.h., ein in OIympia siegreicher Athlet einen Olivenkranz, der dem Zeus geweiht war, da in der griechischen Kultur der Sieg nur von einer Gottheit verliehen werden konnte. Daneben wurde ihm mitunter ein rotes Band um den Kopf, Oberarm und/oder Oberschenkel gebunden.

Man darf annehmen, dass, wer in Olympia den Sieg errang, sein künftiges Leben ohne existentielle Sorgen verbringen konnte. So bekleideten Sieger nicht selten politische Rollen in ihrer Heimatstadt, durften Statuen von sich errichten – das war eigentlich unüblich für Normalsterbliche –, erhielten freie Verpflegung und ihnen wurden Siegeslieder gewidmet. Gerade der olympische Sieg brachte einen heroischen bzw. kulthaften Status mit sich. Somit war der eigentlich bescheidene Kranz die vielleicht wertvollste Auszeichnung, die einem Sterblichen zuteil werden konnte.

Milon von Kroton

Der Tod des Milon von Kroton in einer neuzeitlichen Terrakottaskulptur von Joseph Gillis (Bildarchiv Foto Marburg, Nr. fm194466, Lizenz: CC BY-SA 4.0)
Der Tod des Milon von Kroton in einer neuzeitlichen Terrakottaskulptur von Joseph Gillis (Bildarchiv Foto Marburg, Nr. fm194466, Lizenz: CC BY-SA 4.0)

Der wohl berühmteste Olympionike der Antike war der Ringer Milon von Kroton. Er kämpfte in der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts v. Chr. Um ihn ranken sich zahlreiche Mythen und die abertollsten Geschichten. Ihm kam ein Ehrentitel zu, der nur den ganz Großen der Athletik vorbehalten blieb: Periodonikes – eine Art antiker Grand-Slam-Sieger. So durften sich nämlich nur jene Ausnahmeathleten nennen, die nacheinander bei den vier großen panhellenischen Spielen siegreich waren. Milon soll gleich sechsmal in Olympia, siebenmal in Delphi, neumal in Nemea und zehnmal in Isthmia gewonnen haben. Kein Wunder, dass bei diesem Ruf irgendwann keiner mehr wagte, gegen ihn anzutreten. Rund 30 Jahre lang war er im antiken „Hochleistungssport“ aktiv.

Es hieß, in seiner Jugend soll er täglich ein Kalb getragen haben, um seine Kräfte mit der Gewichtszunahme des Kalbs sukzessive zu trainieren. Später soll Milon unter dem stürmischen Beifall des Publikums einen vierjährigen Stier auf den Schultern durch das Stadion getragen, ihn mit einem Schlag auf die Stirn getötet und noch am selben Tag verspeist haben – allein! Doch dies war für ihn angeblich nichts Außergewöhnliches: Fast neun Kilo Fleisch, ebensoviel Brot und noch dazu zehn Liter Wein soll er täglich zu sich genommen haben. Das wären mehr als 50.000 Kalorien und – untertrieben gesagt – medizinisch höchst bedenklich.

In der kriegerischen Auseinandersetzung seiner Heimat Kroton gegen die Nachbarstadt Sybaris kleidete sich Milon wie Herakles mit Löwenfell um die Schulter und einer schweren Keule in der Hand, sodass er den Krotoniaten solchen Mut machte, dass ihnen gegen die dreifache Übermacht der Sybariten ein strahlender Sieg gelang. Sybaris erholte sich wohl nie mehr von dieser Niederlage. Kroton aber stellte noch viele Olympiasieger und berühmte Athleten.

Natürlich nahm Milons Leben einen ebenso dramatischen Tod: Strabon und Gellius erzählen, dass Milon eines Tages in den tiefen Wald ging und dort einen gefällten Baumstamm fand, in dem Spaltkeile steckten. Voll strotzender Kraft versuchte er den Stamm auseinanderzureißen – die Keile fielen heraus. Doch nach einiger Zeit verließen den Übermütigen seine Kräfte, sodass der Stamm wieder zusammenschlug und Milons Hände einklemmte. Derart gefangen, wurde Milon nicht nur ein Opfer wilder Tiere, sondern auch seiner eigenen Hybris, des Übermuts.

 

Astylos von Kroton

Ein weiterer Athlet aus Kroton war Astylos, mehrfacher Olympionike zur Zeit der Perserkriege. Zweimal hintereinander feierte er an einem Tag sowohl Siege im Stadion- als auch im Doppellauf und steigerte diese Leistung noch dazu, als er den Waffenlauf für sich entschied, den er vier Jahre später nochmal gewann. Damit war er der zweite Triastes (Dreifachsieger), den uns die Sportgeschichte des Altertums überliefert.

 

Leonidas von Rhodos

Der größte Läufer war wohl Leonidas von Rhodos aus dem zweiten Jahrhundert v. Chr., der bei vier Olympischen Spielen nur im Diaulos, sondern auch im Stadion- und im Waffenlauf ungeschlagen blieb und insgesamt zwölf Siege feierte. Zum Vergleich: erst 2016 wurde dieser Rekord von Michael Phelps übertroffen.

 

Theogenes von Thasos

22 Jahre lang soll Theogenes im Faustkampf und Pankration unbesiegt gewesen sein. Zusammen mit Milon galt er daher als stärkster Mann der Welt nach Herakles – derart drückte man zumindest in der Antike einen Weltrekord aus. Fast 1400 Kränze soll er errungen haben. Auch im Dolichos soll er gesiegt haben, was bemerkenswert ist, da eine solche Disziplinkombination doch recht ungewöhnlich ist.

Diagoras von Rhodos

Eine Statue von Diagoras von Rhodos in der Internationalen Olympischen Akademie (© M. Tarik Orliczek / ÖOA)
Eine Statue von Diagoras von Rhodos in der Internationalen Olympischen Akademie (© M. Tarik Orliczek / ÖOA)

Als erfolgreichste Sportlerfamilie aller Zeiten wird das Geschlecht der Eratiden bezeichnet: insgesamt neun Olympiasiege in drei Generationen. Diagoras von Rhodos war selbst Periodonike, erlebte mit, wie seine Söhne Akusilaos und Damagetos am selben Tag den Faust- bzw. Allkampf für sich entschieden, und durfte sich sogar über drei olympische, einen pythischen, sieben nemeische, acht isthmische Siege seines Jüngsten, Dorieus, im Pankration freuen. Der antike Schriftsteller Gellius berichtet, dass Diagoras 448 v. Chr., als alle seine drei Söhne am selben Tag in Olympia siegten, unter Jubelfeiern und Glückwünschen vor den Augen des Publikums starb. Cicero zufolge sagte einer der Anwesenden zuvor zu ihm, er könne diese Welt nun verlassen, da er nicht weiter aufsteigen könnte.

Unsere PartnerUnsere PartnerInternationale PartnerInternationale Partner
ÖOC-Logo
Nach oben
Jetzt drucken Schließen
Schließen
close
Logo Österreichisches Olympisches Comité − Privatsphäre-Einstellungen